Dienstag, 17. November 2009

Blaze - Karma




Echte Musik aus Hessens Metropole gab es dieses Jahr dank des ersten Samplers ja bereits zu vermelden. Und auch die für umsonst herunterladbaren „138 Minuten vor Karma“ von Blaze kamen gut an und machten Lust auf mehr. Da ist es doch ausnahmsweise mal schön, dass die Zeit etwas schneller voranschreitet und wir mittlerweile wohl eher ein paar Minuten nach Karma haben denn vor, erschien jenes Album des Frankfurter Rappers doch bereits Ende September. Da gut Ding ja aber bekanntlich Weile haben will, folgt nun eine kleine Bestandsaufnahme der fünfzehn Stücke, die mit Features von unter anderem Manuellsen und C.J. Taylor von Rapsoul daher kommen.

Wie von Blaze‘ „Schocktherapie“ noch Bestens bekannt, startet auch „Karma“ mit reichlich Synthie-Untermalung und einem tollem Intro, dessen Hören Spaß macht. Den hat man dann auch wenn im direkten Anschluss erst einmal das RTL Wetterprogramm ertönt und das inhaltliche „Mein Deutschland“ einleitet, bei dem Blaze den Hörer durchweg konsequent bei der Stange hält. Ähnlich stark fährt auch das vom Pottweiler Manuellsen mitgestaltete „Neuanfang“ ein, das rein vom Text her sicherlich zu den herausstechenden Stücken des Albums zählt.

Nur mäßig freundet man sich dagegen mit „Ich geb gas“ und dem Titeltrack „Karma“ an. Erinnert erstgenanntes Stück vom Titel her (und glücklicherweise nur daher) an den Neue Welle-Hit von Markus, eint beide das selbe Elend: eine vollkommen unnötige, weil von verzerrter und an längst hinter sich gelassene Auto-Tune-Tage erinnernde Hook, die alle ansonsten recht ordentlichen Bemühungen Blaze‘ hemmen. Schade, da es Blaze in der Regel stets gelingt, auf der Schwelle zwischen gelungen und leicht peinlich zu balancieren.

Beweisstück A wäre „Du schaffst das!“ mit She-Raw, die zu gefallen weiß und B dann das mit C.J. Taylor aufgenommene „Du bist nicht allein“. Zwar bedienen beide mehr als offensichtlich ein recht ähnliches Thema, dass des aufmunternden, hoffnungsspendenden Tracks, welches noch dazu kaum mehr für Innovationshysterie. Aber ist mir persönlich das immer noch allemal lieber als ein verkorkster Ausritt in die experimentelle Szene. Selbiges gilt für den Track „Daddy“, der aber in keiner Discographie eines vatergewordenen Rappers fehlen darf, verständlicherweise.

Noch kurz zu den übrigen Features der Platte: Jonesmann liefert Gutes, wenn auch nicht Weltbewegendes ab, Haftbefehl mag auch dieses Mal (noch?) nicht zünden und R.A.F. wird es bei mir nicht mehr zum Reimebringer Nummer Eins schaffen. Blaze dagegen darf sich weiter Hoffnungen machen und festigt seinen Status innerhalb der deutschen Szene als eigener Charakter, der seinem Stil treu bleibt. In der Schule würde man „Karma“ ansiedeln zwischen „befriedigend“ und „gut“.

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