Samstag, 27. Juni 2009

RaportaZ Family - Mittelpunkt




Göttingens wohl bekannteste Großfamilie von Rappern, die RaportaZ Family, die mittlerweile leider der Vergangenheit angehört (nicht jedoch ihre Musik, um das gleich einmal vorweg zu nehmen), macht sich 2004 auf und brachte diesen sehr schönen, 17 Track starken, Silberling auf den Markt und konnte sich damit in der Tat kurzfristig in den „Mittelpunkt“ stellen und wurde mit Lob überhäuft.

Ein Grund mehr sich dem Album nun, gut 5 Jahre später, noch einmal anzunehmen, schließlich dürfte es den ein oder anderen Hörer geben, der diesen Release anno 04 leider verschlafen hat. Des Weiteren kann man „Mittelpunkt“ durchaus Langlebigkeit nachsagen, denn so richtig anhören kann man den Tracks ihr Alter auch heute noch nicht, so frei bewegen sich die hier versammelten Rapper im Reimschemata auf den ohne unnötige Spielereien auskommenden Instrumentalen.

Und sind wir doch mal ehrlich, wenn sich schon gestandene US-Rapper wie Bumpy Knuckles oder Jeru The Damaja auf dem Album tummeln, um sich für die Family auszusprechen, dann kann da ja nicht viel schief gehen. So lässt sich dann auch „Mittelpunkt“ sehr schön in die Anlage schieben und man lässt sich fallen und erfreut sich an den anspruchsvoll vorgetragenen Lyrics, die hier und da auch mal auf Englisch bzw. Französisch vorgetragen. An den französischen Parts kann man nichts aussetzen, lediglich das von Al-Dog auf Englisch gerappte „Tha Dog Is Real“ fällt etwas ab.

Wer sich auch mit dem späteren Verlauf der Family beschäftigt hat, der wird den Namen Dresta bereits kennen und schätzen, stellte er doch im Nachhinein schon fast so etwas wie die Leitfigur dar. Zwar ist dieser hier nicht auf allen Tracks vertreten, dennoch werten Drestas Beiträge das Album enorm auf. Etwa wenn er gemeinsam mit dem verstorbenen Produzenten Double-P auf dem wunderbaren Streicher-Beat fragt „Hört Ihr Uns?“ und damit ein echtes Highlight abliefert.

Auch das ruhige „Kein Plan“, bei dem statt Streicher ein dezentes Piano das Instrumental begleitet, fährt gut ein und kann mit Rap-Parts von Kuba und Dresta Lorbeeren einheimsen, die auch dem folgenden „Familientreffen“ zustehen, für den sich die Family gemeinsam in die Booth begeben hat, um einen an Everlast erinnernden Gitarren-Beat zu bereiten. Geschmackssache ist im Grunde nur das auf Englisch gesungene „Lonely Ghost“. Wer dafür jedoch kein Interesse aufbringen mag, der wird mit dem Bonustrack „How To Do Graffiti“ bestens bedient, der für Europas größten Graffitihersteller Molotow aufgenommen wurde.

Wie gesagt, ein Album, dem man sein Alter nicht wirklich anhört und das auch heute noch Spaß macht. Wer etwas für Deutschrap der besseren Art übrig und diese CD noch nicht im Regal stehen hat, der darf „Mittelpunkt“ auf seine nächste Einkaufsliste setzen.

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