Freitag, 29. Mai 2009

Smut Peddlers - Porn Again



The High & Mighty und Cage bilden dieses nette Duo, welches mit „Porn Again“ nicht mehr und nicht weniger als 17 gute Gründe dafür liefert, weshalb sich Besuche im Plattenladen deiner Umgebung immer noch lohnen können – vorausgesetzt man versteht es an den richtigen Stellen zu suchen. Denn dann kann es durchaus vorkommen, dass man auf so wunderbare Musik stößt, wie sie eben „Porn Again“ beinhaltet.

Im Jahre 2001 erschienen, spucken hier Cage und The High & Mighty ganz unverfroren auf druckvoll eingespielte Instrumentale, bei denen das Nicken zum Takt schon fast unvermeidbar scheint. Ein Kompliment an DJ Mighty Mi, welcher sich für die komplette Produktion verantwortlich zeichnet, scheint also mehr als angebracht. Ebenso an die Künstler, welche auf „Porn Again“ neben den beiden Smut Peddlers in Erscheinung treten: Legende Kool G. Rap, der begnadete Copywrite, Kool Keith und R.A. The Rugged Man.

Unter den Tracks dürfte vor allem „That Smut“ einigen Hörern bekannt vorkommen, lief es doch hier und da über die Bildschirme von MTV und VIVA. Doch das ist nur die halbe Wahrheit – das Video lief, ja, allerdings mit Part von Deutschlands Topspitter Kool Savas, welcher auf dem Original leider fehlt. Doch zum Glück gibt es da ja noch die anderen beiden Kools und den Fähigkeiten der Smut Peddlers möchte man an dieser Stelle auch das verdiente Lob zusprechen. Diese reimen mit gewohnt einprägsamen Organen, wobei besonders The High & Mighty hervorsticht und dafür sorgt, dass sich der Hörer nicht satthören kann an den Tracks.

Gerade Freunde von kompromissloser Kunst werden auf „Porn Again“ auf ihre Kosten kommen, denn nicht umsonst trägt die Platte das Logo „Rawkus“ – ein Qualitätssiegel, das keinen Zweifel daran lässt, dass „Porn Again“ eine hervorragende Veröffentlichung ist, die für allgegenwärtige Freude sorgt – ganz sicher nicht nur bei mir.

Dienstag, 26. Mai 2009

Mack 10 - Bang Or Ball



„Bang Or Ball“ erschien 2001, zu einer Zeit also, als noch kein Weg an Cash Money Records, auf welchem das Album erschien, vorbeiführte. Baby, Juvenile, B.G., der junge Lil Wayne, Mannie Fresh – diese Namen waren zu dieser Zeit ein Garant für Erfolg und hört man sich die Alben aus dieser Schaffensphase an, kann man durchaus nachvollziehen wieso. Charakteristische Stimmen, die auch auf technischer Seite überzeugen konnten und Beats von Superproduzent Mannie Fresh ließen gar keine andere Wahl, als den Sound zu feiern.

Ebenfalls auf dem Label zu dieser Zeit: ein Drittel der Westside Connection, Mack 10. Dieser passte zwar nicht so recht ins Gesamtbild von Cash Money, zumindest in meinen Augen, konnte aber trotzdem mit diesem nicht ganz schlechten Release aufwarten, welches die bewährte Formel weiterführte und zum überwiegenden Teil Produktionen von Mannie Fresh beinhaltete, die mehr nach Westcoast klingen, als man im ersten Moment denken mag.

Den Anfang besorgt aber, nach dem kurzen Geschwafel-Intro, niemand geringeres als der Hausarzt aus Compton, Dr. Dre. Dieser schraubte für „Hate In Yo Eyes“ einem strammen Beat, der gerade zu prädestiniert ist, im Lowrider losgelassen zu werden. Einzig der von weiblicher Stimme geträllerte Refrain stört ein wenig und erinnert an einen der nervigsten Songs der Musikgeschichte: „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees.

Es folgen die erwarteten Instrumentale von Mannie Fresh, die zwar alle sauber durchgehen, aber ein wenig das Zwingende vermissen lassen, vor allem da Mack 10 zwar kein schlechter Mann am Mikrophon ist, jedoch nicht gerade Kandidat Nummer Eins ist, geht es um die größten Überraschungen innerhalb eines Tracks. Schade, denn so gehen die Songs zwar gut ins Ohr, verlassen dieses aber kurz darauf gleich wieder, um in der Kategorie „Gut, aber nicht besonders“ zu landen.

Etwas interessanter wird es höchstens dann, wenn es Unterstützung von anderen Rapper gibt, die der Sache so etwas Würze hinzufügen können. „Let The Thug In The Club“ mit Weezy und B.G., das Bekenntnis zur Westcoast “Connected For Life” mit den restlichen zwei Drittel der Westside Connection (Ice Cube, WC) und dem grandiosen Butch Cassidy oder etwa „Let It Be Known“, bei dem Scarface und Xzibit für Gastparts vorbeischauen, sind richtig zwingende Stücke, die weit mehr Potenzial aufweisen können als die Solotracks.

Das erkannte wohl auch Mack 10 selbst und so befinden sich auf „Bang Or Ball“ zwar 18 Anspielpunkte, zieht man aber das Intro, die drei Skits und die Tracks mit Features ab, bleiben lediglich 4 (!) Stücke übrig, auf denen Mack allein zu hören ist. Somit lässt sich das Album fast nicht mehr als Soloalbum bezeichnen.
Kein Album, das man gehört haben muss. Dennoch kann sich kein Cash Money-Fan erlauben, diese CD in seiner Sammlung auszulassen und der ein oder andere sehr solide bis außerordentlich gute Song ist hier ja dann doch auch zu finden. Geschmackssache? Ja, vielleicht.

Samstag, 23. Mai 2009

N.A.S.A. - The Spirit Of Apollo



01. Intro
02. The People Tree (ft. David Byrne, Chali 2na, Gift Of Gab & Z-Trip)
03. Money (ft. David Byrne, Chuck D, Ras Congo, Seu Jorge & Z-Trip)
04. N.A.S.A. Music (ft. Method Man, E-40 & DJ Swamp)
05. Way Down (ft. RZA, Barbie Hatch & John Frusciante)
06. Hip Hop (ft. KRS-One, Fatlip & Slim Kid Tre)
07. Four Rooms, Earth View
08. Strange Enough (ft. Karen O, Ol’ Dirty Bastard & Fatlip)
09. Spacious Thoughts (ft. Tom Waits & Kool Keith)
10. Gifted (ft. Kanye West, Santogold & Lykke Li)
11. A Volta (ft. Sizzla, Amanda Blank & Lovefoxxx)
12. There’s A Party (ft. George Clinton & Chali 2na)
13. Whachadoin? (ft. Spank Rock, M.I.A., Santogold & Nick Zinner)
14. O Pato (ft. Kool Kojak & DJ Babao)
15. Samba Soul (ft. Del The Funkee Homosapien & DJ Qbert)
16. The Mayor (ft. The Cool Kids, Ghostface Killah, Scarface & DJ AM)
17. N.A.S.A. Anthem

Der Amerikaner Sam Spiegel aka Squeak E. Clean und der Brasilianische DJ Zegon sind N.A.S.A. – North America/South America – und Mitte Februar diesen Jahres brachten sie mit „The Spirit Of Apollo“ ein Album auf den Markt, das sich nun so gar nicht in die Riege der üblichen Veröffentlichungen stecken lassen wollte. Vielmehr bot es neben hochklassiger Musik vor allem eines: jede Menge Überraschungen. Wie sich diese musikalische Wundertüte macht? Lest selbst.

Als ich zum ersten Mal „The Spirit Of Apollo“ in den Händen hielt, war ich zugegebenermaßen in einem kleinen Tief. Ein Tief, in dem mir Rap-Musik nur geringfügig Freude bereiten konnte, was weniger mit der Musik selbst zutun hatte, vielmehr dürstete es mich schlicht nach etwas frischem Wind um wieder gefallen zu finden am sonst so heiß geliebten Rap. Und als sei es Schicksal, genau dieses Album sollte die frische Brise sein, die ich nötig hatte.

Nach einem kurz gehaltenen Intro ging es dann auch gleich ohne Umwege in die Welt von N.A.S.A., eine Welt, in der scheinbar Ungleiches aufeinander trifft um mal wieder etwas zu wagen, neue Wege zu gehen. Wenn David Byrne, Frontmann von Talking Heads, etwa auf Chalie 2na trifft, der schon die Jurassic 5-Alben mit seiner außergewöhnlichen Stimme veredelte und auch noch Gift Of Gab von Blackalicious sowie Z-Trip zustoßen, dann ist das ganz großes Synchronschwimmen.

Man hört sich weiter durch das N.A.S.A.-Universum und ist fast schon zutiefst erschrocken, wie selbstverständlich man die unterschiedlichsten Charaktere zusammenführt. Method Man, E-40 und DJ Swamp auf „N.A.S.A. Music“? Aber klar doch. Wu-Tang Mastermind RZA auf „Way Down“ mit Barbie Hatch und John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers? Sicher, warum nicht. „Strange Enough“ geht es dann auch mit Karen O von den Yeah Yeah Yeahs, ODB und Fatlip zu, während Tom Waits und Kool Keith ihre „Spacious Thoughts“ preisgeben.

Klasse auch „Gifted“, das sich musikalisch nur schwer beschreiben lässt, mit Kanye West, Santogold und Lykke Li aber glänzend besetzt ist und sich gekonnt auf die eigenen Playlist schummelt. Spank Rock, M.I.A., erneut Santogold und Nick Zinner sind zu hören auf „Whachadoin?“ auf welchem das handelsübliche Telefon spontan zweckentfremdet wird um sich dem Beatkonstrukt zu fügen.

Hören wir an dieser Stelle auf und machen es kurz: „The Spirit Of Apollo“ ist gnadenlos innovativ und unverschämt kreativ. Das liegt nicht allein an den zahlreichen, mutigen Gast-Auftritten, sondern auch an N.A.S.A. selbst, die das Ganze klingen lassen, als seien Kollaborationen dieser Art das Normalste von der Welt. Und wahrscheinlich sollte dies auch so sein, doch bis es soweit ist, wird weiter abgehoben.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Illo - Wer Wenn Nicht Ich?



01. Intro
02. Wieder Mal
03. Sie Ist… (ft. Emory)
04. Alles Wird Gucci
05. Hol Es Dir (ft. Samy Deluxe)
06. Skit
07. Jagdfieber (ft. Afrob, Spezializtz & Separate)
08. Der Schein Trügt (ft. Emory)
09. Bruderliebe
10. Kein Wort
11. Besser Nicht
12. Ihr Seid Nicht Wie Wir
13. Skit
14. Ich Brauch Deine Liebe Nicht (ft. Kaylo)
15. Hätte Ich Es Früher Gesehen (ft. Bacapone & Manuellsen)
16. Nach All Den Jahren
17. Bonus: Oh Mein Gott (ft. Emory)

Es gibt nur wenige Rapper in Deutschland, die auf den Hörer einen ähnlich sympathischen erwecken wie der Hamburger Deutsch-Franzose Illo. Schon sein erstes musikalisches Lebenszeichen, die Single „Keine Zeit“, konnte und kann bis heute die Hörerschaft begeistern, weshalb die Ernennung der JUICE-Leser zum „Newcomer des Jahres 2001“ mehr als in Ordnung ging, ja gerechtfertig war. Das Album „Illosion“ sollte zwar aufgrund der Eimsbush-Insolvenz nie veröffentlicht werden, doch Samy Deluxe und dessen Label Deluxe Records war es zumindest zu verdanken, dass 2007 „Wer Wenn Nicht Ich?“ auf den Markt gekommen ist.

Fans hatten darauf schon sehnsüchtig gewartet, nicht umsonst stehen die Fans in der obligatorischen „Grüße/Danke“-Liste von „Wer Wenn Nicht Ich?“ ganz oben – schon hier kann sich Illo auf angenehme Art und Weise von der großen Masse der egoistisch wirkenden Rapper abheben. Ein weiterer Punkt, der für Illo spricht, ist der, dass ihm keines der gängigen Images anhaftet, sondern Illo als Illo wahrgenommen wird. Und das trotz der mittlerweile schon langjährigen Karriere des ehemaligen Mongo Clikke-Mitglieds.

Das Album startet mit einem stimmigen, von Monroe produzierten Intro, gefolgt von „Wieder Mal“, bei dem Simon Vegas, der schon für „Illosion“ an den Reglern stand, einen Beat beisteuert. „Sie Ist…“ ist ein schönes, ruhiges Stück für die Damen und bot sich seinerzeit nicht nur als Single-Auskopplung an, sondern konnte im selben Zuge auch die TrackSetters vorstellen, hier vertreten durch ein Feature des Sängers Emory und dem Produzenten SiNCH, der auf „Wer Wenn Nicht Ich?“ noch mehr Produktionen platzieren konnte.

Es folgen drei von den Instrumens produzierte Stücke, die nur vom ersten der beiden sehr unterhaltsamen weil lustigen Skits unterbrochen werden. Das gelungene „Alles Wird Gucci“, „Hol Es Dir“ mit Deluxe Records-Schirmherr Samy Deluxe und natürlich „Jagdfieber“, bei dem Afrob, die Spezializtz Dean Dawson und Harris, sowie der Mainzer Separate vorbeischauen und im Zusammenspiel mit Illo die Bude erst zum Brennen bringen, um sie anschließend vollends abzureisen.

Ist die Party vorbei, geht es gehaltvoll und inhaltlich ansprechend weiter, was im Gänsehaut-Song „Bruderliebe“ gipfelt, bei dem Illo sehr persönlich und offen die Zeilen bringt, die vom Gehörgang des Zuhörer direkt unter die Haut wandern. Ein Song über Vertrauen und Glauben mit Bacapone und Manuellsen („Hätt Ich Es Früher Gesehen“) und man nähert sich so langsam dem Ende, welches hier der Bonustrack „Oh Mein Gott“ mit Tracksetter Emory darstellt.

Was langjährige Fans von Illo bereits nach dem ersten Hören wussten, ist heute, gut 2 Jahre nach Release, auch für alle anderen greifbar: „Wer Wenn Nicht Ich?“ bietet gehaltvollen Rap, gesüßt mit ein paar gesungen Hooks und einen Illo, der sich nicht verstellt, sondern sich so präsentiert wie er ist. Und auch der zu dieser Zeit stark vertretene Gangster-Rap, der dieser Tage mehr und mehr an Boden verliert, hatte darauf keinen Einfluss. Sehr gutes Album.

Montag, 18. Mai 2009

TrackSetters - Alle Jahre Wieder EP



01. Kobi Rock – Ghetto Weihnachtsmann
02. KenKenay – Wunschliste
03. Aramit – Schneemann
04. Aramit & Billi – Stille Nacht
05. Emory – Der Glaube An Dich
06. Billi – Vatertag
07. Aramit & KenKenay – Spürst Du’s Auch
08. Aramit & Emory – Goldene Tage

Ende 2008 erschien pünktlich zu Weihnachten diese acht Tracks starke EP der Tracksetters. Mit dabei sind Beiträge von Billi, Aramit, KenKenay, Kobi Rock und Emory, welcher bereits durch Zusammenarbeit mit Illo auf dessen letztes Album „Wer Wenn Nicht Ich?“ (z. B. „Sie ist…“) auf sich aufmerksam machen konnte.

Produziert von SiNCH, KenKenay und T-No bieten die Stücke gefühlvoll gesungene Parts und sauber eingerappte Strophen, die sich weder musikalisch noch inhaltlich irgendwelche Blöße geben brauchen und rund um das Thema Weihnachten den roten Faden der EP bilden. Doch auch eine Prise Humor darf nicht fehlen, was etwa Kobi Rock als „Ghetto Weihnachtsmann“ unterhaltsam darbietet und damit die EP einleitet.

KenKenay präsentiert dem Hörer seine persönliche „Wunschliste“ und zeigt seine Vielseitigkeit, indem er nicht nur die Reime bringt, sondern auch am Beat mitgewirkt hat, der kräftig und zeitgemäß daherkommt. Aramit wird zum „Schneemann“ und lässt Parallelen zu Young Jeezy bewusst zu, während SiNCH und KenKenay, wie bei den vorherigen zwei Liedern, erneut gute Arbeit leisten und ein sehr schönes Instrumental beisteuern.

Und während Aramit und Billi die „Stille Nacht“ berappen, macht sich Emory mit „Der Glaube An Dich“ auf um Beziehungsprobleme zu besingen, was vor allem Freunden deutschsprachigen R’n’B’s gefallen dürfte. Richtig persönlich wird es dann noch auf „Vatertag“, wo Billi tief blicken lässt und seine Definition des 24.12. preisgibt.

„Spürst Du’s Auch“ und das abschließende „Goldene Tage“, bei dem erneut Emorys Gesangstalent zu hören ist, können ebenfalls überzeugen und sorgen dafür, dass „Alle Jahre Wieder“ durchaus zu empfehlen ist. Wer sich aber selbst ein Bild von der EP machen möchte, der begebe sich auf die Homepage, dort könnt ihr die EP auch käuflich für den meiner Ansicht nach sehr fairen Preis von 5 Euro (zzgl. 2,50 Versand) erwerben.

Sonntag, 17. Mai 2009

Prodigy - Ultimate P




Während Prodigy noch immer hinter schwedischen Gardinen sitzt und seine Strafe absitzt, erscheint dieser Tage mit „Ultimate P“ neues Futter um die Zeit bis zur Entlassung für die Fans etwas erträglicher zu machen. Zwei CDs voll mit Tracks klingt dabei schon einmal nicht schlecht und auch die Features von 50 Cent, Young Buck, M.O.P., Twin Gambino, Keak Da Sneak, Kokane und anderen liest sich ganz amtlich.

Dabei handelt es sich bei „Ultimate P“ um kein herkömmliches Album, sondern um eine Ansammlung von allerlei Solostücken sowie einigen Mobb Deep-Stücken, darunter bislang unveröffentlichte oder nur von Mixtapes bekannte Stücke, die den kompletten Schaffenszeitraum von Prodigy (und Havoc) abdecken. Von einstigen Glanzzeiten über den seinerzeit viel diskutierten Wechsel zu G-Unit bis kurz vor Prodigys Inhaftierung, alles ist dabei.

Schnell fällt auf, dass nur ein geringer Teil der hier aufgebotenen Tracks die drei Minuten passiert, der Großteil endet bereits nach rund 2 Minuten, was den Mixtape-Charakter vieler Stücke deutlich offenbart und damit entweder auf Zuspruch oder Ablehnung seitens der Hörerschaft stößt. Selbiges gilt für die nicht ganz perfekte Aufnahmequalität, die wahlweise für einen rauen, ruffen Flair oder aber schnell skippende Zuhörer sorgt.

Abgesehen von der Spieldauer der einzelnen Stücke und der Aufnahmequalität lassen sich die hier versammelten Lieder schlicht als ordentlich bezeichnen. Zwar gibt es hier und da wirklich Hörenswertes, etwa das bereits bekannte „Okay Dunn“ mit Clinton Sparks an den Reglern oder „The Code Part II“ mit Tragedy Khadafi. Der Großteil schafft es jedoch nicht über das Mittelmaß heraus und tröpfelt etwas müde vor sich hin.

Unterm Strich werden sich vor allem hart gesottene Prodigy-Fans von „Ultimate P“ angesprochen fühlen. Gelegenheitshörer und Neueinsteiger von Mobb Deep und Prodigy sind dagegen mit den gewöhnlichen Veröffentlichungen wohl besser bedient.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Lopango Ya Banka - Kongo Bololo



Lopango Ya Banka ist nicht, wie man im ersten Moment vielleicht meinen möchte, ausschließlich nur ein Zusammenschluss von Musikern, sondern eine 1997 gegründete Initiative für kongolesische Jugendliche, denen mit Lopango Ya Banka die Möglichkeit geben wird, Näheres ihre Heimat, ihre Ursprung, den Kongo zu erfahren. Dabei legte man vor allem auf politisch gehaltene Texte wert und mahnte zur Rückbesinnung hin zur eigenen Kultur, welcher man heutzutage teilweise mehr und mehr den Rücken kehrte.

Um fortan auch die jungen Menschen erreichen zu können, setzte man ab 2002 auf Hip Hop als Kommunikationsmittel, denn nicht umsonst eilt Hip Hop der Ruf einer der größten Jugendkulturen überhaupt voraus und wird weltweit in gleichem Maße gefeiert und gehört. Als jüngstes Ergebnis dieses Engagements geht das 2008 erschienene Album „Kongo Bololo“ hervor, welches 18 abwechslungsreich gestaltete Lieder beinhaltet.

Da ein genaueres Eingehen auf die Lyrics aufgrund sprachlicher Barrieren leider kaum möglich ist, ist es am Besten, man lässt sich einfach von der Musik berieseln, welche in einem gekonntem Mix aus kongolesischer Musik und aktuellem Rap dieser Tage daherkommt und somit durchaus ansprechend für die jüngere Generation sein dürfte, gleichzeitig aber auch genug Inhalt bietet, so dass auch ältere Generationen hinhören werden.

Wer des Weiteren näher Informationen rund um das Thema haben möchte, der sei herzlichst eingeladen, die Homepage zu besuchen, welche man auch auf Deutsch begutachten kann. Dort finden sich nicht nur Videos, sondern auch eine deutsche Übersetzung des Songs „Telema Mpo Na Kongo“:

Lopango Ya Banka-Homepage

D-Bo bietet "Die Lüge der Freiheit" zum kostenlosen Download an!



Wie nun bekannt wurde, wird D-Bo, ehemaliger Weggefährte Bushidos und Mitbegründer von Ersguterjunge, sein neues Album (VÖ: 19.06) unter anderem zum kostenlosen Download auf seiner Homepage anbieten! Das Album kann ganz legal heruntergeladen werden, der Hörer geht keine Verpflichtungen ein und bezahlt für das Album nur wenn er dies auch möchte.

Zusätzlich wird das Album auch regulär veröffentlicht und wird ab dem 19.06. in den Regalen stehen. Einen Tag später wird es dann auch online zum Download bereitstehen. Wieso dann das Album im Laden kaufen? Ganz einfach, denn beim Kauf im Laden wird sich im Booklet des Albums ein Gutschein finden, mit dessen Hilfe man sich kostenlos ein T-Shirt im Shop bestellen wird können.

Meine Frage an euch: Was haltet ihr von der Idee, das Album kostenlos zum Download anzubieten? Wird der Mut von Erfolg gekrönt sein, oder wird es ein ähnlich offensichtliches Ergebnis nach sich ziehen, wie es bei Radiohead der Fall war? Diese veröffentlichten ihr Album "In Rainbows" auf selbige Art und Weise, wobei sich über die Hälfte der Nutzer (62%) dazu entschied, gar nichts zu bezahlen.

J-AX - Rap N' Roll




Jüngst kritisierte der dem Frankfurter Bozz Music angehörende Jeyz, selbst Sizilianer, die italienische Rap Szene. Im Interview mit Europas größtem Magazin für Hip Hop und Rap, der JUICE, bemängelte er vor allem die Technik hinter den Raps und die monoton wirkende Sprachmelodie. Nun fällt es einem Nicht-Italiener wie mir, der noch dazu kein Italienisch spricht, natürlich schwer, solche Behauptungen zu untermauern bzw. zu relativieren. Doch zum einen möchte Resurrection of Rap vor allem den musikalischen Faktor abhandeln und die Musik ist bekanntlich ja eine universelle Sprache, die weltweit verstanden werden kann. Zum anderen ist „Rap N’ Roll“, das dieses Jahr erschiene Album von J-Ax und erstes Italo-Rap-Album (wenn man es so bezeichnen mag) auf Resurrection of Rap, kein standarisiertes Werk. Wieso, dass wird in der Folge dieses Artikels deutlich.

Schon der Titel des Albums dient als erster Hinweis und lässt viel vermuten. Eine Mischung aus Rap und Rock? Auch der Akteur selbst, J-Ax, der einen vom Cover aus erblickt, wirkt vom optischen Aspekt her ganz und gar nicht wie der typische Rapper. Keine New Era-Cap, kein Bling-Bling oder Baggy-Hosen – stattdessen lieber Stoffmütze und allerhand Tattoos auf der Haut, die J-Ax wirken lassen wie den Frontsänger irgendeiner Rock-Formation dieser Tage. Um es vorweg zu nehmen: Richtig geraten, J-Ax verbindet auf seinem jüngsten Album Rap mit allerhand Rock-Einflüssen.

Das Ergebnis kann sich durchaus sehen und hören lassen, wenngleich die vergleichsweise geringe Anzahl von nur 10 Stücken erst einmal abschrecken dürfte. Wer den Kauf wagt, der wird belohnt mit Stücken, die einen schönen Mittelweg aus Rap und Rock gehen, mal mehr und mal weniger deutlich hörbar. „Mi-Rifiuto“, das titelgebende „Rap N’ Roll“ oder „3 Paperelle“ etwa sind schon nach wenigen Sekunden echte (Punk-)Rock-Stücke, die manch hart gesottenen Rap-Fan erst einmal überfordern dürften.

Etwas Gewöhnung bedarf es zwar auch bei den anderen Liedern des Albums, doch wird hier wesentlich dezenter mit dem Rock-Appeal gearbeitet, was den Rap-Hörern zu gute kommen dürfte und den Einstieg in die Sache merklich erleichtert. Belohnt wird das Ganze dann nämlich etwa mit dem wunderbaren „In Mezzo“, das eine perfekte Symbiose der zwei Musikrichtungen darstellt und daher als eines der Glanzlichter des Albums gewertet werden darf.

Ein weiteres dieser Glanzlichter ist das direkt folgende „Freedrink“, welches zum ohnehin schon abwechslungsreich gestalteten Konzept des Albums noch einige elektronisch wirkende Facetten beifügt – eine mutige, aber zweifelsohne gelungene und stramm nach vorne gehende Nummer, die überzeugt. Den vielleicht besten Song des Albums erwartet den Hörer dann allerdings erst noch, „Signora“, das mit akustischer Gitarre das Album angenehm ruhig und gefühlvoll ausklingen lässt.

Für wen also eignet sich J-Axs’ „Rap N’ Roll“-Entwurf? Nun, er eignet sich vor allem für die, die zwischen der neuen Veröffentlichung ihres Rap-Idols und Klassikern wie Nas’ „Illmatic“ gerne auch mal die eine oder andere CD von AC/DC und Konsorten konsumieren und somit insgesamt musikalisch gesehenen Offenheit mitbringen, die für J-Ax mit Sicherheit von Nöten ist. Wer diese Offenheit aber mitbringt, der wird mit „Rap N’ Roll“ seine Freude haben.

-

Neugierig geworden? Wer mehr von J-AX wissen möchte, dem seien folgende Links ans Herz gelegt:

Offizielle Homepage
MySpace
YouTube
Facebook
Teamworld

Die Alben auf Resurrection of Rap

Liebe Leser,

wenn ich gefragt werde, welche Zielgruppe mein Blog denn anspreche, so antworte ich immer mit folgendem:

Der Blog ist für all jene, die die Musik hören weil sie sie lieben. Und nicht etwa deshalb, weil es allgemein hin als cool gilt. Menschen, die eine gewisse Reife mitbringen und denen die Musik wichtig ist. So wichtig, dass sie auch anno 2009 noch bereit sind, dafür in den Laden gehen und/oder für ihre Musik bezahlen, sie legal erwerben.

Daher denke ich eigentlich nicht, dass ich den regelmäßigen Lesern Geschichten erzählen muss im Sinne von "kauft die Musik". Ich tue es aber dennoch, da mir selbstverständlich bewusst ist, dass hier auch viele vorbeischauen, die eigentlich auf der Suche nach illegalen Downloads sind.

Deshalb noch einmal: wenn ihr euch von Alben, die auf RoR vorgestellt werden, angesprochen fühlt, dann seid doch bitte so nett und besorgt euch die Musik auf legalem Wege. Und wenn ein Album euer Interesse ganz besonders weckt, ihr aber nicht wisst wo ihr es erstehen könnt (in Zeiten von Amazon und dem Internet fast unmöglich, aber trotzdem), dann wendet euch an mich - vielleicht kann ich weiterhelfen.

In diesem Sinne wünsche ich euch weiterhin viel Spaß auf dem Blog.


Bestens,
Jai

Mittwoch, 13. Mai 2009

Bejarano & Microphone Mafia – Per La Vita



Die jüngste Vergangenheit brachte viele interessante Kollabo-Projekte, Mash-Ups und anderes hervor, doch ein ähnlich krasses Aufeinandertreffen zweier so unterschiedlicher Welten wie es bei dieser CD der Fall ist, hat es wohl bis dato nicht gegeben und wird es wohl in naher Zukunft auch nicht geben. Nur ein weiterer Grund, weshalb wir uns unbedingt diesem ganz besonderen Projekt widmen sollten.
Zu den Charakteren dieser Zusammenführung:

Esther Bejarano hat Geschichte am eigenen Leibe erlebt, hat den Schrecken des dritten Reiches mitsamt Aufenthalten in den KZs Auschwitz und Ravensbrück auf schmerzliche Art und Weise spüren müssen. Ihre Eindrücke, ihre Herkunft, ja ihre Geschichte, drückt sie dabei seit Jahren schon zusammen mit ihren beiden Kindern Edna und Joram, sowie weiteren Musikern als Mitglied der Gruppe „Coincidence“ aus. Die dabei behandelten Themen wie Ausgrenzung, Rassismus oder etwa Gewalt sind dabei damals wie heute unglücklicherweise noch aktuell und gehören noch längst nicht der Vergangenheit an.

Den Beweis dafür liefert die Microphone Mafia, welche schon seit mittlerweile sage und schreibe zwanzig Jahren ihre Erfahrungen mit Rassismus als sogenannte „Jugendliche mit Migrationshintergrund“ in ihren Musikstücken verarbeitet und sich nicht zeitwilligen Trends, wie bspw. dem bis vor kurzem noch extrem populären Gangsta-Rap, beugt, sondern auf konsequent gehaltvolle Texte, mit Sinn und Verstand getextet und eingerappt, setzt.

Auf den ersten Blick mag man meinen, dass dieses Zusammentreffen niemals funktionieren könnte, zu groß sind die Unterschiede, allein auf musikalischer Ebene. Auf den zweiten Blick ergibt diese Kombi aber durchaus Sinn. Hier treffen zwei gänzlich unterschiedliche Zeitepochen aufeinander, die Vergangenheit und die Gegenwart prallen aufeinander und verschmelzen zu einem.

Das Ganze klingt dabei derart harmonisch, dass man sich unweigerlich fragen muss, wieso es Projekte dieser Art nicht öfters gibt. Texte, die es wert sind geschrieben und verbreitet zu werden, mal anprangernd, meist jedoch voller Optimismus, verpackt in einem musikalisch aktuellen Gewand, das schlicht und einfach zu gefallen weiß und wohl auch die Jugend zum Hinhören und Nachdenken bewegen kann. „Per La Vita“ heißt übersetzt „Für das Leben“ und genau so klingt diese CD auch – vielschichtig, facettenreich und dabei stets dem Leben zugewandt. Großartig.

Dienstag, 12. Mai 2009

Meni & Deve im Interview

Passend zum Review zu "Was Größeres" hier das dazugehörige Interview mit den beiden sympathischen Stuttgartern. Vielen Dank dafür nochmals an die Jungs.

Zuerst einmal, wie fühlt es sich für euch an, nun endlich das Debütalbum vorzulegen? Und wie zufrieden seid ihr mit eurem fertigen Produkt?

Wir freuen uns, dass das Album nach fast vier Jahren fertig ist und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Klar, entwickeln wir uns immer noch weiter und machen heute andere Songs als noch vor 3 Jahren. Aber in Summe stehen wir absolut hinter dem Album.

Der Begriff "Debüt" ist in diesem Zusammenhang aber nur teilweise richtig. Wir beide waren schon vor dieser Veröffentlichung sowohl einzeln als auch gemeinsam musikalisch aktiv und haben Platten veröffentlicht. Allerdings ist "Was Größeres" unsere erste offizielle gemeinsame Veröffentlichung. So gesehen passt Debüt dann wieder.



Was mir sehr gut am Album gefällt, ist die Abwechslung, die ihr an den Tag legt, ohne das Album dadurch jedoch wie eine Zusammenwürfelung von Songs wirken zu lassen. Daneben wirkt euer Auftreten durch die ganze Spielzeit hinweg sympathisch, womit ihr euch von so manch anderen Künstlern dieser Tage unterscheidet. Absicht, oder einfach nur Zufall?

Vielen Dank für die Blumen. Es freut uns, dass Du das Album als abwechslungsreich und sympathisch empfindest. Abwechslung und qualitativ hochwertige Produktionen auf das Album zu bringen, war uns auf jeden Fall von Anfang an wichtig. Deshalb haben wir uns entschlossen, mit drei befreundeten Produzenten zusammenzuarbeiten, deren Beatz wir beide sehr schätzen und mit denen wir musikalisch auf einer Wellenlänge liegen. Der Sound des Albums entspricht unserer gemeinsamen Vorliebe für soulige, warme und organische HipHop Produktionen. Somit haben wir schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden, der gleichzeitig auch der rote Faden für das Album ist. Für Vielfalt haben daneben auch befreundete Musiker und Featuregäste gesorgt, die unsere Songs mit ihren Instrumenten, Stimmen und ihrem Talent bereichert haben. Es gab also beides: Einerseits eine Leitlinie und ein grobes Konzept für das Album (Absicht), andererseits aber auch Raum für musikalische Experimente und Improvisation (Zufall).

Ob wir bei dem, was wir tun, symathisch sind oder wirken, das muss letztlich jeder Hörer selbst für sich entscheiden. Wichtig ist uns nur, authentisch zu sein. Wir versuchen nicht, ein wie auch immer geartetes künstliches Image aufzubauen oder uns als etwas Besonderes zu stilisieren. Aus unserer Sicht ist das keine Masche, sondern einfach eine Einstellung.



Wie musste man sich den Arbeitsvorgang des Albums vorstellen? Hattet ihr von Anfang an den Anspruch an euch selbst, mit eurem Debüt den Weg frei zu machen für etwas Größeres? Und wenn ja, ist euch dies, in euren Augen gelungen?


Also wir hatten schon den klaren Anspruch, uns gegenüber früheren Alben musikalisch und produktionstechnisch weiterzuentwickeln. Bei jedem neuen musikalischen Projekt möchte man natürlich einen Schritt weiter gehen. Der Album-Titel "Was Größeres" war allerdings kein geplantes Konzept. Vielmehr war es so, dass der Song "Was Größeres" als einer der ersten des Albums entstanden ist und wir uns dann entschlossen haben, das Album nach diesem Titel-Song zu benennen. Dazu kam, dass unsere erste Idee für den Namen des Albums bereits vergeben war. Wir fanden den Titel "Was Größeres" markant, ambitioniert und offen, was einen interessanten Spielraum für individuelle Interpretationen und Wortspiele schafft: Was heißt "Was Größeres"? Haben wir "Was Größeres" erreicht? Für uns ist das mit einem klaren "ja" zu beantworten. Ja, wir haben uns weiterentwickelt und musikalisch "Was Größeres" als je zuvor geschaffen. Ja, wir haben mit einem größeren Team als je zuvor "Was Größeres" gestaltet. Ja, wir haben auch im Sinne von Marketing "Was Größeres" erreicht und erstmals ein Album über ein Label und einen Vertriebspartner veröffentlicht. Allerdings werden wir auch nach "Was Größeres" Musik in erster Linie aus Liebe an der Sache betreiben und machen uns keine Illusionen, mit "Was Größeres" das große Geld zu verdienen ;-).



Mit „Gangstas“ bzw. „Consciousness“ finden sich zwei Songs auf dem Album, die jeweils eine Sparte von Rap abhandeln und auch unmittelbar aufeinander folgen. Was hat es mit den beiden Tracks auf sich?

Na ja. Wir haben nichts gegen Gangster und hören selber auch gerne beim Clubben mal Tracks, die explizit sind und mit Power auf die 12 gehen. Das hat Energie, macht Spaß und man kann sich wunderbar abreagieren. Diese Facette schätzen wir und das gehört für uns unbedingt zur HipHop Bewegung dazu. Aber es gibt eben auch Gangsta-Figuren, die wie ihre eigenen, geistig minderbemittelten Karikaturen auftreten. Damit meinen wir Leute, die mit künstlichen, stilisierten Accessoires und gewaltverherrlichenden Statussymbolen auftreten. Der Song "Gangstas" spiegelt auf humorvolle Weise unsere Wahrnehmung dieses Phänomens wider und hat letztlich die Message: Leute, ihr seid doch überhaupt nicht so hart, wie ihr immer tut.

"Consciousness" bildet das Genaue Gegenteil der harten, testosteronstrotzenden "Gangsta"-Bewegung innerhalb der Rap-Szene ab. Als Conscious-Rapper werden ja meistens liberale, oft aus dem studentischen Umfeld stammende Crews bezeichnet, die - überspitzt formuliert - super korrekt sind, sich für Weltfrieden, Gleichberechtigung, sozialen Austausch, Umweltschutz und sonstige der Menschheit dienliche gesellschaftliche Ziele einsetzen. Anstrengend kann das werden, wenn solche Leute ihre Einstellungen zum Dogma machen und jeden anderen von ihren Ansichten überzeugen wollen. So weit sollte es aus unserer Sicht auch nicht gehen. Grundsätzlich begrüßen wir aber die Einstellung, verantwortlich durch's Leben zu gehen, wachsam und aufmerksam zu sein und seine Meinung zu äußern. In diesem Sinne liefern wir mit "Consiousness" unsere eigene Interpretation dieses viel diskutierten Begriffs.



Die „Stuttgart Hymne“ ist wohl einer der wichtigsten Songs des Albums, bereitete euch dieser Track doch den Weg zu TRL, wo ihr als Rookie der Woche vorgestellt wurdet. Ist es euch wichtig, den Hörern zu vermitteln, woher ihr kommt?

Jein. Eigentlich spielt es überhaupt keine Rolle, wo man herkommt. Wir könnten auch die gleiche Musik machen und in Hamburg, München, Dortmund oder Berlin wohnen. Aber wir leben nun mal in Stuttgart und fühlen uns hier wohl. Wir haben hier unseren Lebensmittelpunkt mit Freunden, Musikern, Bars und Clubs, die wir lieb gewonnen haben. Stuttgart hat als Stadt vielerorts keinen guten Ruf - warum, ist uns schleierhaft. Da herrscht Aufklärungsbedarf ;-). Außerdem stehen wir eben als Stuttgarter in der Tradition von HipHop Crews wie den Massiven Tönen oder Freundeskreis, mit denen wir aufgewachsen sind und die uns musikalisch stark geprägt haben. Es gibt also viele Dinge, die uns mit Stuttgart verbinden. Deshalb representen wir Stuttgart gerne und halten in der "Stuttgart Hymne" die Fahne für unsere Stadt hoch.


Während ich das Album hörte, kamen mir gelegentlich Gedanken wie „klingt ein wenig nach Blumentopf“. Ist das nur Einbildung und bloße Vermutung, oder war der Topf aus München in der Tat einer eurer wichtigsten Einflüsse?

Die Jungs von Blumentopf waren definitv ein prägender Einfluss für uns. Wir haben die Band gefeiert und ihre Songs viel gehört. Wie stark sich speziell dieser Einfluss in unserer Musik zeigt, das wollen wir gar nicht beurteilen. Es gab daneben auch viele andere Einflüsse von Bands und Künstlern aus dem HipHop Genre, aber auch aus anderen Musikstilen. Und letztlich glauben wir, dass wir inzwischen auch einen ganz eigenen "Meni und Deve" Style entwickelt haben.


Wie sollte sich Rap, eurer Meinung nach, im Jahre 2009 anhören? Was sollte sich ändern und was gefällt euch besonders gut an Rap-Deutschland dieser Tage?


Rap sollte sich unserer Meinung nach auch im Jahr 2009 seine Vielfalt bewahren und darf gerne kontrovers und facettenreich bleiben. Nicht alles passt für jeden. Aber speziell heute hat man über individuelle Musik-Channels, Musikplattformen und Internetradios eine gute Chance, Musik zu finden, die einen persönlich anspricht.
Vieles in Rap-Deutschland sagt uns gar nicht zu, einige deutsche HipHop Interpreten schätzen wir sehr. Was wir zurzeit erfreut feststellen ist, dass die Rap-Musik aus den 90igern, mit der wir aufgewachsen sind, plötzlich wieder in die Clubs zurück kommt und damit aktueller denn je ist. Somit liegen Meni und Deve als "klassische" HipHop Interpreten, voll in der Zeit. Man könnte fast schon sagen: 2009 hört sich HipHop in Deutschland an wie Meni und Deve. Das gefällt uns besonders gut.



Was steht nun, nach „Was Größeres“, bei euch auf dem Plan?

Erstmal möchten wir "Was Größeres" interessierten HipHop Fans und aufgeschlossenen Musik-Begeisterten vorstellen, um somit möglichst Hörer, die uns noch nicht kennen, für unsere Musik zu begeistern.
Und wir werden auch in Zukunft musikalisch aktiv bleiben und uns neben Studium, Beruf, Freunden und sonstigen Beziehungen den nötigen Freiraum schaffen, um neue Songs auzunehmen.
Mehr möchten wir allerdings zu diesem Zeitpunkt gar nicht verraten. 2009 steht erst mal ganz im Zeichen von "Was Größeres".

Meni & Deve - Was Größeres



Meni und Deve, zwei Stuttgarter Jungs, Mitte Zwanzig und rein optisch alles andere als zwei klischeebehaftete Rapper, wie sie gerade Außenstehende gerne bildlich vor sich sehen, spricht man das Thema Rap an, präsentieren dieser Tage ihr Debütalbum „Was Größeres“. Auf diesem finden sich 21 Stücke, die, ähnlich wie die beiden Akteure, wenig mit Begriff „Gangsta“ anfangen können und wollen. Stattdessen orientiert man sich an die frühen Zwotausender, als Rap auf Deutsch noch etwas anders zu klingen hatte.

Gemäß dessen gibt es hier warme Samples auf trockenen Beats, die selten um eine gut ins Ohr gehende Melodie verlegen sind und auch Raum für eingespielte Instrumente lassen. Gut, dass mag jetzt nicht unbedingt innovativ klingen, in Zeiten von immer elektronisch werdenden Instrumentalen ist das jedoch eine bewährte, willkommene Abwechslung für den Gehörgang. Somit hat man auf produktionstechnischer Ebene schon einmal grobe Fehltritte vermieden und liefert einen zeitlosen Beatteppich für Meni & Deve.

Die Beiden rappen dabei durchaus gekonnt und bringen die Inhalte sehr sauber und angenehm unaufdringlich auf die Beats, so dass man durchaus Spaß am Zuhören findet und dank der recht guten Aufnahmequalität jedes Wort verstehen kann. Was Stil und Stimmen angeht, so werden während des Hörens durchaus Vergleiche zum (Blumen-)Topf aus München wach, wobei man dies keineswegs negativ auffassen brauch, ganz im Gegenteil.

Thematisch geben sich Meni und Deve sehr abwechslungsreich. Ob lustig wie auf „In den Urlaub mit den Jungs“, entspannt mit „Es ist Sommer“ oder nachdenklich und ernst auf „Haarscharf“, stets wirken die Texte bodenständig und ehrlich. Hörenswert sind vor allem die „Meni und Deve Story“, die das Kennen lernen der Beiden schildert – einmal aus Menis, einmal aus Deves Sicht. Die „Stuttgart Hymne“, die mit schickem Einsatz von Trompete und Saxophon aufblitzt und das den Möchtegern-Gangstern gewidmete „Gangstas“.

Die Features kommen von Dexter (2 Mal zu hören), Zeal sowie Franziska Wunnerlich. Den Rest der Stücke geht das Duo ohne Hilfe an und präsentiert sich dem Hörer so als sympathisches Zweigespann, das mit dem Debüt eigentlich alles richtig macht und somit der Weg geebnet wird für „Was Größeres“.

-----

Anmerkung: der Artikel erschien urspürnglich auf Rappers-Guide. Um den Artikel dort zu lesen, einfach hier klicken: Meni & Deve - Was Größeres

Montag, 11. Mai 2009

General Steele (of Smif N Wessun) pres. - Welcome To Bucktown



01. Welcome (ft. General Steele)
02. Bucktown Baby (ft. Smif N Wessun & Stormey)
03. Bucktown State Of Mind (ft. General Steele & Mantecha
04. No Sleep ’Til Bucktown (ft. Boot Camp Clik & The Representativz)
05. I’m From Brooklyn (ft. Smif N Wessun & The Smith Brothers)
06. A Toast To Brooklyn (ft. Buckshot, General Steele & Jo Chris)
07. Find My Way (ft. General Steele & Stormey)
08. Made Me Do It (ft. General Steele & 5ft)
09. Dreams (ft. General Steele & Hersh)
10. Hometown (ft. General Steele, Young Coke, Verbal & Mantecha)
11. I Walk Around Twon (ft. General Steele, Supreme & Blahzay Blahzay)
12. Riot (ft. Sean Price, Illanoize, UG & General Steele)
13. Bucktown Affiliates (ft. Shabaam Sahdeeq, General Steele & Sha Stimuli)
14. Things Are Getting Better (ft. General Steele)

General Steele, seines Zeichenes eine Hälfte des Duos Smif N Wessun, präsentiert uns dieser Tage mit „Welcome To Bucktown“ die erste Veröffentlichung des neuen Bucktown USA Imprints, welches durch Duck Down vertrieben wird. Gemäß der Norm darf man hier die geballte Ladung Bucktown (aka Brooklyn) erwarten, was bereits durch die hier vertretenen Künstler deutlich wird (neben Steele unter anderem die andere Hälfte von Smif N Wessun Tek, Buckshot, Sean Price, Shabaam Sahdeeq 5ft (of Black Moon) und UG von den Cella Dwellas).

„Welcome To Bucktown“ lehnt sich dabei an den 1975’er Blaxploitation-Streifen „Bucktown“ an, welcher hier nicht nur für das Cover als Inspirationsquelle diente, das dadurch angenehm unmodern daherkommt. Doch statt sich nun in die Zeit Mitte der Siebziger zurückzuversetzen, geht man inhaltlich einen anderen Weg und transportiert stattdessen das Thema in die heutige Zeit. Und so wird man als Hörer mitgenommen auf eine Reise durch das Brooklyn dieser Tage, angeführt von der bereits erwähnten Vielzahl an aus Brooklyn stammenden Künstler.

So heißt einen Steele dann auch gleich willkommen und stimmt den Hörer ein auf die folgenden dreizehn Anspielstationen, die allesamt in gewohnt zeitlosem Gewand ins Ohr gehen. Experimente wie das anno 09 doch immer noch gern verwendete Auto-Tune ließ man dabei natürlich bleiben und so fühlen sich alle Duck Down-Anhänger auf Anhieb wohl im ideellen Bucktown, wenngleich großartige Überraschungen freilich ausbleiben und das Rad dadurch auch nicht neu erfunden wird.

Muss es aber auch gar nicht und so lohnt der Blick auf die Haben-Seite: knackige Instrumentale von 7even H.D., Che TRIUMPH, DJ Revolution, SIC BEATS, J. Scrilla, Ayatollah, Kevorkian & Suaze und den Beatminerz und lyrisch eloquente Reiseführer direkt aus dem behandelten Umfeld sorgen für unterhaltsame, aber vor allem auch glaubwürdige Stücke, die überzeugen. Etwa das sehr schöne „Bucktown Baby“, das mit Stormey und Smif N Wessun der Heimat huldigt.

Weitaus ernster wird es dann mit den Folgetracks „Bucktown State Of Mind“ und „No Sleep ´Til Bucktown“. Erstgenanntes Stück wurde dabei von DJ Revolution inszeniert und kann mit dem klassisch eingesetzten Piano punkten, ehe SIC BEATS einen der bösesten und rohsten Beats des ganzen Albums auspacken, der dann sogleich auch von der Boot Camp Clik und den Representativz bespuckt wird.

Steele selbst sorgt dann mit erneuter Schützenhilfe von Stormey für einen der besten Songs des Albums. „Find My Way“ ist ein wunderbar dezent gehaltenes Stück Rapmusik, bei dem ein herrlich entspannter Che TRIUMPH-Beat zum Zurücklehnen einlädt. Erwähnen sollte man auch „Bucktown Affiliates“ mit einem überzeugenden Shabaam Sahdeeq, dem man schon seit Jahren den sicherlich nicht unverdienten Erfolg wünschen mag.

„Welcome To Bucktown“ – ein unterhaltsamer Soundtrack, der bei DD-Jüngern wohl ohnehin bereits fest eingeplant ist und die Qualität wie man sie aus dem Hause Duck Down zumeist gewohnt ist, bieten kann. Ein Stück Bucktown für die heimischen vier Wände.

Sonntag, 10. Mai 2009

Tha Blue Herb - Life Story




Wie versprochen findet nun das Album der drei Jungs aus Sapporo Erwähnung in Form eines Artikels. „Life Story“ erschien im Jahre 2007 und schaffte es durch die Mithilfe des Internets durchaus zu etwas Aufmerksamkeit, auch außerhalb Japans und konnte trotz der sprachlichen Barrieren weitgehend überzeugen. Dabei profitiert das Trio natürlich nicht zuletzt vom Exoten-Bonus, welcher japanisch gerappten Texten immer noch anhaftet.

Doch auch ohne diesen Bonus schlägt sich „Life Story“ als Album sehr gut und bietet viel hörenswerte Musik, die vor allem die ruhigeren Gemüter schätzen und lieben werden. Der im „Phase 3“-Artikel erwähnte Opener „The Alert“ vermittelt zwar erst einmal einen etwas anderen Eindruck, die nachfolgenden Tracks, insgesamt befinden sich 15 Stücke auf der CD, sind aber fast durchweg entspannt produziert und laden geradezu zum Zurücklehnen ein.

Textlich versteht man freilich nicht sehr viel, wenngleich das Inlay, wie bei „Phase 3“, die Songtexte auf Japanisch, als auch Englisch beinhaltet, was hilft, den Charakter der Lieder zu verstehen. Einen der Höhepunkte bietet aber das als „The Suburbs Of Hip Hop“ übersetzte Stück, welches eine kleine Hommage an die Kultur darstellt und unter anderem klarstellt „Raw Hip Hop is still alive“.

Nun sitzt man also zurück gelehnt da, macht idealerweise gerade nichts, schließt die Augen und lauscht den sehr schön arrangierten Beats, die meist sehr melodiös daherkommen, versteht kein Wort von den gerappten Inhalten und trotzdem spürt man es, die Liebe. Gemeint ist natürlich die Liebe zur Musik, die Liebe zu Hip Hop und nicht zuletzt zum Rap als Kunstform selbst.

Genau das ist es, was dieses Album, was dieses Trio so erwähnenswert macht. Dieses Gefühl zu vermitteln, alleine durch die Musik, ist etwas, was nur sehr wenige Künstler vermögen und Tha Blue Herb gehören zum erlesenen Kreis derer, die diese Meisterleistung fertig bringen. Und so eine Message rüber zu bringen ohne dieselbe Sprache zu sprechen, bedarf natürlich Zeit. So sind viele der Songs vergleichsweise lang und gehen bis zu 8 Minuten, wobei Rapper BOSS (wie sich Ill-Bosstino auch nennt) zumeist mehr Vorträge hält und sich als weiteres Instrument in das Gesamtbild einfügt.

Lohnt sich „Life Story“ also auch für Hörer, die des Japanischen nicht mächtig sind? Definitiv. Denn das hier ist vielmehr als ein japanischer Entwurf von Rap, das hier ist universelle Rap-Musik, die lediglich als Basis Japanisch nutzt, der Inhalt selbst wird neben den Lyrics allerdings auch zu einem nicht unerheblichen Teil durch die Beats vermittelt und Musik ist, wie es so schön heißt, eine weltweite, eine universelle Sprache, die von allen verstanden wird. Für die ruhigen Stunden ein echter Leckerbissen, den man zwar im Laden wohl nicht finden wird können, aber zum Glück bietet da das Internet weitere Möglichkeiten zum Kauf. Ansonsten wendet euch an die Homepage. Great album, great sound.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Status Quo

Muss mich für diese Woche leider entschuldigen. Bin gesundheitlich etwas angeschlagen und kam daher die letzten Tage über nicht dazu Musik zu hören (mit Ohrenschmerzen macht das nur geringfügig Spaß ;). Das geplante Review zum von General Steele präsentierte "Welcome To Bucktown" muss daher leider noch etwas warten.

In Kürze geht es dann aber wieder weiter mit den Postings. Bis dahin wünsche ich den Lesern von Resurrection of Rap was, genießt das Wetter und dann sieht man sich hier in gewohnter Art und Weise wieder.

Bestens,
Jai

Montag, 4. Mai 2009

Blaze - Schocktherapie



01. Intro
02. Lass Ihn Raushängen
03. Kennst Du Das Auch!? (ft. She-Raw)
04. Christina
05. Hier Und Hustle
06. Rock N’ Roll
07. Horizont (ft. Jonesmann)
08. Kein Einzelfall (Interlude)
09. Kein Einzelfall
10. Moderne Frau (ft. C.J Taylor)
11. Schocktherapie
12. Mein Leben
13. Hand Aufs herz (ft. Manuellsen)
14. Mach Money
15. Flieg Mit Mir
16. Danke (ft. Jonesmann)
17. Ich Verdien Meins
18. Was Wäre Ich (Outro)
19. Bonus: Against The Wall (ft. Petey Pablo)
20. Bonus: Das Ist Frankfurt

Frankfurt ist das Pflaster vieler hochkarätiger und überaus talentierter Künstler. Man denke nur einmal an Azad, Tone, Jonesmann, oder eben Blaze. Letzterer dürfte manch einem bereits durch seine erste Erfolgssingle „Bounce 2 Diss“ bekannt sein, welche 1999 erstmals auf den Sohn eines US-Soldaten aufmerksam machte und Freunde der hiesigen Rap-Szenerie hellhörig werden ließ. Anno 2008 kam über Jonesmanns Echte Musik-Label mit „Schocktherapie“ das bis dato letzte Album von Blaze auf den Markt.

Produziert wurden die insgesamt 20 Anspielstationen fast durchweg vom ebenfalls auf Echte Musik erscheinenden Lex Barkey, der Blaze auf „Schocktherapie“ mit jeder Menge Synthie-Brettern versorgt hat. Als Gäste gibt es Label-Chef und Frankfurter Original Jonesmann, Pottweiler Manuellsen, C.J Taylor von Rapsoul, die Berlinerin She-Raw und als ganz besonderes Extra einen Gast aus Übersee, den aus North Carolina stammenden Petey Pablo, welcher hierzulande vor allem durch Ciaras „Goodies“ und dem Step Up-Soundtrack bekannt sein dürfte.

Das Album selbst kommt ohne große Umwege schnell zur Sache und bietet schon auf dem Intro einen alles andere als wortkargen Hauptdarsteller, womit die Therapie eigentlich auch schon beginnen kann. Und mit „Lass Ihn Raushängen“ wird dann auch gleich mal der Frankfurter im Manne herausgelassen, damit jeder gleich um Blaze Bescheid weiß, bevor mit „Kennst Du Das Auch!?“ mit Mithilfe von She-Raw erst einmal ein ehrliches Stück Deutschrap raus gehauen wird. Auch „Horizont“ mit Jonesmann, das Outro „Was Wäre Ich“ und allen voran das sehr persönlich gehaltene und schlicht aber passend betitelte „Mein Leben“ schlagen in eine ähnliche Kerbe und können punkten.

Wer mit Stücken dieser Art nichts anfangen kann brauch „Schocktherapie“ jedoch noch lange nicht ignorieren. „Hand Aufs Herz“ mit Manuellsen fährt beispielsweise kompromisslos eingerappte Zeilen auf, die nichts vermissen lassen. „Kein Einzelfall“ bietet versiert vorgetragenes Storytelling auf hohem Niveau, bei dem Hinhören fast schon Pflicht ist und mit kritisierenden Lines nicht gespart wird. Und auch die heimische Disco um die Ecke wird bedient und findet mit „Christina“ und dem Petey Pablo-Feature „Against The Wall“ zwei amtliche Tanzflächen-Füller.

Fazit: Ein gelungenes Release aus dem Hause Echte Musik, mit vielen guten und zeitgemäßen Songs, die zwar durchaus massenfreundlich daherkommen mögen, es dabei aber glücklicherweise vermeiden, in peinliche Gefilde abzudriften, so dass man sich der „Schocktherapie“ durchaus des Öfteren unterzieht.

Yassir - Paragraph 31



01. Mein Leben
02. Es Ist Meine Zeit (ft. Manuellsen, Harris & Josof)
03. Teufelskreis (ft. Solo)
04. Schaut Mir In Die Augen
05. Paragraph 31
06. Verlorene Seelen (ft. Sezai & Hanybal)
07. Kämpfersong (ft. Jonesmann)
08. Toys (ft. Blaze)
09. Therapie (ft. Tone)
10. Warum (ft. D-Flame & Jeyz)
11. Nicht Bei Mir
12. Hart Aber Wahr (ft. Tone & Solo)
13. Knastrap (Remix)

Zugegeben, wenn man sich das erste Mal mit dem aus der Frankfurter Nordweststadt kommenden Rapper Yassir auseinandersetzt, dann wird man auf vieles stoßen, was einem zu denken gibt und man möchte Yassir schon fast in eine bestimmte Schublade stecken, ohne seine Musik überhaupt gehört zu haben. Daher von mir ein kleiner Tipp im Vorfeld: Nicht groß Gedanken machen, die CD lieber gleich in den Player legen und hinhören.

Die Geschichte von Yassir liest sich dabei wie eine der vielen fiktiven Lebensläufe so mancher Hobby-Gangster, nur das hier nichts erdacht oder erlogen wurde: erst das Abbrechen gleich zweier Lehren, dann das fast schon obligatorische Dealen mit Drogen um den Geldbeutel aufzubessern, gewalttätige Auseinandersetzungen und zu guter letzt mehrere Aufenthalte im, viele werden es bereits erraten haben, Knast, wo dann irgendwann auch die Beziehung zu Rap entstanden ist, aus der „Paragraph 31“ herausging und schließlich auf Jonesmanns Echte Musik erschien.

Nun ist Yassir beleibe nicht der Erste, der aus dem Knast kommt und sich fortan als Rapper versucht. Alleine in den letzten Jahren schossen Rapper ähnlicher Art förmlich aus dem Boden, meist jedoch mit mehr oder weniger talentfreien Attitüden und aufgesetztem „Böser Junge“-Image, was nicht selten zu Lachern seitens der Hörer führte. Glücklicherweise gestaltet sich die Sache bei Yassir jedoch anders. Zum einen wird man auf ein künstlerisches Getue im Sinne von „Ich bin der Härteste unter den Harten“ vergeblich warten, zum anderen wird hier keine Gewalt und Strafvergehen propagiert, ganz im Gegenteil, wie man etwa auf dem Tone-Feature „Therapie“ hören kann.

Und auch was das Rappen selbst angeht macht Yassir längst keine schlechte Figur. Sicher, Technikfanatiker sind anderswo besser bedient, aber darum soll es hier ja auch gar nicht gehen. Vielmehr soll der Inhalt der Songs klar, deutlich und verständlich wiedergegeben werden und auf dieser Ebene macht er keine schlechte Figur, was nicht zuletzt auch Yassirs Stimme zu verdanken ist, die während der gesamten Spieldauer der 13 Songs gut ins Ohr geht.

Inhaltlich wird im Wesentlichen das Leben des Hauptakteurs umschrieben was ernst gehaltene Texte zur Folge hat, auf denen Yassir mit Hilfe seiner zahlreichen Gäste ehrlich zu Werke geht. Unter den Gästen sind dabei viele Frankfurter Namen wie Jonesmann, Blaze, Tone, D-Flame sowie Sezai und Hanybal, die mit ihren Beiträgen das Album merklich aufwerten, ohne sich dadurch zu sehr in den Vordergrund zu stellen.

Auch auf musikalischer Ebene kann „Paragraph 31“ große Namen aufwarten: Brisk Fingaz, PhreQuincy, Lex Barkey, m3 & Noyd, Sti, Benny Blanco, Martelli – ließt sich wie die Champions League der deutschen Produzentenriege und klingt auch so. Somit bleibt eigentlich nicht mehr viel, was man auf „Paragraph 31“ noch groß falsch machen könnte, weshalb wir zum Fazit kommen.

„Paragraph 31“ ist ein in meinen Augen sehr überzeugendes Release aus dem Hause Echte Musik, das ehrliche Songs beinhaltet, die ohne aufgesetztes Image auskommen und stattdessen einen doch sehr souverän auftretenden Yassir beinhalten. Wer Musik zum Partymachen braucht, der möge weghören. Alle anderen hören hin.

Sonntag, 3. Mai 2009

Tha Blue Herb - Phase 3



Wer noch nie etwas vom japanischen Rap gehört hat, der sollte die Ohren auf machen, denn es gibt viel Interessantes, das man nicht verpassen sollte. Darunter beispielsweise das aus Sapporo stammende Rap-Trio Tha Blue Herb, welches seit der Gründung im Jahre 1997 stetig hochwertige Veröffentlichungen auf den heimischen Markt bringen konnte und sich so großen Respekt in der japanischen Rap-Szene erarbeiten konnte. Das sie auch das Zeug haben, mit ihrem Soundentwurf außerhalb Japans zu punkten, zeigen Ill-Bosstino (MC), O.N.O. (Beats) und DJ Dye (Cuts) mit ihrer Single „Phase 3“.

„Phase 3“ ist ein aufregender Song der schnelleren Bauart, wirkt aber aufgrund des interessant gestalteten Beats alles andere als hektisch und erinnert ein Wenig an den Opener des letzten Albums „Life Story“, „The Alert“ (Review des Albums folgt in Kürze). Darüber fegt BOSS mit seinen auf Japanisch vorgetragenen Raps geradezu hinweg. Daneben findet sich mit „C2G4“ ein weiterer Song auf der Single, welcher wesentlich ruhiger daher kommt und insgesamt einen eher nachdenklicheren Eindruck vermittelt, als der Titeltrack. Lediglich das nahezu ununterbrochene Sirenengeräusch (oder wie man es auch nennen mag) gestaltet sich auf Dauer als leicht nervig, so dass man den Song nicht allzu oft hören wird können. Den Titelsong dafür aber umso öfter.

Ein großes Plus sind die mitgelieferten Songtexte, die nicht nur im Original, also auf Japanisch, abgedruckt sind, sondern auch in Englischer Übersetzung, was es auch Nicht-Japanern möglich macht, die Texte bzw. die Thematik der Texte zu verstehen.