Dienstag, 30. Juni 2009

Chali 2na - Fish Outta Water




01. Get Focused
02. International (ft. Beenie Man)
03. So Crazy
04. Lock Shit Down (ft. Talib Kweli)
05. Don’t Stop (ft. Anthony Hamilton)
06. Keep Goin’ (ft. Choklate)
07. Comin’ Thru
08. F.O.W.
09. Love’s Gonna Getcha
10. Righteous Way
11. When Will I See You Again (ft. Elzhi)
12. Funs Up (ft. Damian Marley & Stephen Marley)
13. Graff Time
14. Controlled Coincedence (ft. Kanetic Source)
15. 4 Be Be (ft. Ming Xia)

Die Jurassic 5 sind mittlerweile ja bekanntlich Geschichte, was angesichts der dargebotenen Qualität, die unter dem Namen J5 auf den Markt kam, fast schon eine Unverschämtheit, aber gut, die Sache ist gegessen. Chali 2na, ehemals Mitglied der J5, macht nun mit „Fish Outta Water“, seinem Solo-Album auf sich aufmerksam. Dass er nicht erst seit gestern an seiner Solokarriere arbeitet, davon zeugt nicht zuletzt das doch beachtliche Mixtape „Welcome To The Fish Market“.

Nun also das lang erwartete, oft verschobene Album des Mannes mit der markanten Stimme, das neben Chali selbst auch eine Handvoll namhafte Gäste beherbergt, darunter etwa Beenie Man, Talbi Kweli, Anthony Hamilton, Elzhi und die Marley-Brüder Damian und Stephen. Die Hauptrolle soll aber ganz klar Chali selbst spielen, allen bekannten Namen zum Trotzt und angesichts seiner stimmlichen Präsenz ist das auch kein großes Problem.

Wenn dann im Opener „Get Focused“ zum ersten Mal Chali 2nas Stimme ertönt, dann ist man sofort eingenommen und lauscht gespannt dessen Reime. Diese werden zu Beginn in gewohnter J5-Manier auf das Instrumental gebracht, ehe nach keinen zwei Minuten direkt zu „International“ geswitcht wird, bei dem Beenie Man freundliche Mithilfe leistet. Was sich auf dem Papier schon etwas ungewöhnlich liest, klingt zunächst auch befremdlich und man weiß nicht recht, was man von der Zusammenarbeit halten soll. Die darauf folgenden „So Crazy“ und „Lock Shit Down“ können da schon klarer überzeugen, wenngleich hier sehr offensichtlich auf den Dancefloor geschielt wurde.

Gelungen auch das Hamilton-Feature auf „Don’t Stop“, welches man jedoch bereits auf dem Videospiel „NBA Live 06“ hören konnte, sowie 2006 bereits als Single für „Fish Outta Water“ veröffentlicht wurde und das entspannte „Comin’ Thru“, bei dem der Thunfisch beweist, dass er durchaus auch ohne seine einstigen Kollegen von J5 bestehen kann. Noch einen Tick besser ist dann das wunderbare „Love’s Gonna Getcha“, bei dem 2na auch die Hook besorgt, was angenehm gut klingt und wunderbar zum Gerüst des Songs passt.

Danach zeigt die Kurve wieder leicht nach unten, die Features von Elzhi und den Marley-Brüdern gehen zwar klar, aber so wirklich festsetzen möchten sich die Tracks im Gehörgang nicht. Erst „Controlled Coincedence“, bei dem Kanetic Source als Gastrapper brilliert, kann aus dem Standard ausbrechen und mit seinem orientalischen Flair beim Hörer punkten. Da abschließende „4 Be Be“ mit Ming Xia ist dann wieder einer dieser Songs, die man nicht wirklich gehört haben muss und damit endet der Landgang des Thunfisches dann auch wieder.

Chali 2na ist ein klasse Rapper, keine Frage. Kaum ein Rapper verfügt über eine ähnlich markante Stimme wie er und im Zusammenspiel mit gelungenen Instrumentals und guten Gastbeiträgen, entstand auch das ein oder andere kleine Bömbchen. Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche nicht weiter nennenswerte Stücke, weshalb „Fish Outta Water“ zwar gut, aber nicht sehr gut geworden ist.

Montag, 29. Juni 2009

Optik Russia Presents - New Russian Standard




Russischer Rap, die Zweite. Nachdem Ginex bereits einen amtlichen russischsprachigen Wurf hinlegten, folgt nun das im Vorfeld heiß erwartete Album von Optik Russia, welches Anfang dieses Jahres endlich in die Läden kam. Vom Deutschrussen I.G.O.R. und Kool Savas selbst ins Leben gerufen, präsentiert Optik Russia hier nun 21 Anspielpunkte, die es in sich haben und die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Denn was sich hier auf den einundzwanzig Tracks abspielt, dass ist russischer Rap auf Champions League-Niveau und nichts anderes. Von Top-Produzenten wie Bugi von Gambit, Melbeatz, Flash Gordon oder den Beetgees instrumentalisiert, tritt hier ein ganzes Heer an russischen Rappern auf, das mit den auf Russisch vorgetragenen Texten imstande ist, so manch verschlossene Tür verbal einzutreten. Demnach ist es fast schon nebensächlich, ob man Russisch versteht oder nicht, denn die Energie in den Zeilen, die lässt sich förmlich spüren.

Ein Beispiel ist der Rapper Tork, der seine pfeilschnell vorgetragenen Reimphrasen auf einem klasse Flash Gordon-Beat niederprasseln lässt und den Hörer geradezu paralysiert und ihn 3 Minuten ganz in seinen Bann zieht. Ja selbst das Intro, oft ja nicht viel mehr als Beiwerk, ist so manch vollwertigem Track anderer Veröffentlichungen überlegen. Aber wenn verwundert es, spuckt darauf neben I.G.O.R. auch der Deutschrap-Veteran Kool Savas ein paar tödliche Verse, die messerscharf ihr Ziel erreichen. Eine Klasse für sich.

Zusätzlich zu den russischen Spittern (auch Ginex sind mit von der Partie), die hier ganz klar den Ton angeben und dem „King of Rap“ finden sich noch weitere namhafte Gäste in der Feature-Liste. Etwa die Berlinerin She-Raw und der aus den Staaten kommende K Rino, die das gelungene „Let Me R.I.P.“ mit ihren Beiträgen veredeln.

Kurz gesagt bietet der neue russische Standard allerhand hörenswertes Material und fährt mit seinen Hochglanzproduktionen und temporeichen Reimen jede Menge positive Meinungen ein, die eine Empfehlung unumgänglich machen. Reinhören lohnt sich.

Sonntag, 28. Juni 2009

Ryoma - Ryoma EP




01. Intro
02. Ryo
03. Wer Gibt Hier Den Takt An?
04. Stillstehen (ft. Zora)
05. Eines Tages
06. Sunshine (ft. Asli)
07. Zeitlos

Bevor wir uns in kürze dem jüngst veröffentlichten Album „Besser Heute“ widmen, hier ein kleiner Rückblick in das Schaffen des Hamburger Künstlerkollektivs. 2007 erschien bereits diese 7 Tracks beinhaltende EP, die mit schlichtem Cover ganz in den Farben Japans (rot und weiß) um die Ecke bog, um dem aktuellen Rap-Geschehen etwas entgegenzusetzen, das man seither im deutschsprachigen Rap zusehends vermisste: intelligente Texte, vorgetragen auf hübschen, musikalischen Beats, die dabei jedoch nicht nur den Kopf zu denken, sondern auch bewegen bringen sollen.

Auf den ersten Blick hin mag das übertrieben hoch angesetzt klingen, doch beim Hinhören wird recht schnell klar, dass die Zielsetzung hier voll und ganz den Tatsachen entspricht und man es in der Tat schaffte, gehobenen Deutschrap zu produzieren, der sich mehr an qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen vergangener Tage orientiert, als an neuzeitlichen Straßenrap, ohne dabei jedoch altbacken, langweilig oder unfreundlich aufzutreten.

Wenn sich also der halbjapanische Rapper Ryo auf dem nach ihm benannten Stück vorstellt, dann hat das wenig bis gar nichts mit herkömmlichen Representern zutun. Dem schließen sich auf die harmonischen Instrumentale an, die eine entspannte, geschmackvolle Begleitung darstellen und mit Ryos Stimmorgan mit jedem Lied aufs Neue eine Symbiose eingehen, deren Ergebnis stets überzeugt.

Zwar werden sich rein auf neuzeitlichen Sound festgefahrene Ohren schwer tun mit der Musikalität von Ryoma, wer allerdings schon Fiva und Radrum respektive Flip der inhaltlichen Fülle wegen mochte, wird sich auf von Ryoma mitnehmen lassen und unterstreicht anschließend jedes an das Kollektiv verteile Lob ohne zu zögern. Rapmusik mit Klasse.

Ginex - Zarj Gori - die Könige des Berges




Dass sich die russische Sprache außerordentlich gut zum Rappen eignet, dass werden Kenner der russischsprachigen Rap-Szene unlängst wissen und auch die, die nicht des Russisch mächtig sind, bekamen spätestens mit Seryoga mit, dass russischer Rap funktioniert. Im Falle von Seryoga schaffte es das Video zur Single „2 Kaiser“ mit Azad sogar auf MTViva und lenkte die breite Masse auf sich. Die aus Kassel kommenden Deutsch-Russen von Ginex (Germany INtern EXtern) backen da zwar (noch) etwas kleinere Brötchen, doch auch hier sollte man sich etwas Zeit nehmen.

Klar, mit „Zarj Gori“ möchte man vornehmlich das russischsprachige Publikum in Deutschland ansprechen, daran besteht kein Zweifel, da ein Großteil der Veranstaltung auf Russisch stattfindet. Zwar wird ab und an auch auf Deutsch gerappt und innerhalb der Tracklist finden sich gar rein ein paar Deutsch betitelte Lieder, doch das Trio versteht es ungemein besser, auf Russisch zu Texten. Dennoch rechnet man es ihnen natürlich hoch an, dass sie es nicht komplett russisch halten.

Inhaltlich kann man zwar nicht wirklich analysieren was so alles gesagt wird, aber die in Klammern gesetzten deutschen Übersetzungen der Liedtitel helfen zumindest beim groben Erfassen des Inhaltes. Im Falle von „Russe Oder Deutscher“ versteht man so gar sofort worum es geht und kann dem Ganzen durchaus etwas abgewinnen.

Überhaupt kann man die sprachliche Barriere guten Gewissens überspringen, denn die hier versammelten Produktionen gehen mehr als klar und halten auch ohne größeres Verständnis der Texte bei der Stange und das ist, sind wir doch mal ehrlich, immer die Hauptsache eines Releases.

„Zarj Gori“ ist ein überaus gelungener Wurf aus dem Hause RZ-Recordingz, der bei den Russen im Lande mit Sicherheit für Begeisterungsstürme sorgte und mit seinen druckvollen Synthie-Geschossen auch den übrigen Rest unterhalten düfte. Passt, sitzt und hat Luft.

Samstag, 27. Juni 2009

RaportaZ Family - Mittelpunkt




Göttingens wohl bekannteste Großfamilie von Rappern, die RaportaZ Family, die mittlerweile leider der Vergangenheit angehört (nicht jedoch ihre Musik, um das gleich einmal vorweg zu nehmen), macht sich 2004 auf und brachte diesen sehr schönen, 17 Track starken, Silberling auf den Markt und konnte sich damit in der Tat kurzfristig in den „Mittelpunkt“ stellen und wurde mit Lob überhäuft.

Ein Grund mehr sich dem Album nun, gut 5 Jahre später, noch einmal anzunehmen, schließlich dürfte es den ein oder anderen Hörer geben, der diesen Release anno 04 leider verschlafen hat. Des Weiteren kann man „Mittelpunkt“ durchaus Langlebigkeit nachsagen, denn so richtig anhören kann man den Tracks ihr Alter auch heute noch nicht, so frei bewegen sich die hier versammelten Rapper im Reimschemata auf den ohne unnötige Spielereien auskommenden Instrumentalen.

Und sind wir doch mal ehrlich, wenn sich schon gestandene US-Rapper wie Bumpy Knuckles oder Jeru The Damaja auf dem Album tummeln, um sich für die Family auszusprechen, dann kann da ja nicht viel schief gehen. So lässt sich dann auch „Mittelpunkt“ sehr schön in die Anlage schieben und man lässt sich fallen und erfreut sich an den anspruchsvoll vorgetragenen Lyrics, die hier und da auch mal auf Englisch bzw. Französisch vorgetragen. An den französischen Parts kann man nichts aussetzen, lediglich das von Al-Dog auf Englisch gerappte „Tha Dog Is Real“ fällt etwas ab.

Wer sich auch mit dem späteren Verlauf der Family beschäftigt hat, der wird den Namen Dresta bereits kennen und schätzen, stellte er doch im Nachhinein schon fast so etwas wie die Leitfigur dar. Zwar ist dieser hier nicht auf allen Tracks vertreten, dennoch werten Drestas Beiträge das Album enorm auf. Etwa wenn er gemeinsam mit dem verstorbenen Produzenten Double-P auf dem wunderbaren Streicher-Beat fragt „Hört Ihr Uns?“ und damit ein echtes Highlight abliefert.

Auch das ruhige „Kein Plan“, bei dem statt Streicher ein dezentes Piano das Instrumental begleitet, fährt gut ein und kann mit Rap-Parts von Kuba und Dresta Lorbeeren einheimsen, die auch dem folgenden „Familientreffen“ zustehen, für den sich die Family gemeinsam in die Booth begeben hat, um einen an Everlast erinnernden Gitarren-Beat zu bereiten. Geschmackssache ist im Grunde nur das auf Englisch gesungene „Lonely Ghost“. Wer dafür jedoch kein Interesse aufbringen mag, der wird mit dem Bonustrack „How To Do Graffiti“ bestens bedient, der für Europas größten Graffitihersteller Molotow aufgenommen wurde.

Wie gesagt, ein Album, dem man sein Alter nicht wirklich anhört und das auch heute noch Spaß macht. Wer etwas für Deutschrap der besseren Art übrig und diese CD noch nicht im Regal stehen hat, der darf „Mittelpunkt“ auf seine nächste Einkaufsliste setzen.

Joka - Freitag Der 13te




Es dürfte der wohl bekannteste Freitag überhaupt sein, der von Zeit zu Zeit für abergläubische Gedanken sorgt und so auch seit jeher jede Menge Stoff für allerhand Horrorgeschichten und –filme bietet – man denke nur einmal an Jason Voorhees, der seinem Kult eben jenem Freitag verdankt. Hat man also nicht gerade ein positives, persönliches Erlebnis vorzuweisen, wird man vornehmlich Schlechtes und Unheil damit in Verbindung bringen. Da kommt Joka mit seinem Album also gerade recht.

Erschienen am, Überraschung, Freitag, den 13. März 2009, führt „Freitag der 13te“ 20 Anspielpunkte auf, die entweder von Bugi, DJ Jones und DJ Barish produziert wurden oder sich einfach bei bereits bekannten Produktionen aus den Staaten bedienen. Auf diesen legt Joka simpel gestrickten Straßenrap hin, wie man ihn von so manch anderen seiner Kollegen her kennt und wahlweise liebt oder hasst. Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen, auch wenn Jokas Art zu rappen hier und da doch noch etwas eckig und ausbaufähig wirkt.

Das große Stücke auf ihn gehalten werden, dass beweist das „Optisches Multitalent Skit“, auf dem der Pimplegionär Kool Savas höchstpersönlich zu Wort kommt, gefolgt von Ercandize und Brenna, der auf „Kein Spiel“ auch als Feature auftaucht. Doch als wäre das noch nicht genug, finden sich noch weitere teils namhafte Gäste in der Tracklist. Etwa der Bozz Musiker Jeyz, Amar, Real-Jay und dessen bekannterer Bruder und Labelherr von „Echte Musik“ Jonesmann.

Inhaltlich darf man nicht allzu viel erwarten, was aber bei Vertretern des Straßenrap-Genres ja ohnehin nicht wirklich erwarten sollte, da sich dort zumeist das Themenspektrum arg beschränkt. Abgesehen davon bietet sich einem hier ein ordentliches, wenn auch nicht außergewöhnliches, Straßenrap-Album, das mit bekannten Gästen gespannt macht was alles, was da noch so kommt.

Freitag, 26. Juni 2009

Taichi - Therapie



Musik als Form der Therapie, eine Aussage, die nicht wenige leidenschaftliche Hörer ohne zu zögern unterstreichen und bejahen würden. So auch Taichi, der sein letztes Solo-Album aus dem Jahre 2008 gleich mal „Therapie“ nannte und dort 21 Tracks unterbrachte, die mit wenigen Ausnahmen (Bahar, Mok, D-Bo, Jaime & Kobra) fast völlig in Eigenregie eingerappt wurden, wodurch nach dem bereits gelungenen „Aussenseiter“ ein weiteres, persönliches Album entstanden ist, das zu gefallen weiß.

Hinhören lohnt sich also, wenn Taichi über bedeutsame Erlebnisse rappt, die als „Momente“ zurückbleiben. Wenn er mit „Minirock“ seichte Kritik gegenüber leicht bekleideten Damen verlauten lässt und auf „Hinter der Maske“ vom Selbstzweifel geplagten Mädchen erzählt, das mit sich selbst unzufrieden ist und sich hinter einer aus Make-up aufgetragenen Maske versteckt. Oder überlegt was er wohl alles tun könnte, gäbe es nur noch einen Tag zu leben („Ein Tag“).

Dazu gibt es mit „Rapper Sein“ ein Stück, das einen Einblick gibt in den Alltag eines Rappers, der längst nicht so komfortabel und entspannt aussieht, wie man ihn sich als Außenstehender so vorstellt. Gerade in Zeiten, in denen dem Gefühl nach jeder zweite Jugendliche das Rappen anfängt, ist es schön, wenn man auch mal das Kontrastprogramm zu Autos, Mädels und jede Menge Geld in verbaler Form präsentiert bekommt.

Die durchweg von Yanek produzierten Beats tun ihr Übriges und liefern einen angenehmen Sound, der sich gut mit Taichis Stimme verbindet und nur selten in den Vordergrund drängt, wodurch man Gelegenheit bekommt, sich auf das gesprochene Wort zu konzentrieren. Besonders gelungen ist so dann das mit Hilfe von Gitarrenklängen eingespielte „Danke“, dass zugleich den wohlklingenden Schlusspunkt setzt an ein schönes Album, welches man gerne aus dem Regal holt.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Taichi - Aussenseiter



Bevor an dieser Stelle das bis dato letzte Solo-Album des Berliners, „Therapie“ von 2008, Erwähnung findet, wagen wir zuerst einen Blick auf das ein Jahr zuvor erschienene Album „Aussenseiter“. 19 Lieder, Gäste wie Ercandize, D-Bo, Casper und Mok, Beats von Djoarkaeff, Yanek, Jaime, Spintec, Decay und mehr, sowie ein nachdenklicher und fast durchweg persönlich auftretender Taichi ließen 2007 „Aussenseiter“ zum bis dahin besten Album Tachis avancieren.

Das mag mitunter daran liegen, dass das Album nahezu komplett auf Battleansagen und dergleichen verzichtet und stattdessen auf inhaltlich gefasste Stücke setzt, was sich schon durch einen Blick auf die Tracklist ablesen lässt. „Anders Als Ihr“, das titelgebende „Aussenseiter“, „Erkenntnis“ mit Casper, Titel dieser Art machen schon beim Lesen neugierig und wecken Hoffnungen auf unterhaltsame, offen vorgetragene Texte, die tief blicken lassen.

Erfreulicherweise werden diese Hoffnungen auch erfüllt, wenn Taichi die „Realität“ beschreibt, das „Leben In Der Stadt“ oder sich selbst als „Aussenseiter“ mit „Kämpferherz“ betitelt, der auf ansprechend arrangierten Beats, die auch heute noch gut seine Aussagen transportieren, auch textliche Weiterentwicklungen zu „Top Story“ aus dem Jahre 2006 erkennen lässt.

Dazu kommen eingangs erwähnte Features, die sich gut einfügen und mit ihren Stimmen angenehme Kontraste zu Taichis Stimmorgan setzen. In diesem Zuge sollte vor allem das als Bonus-Track angeführte „Zwei Welten“ mit Mok erwähnt werden oder etwa Caspers Beitrag auf „Erkenntnis“. Dass es auch sehr gut ohne Features geht, davon zeugen „Mädchen Nr. 1“ und „Brief“, zwei gefühlvoll inszenierte Stücke, die man als Glanzpunkte von „Aussenseiter“ aufführen kann.

Um die Aussage zu Beginn noch einmal zu unterstreichen: „Aussenseiter“ ist das vielleicht gelungenste Album in Taichis bisheriger Discographie. Inhaltlich stimmungsvoll aufgebaut, liefert das Album genügend Stoff für zahlreiche aufmerksam durchgeführte Hördurchgänge. Gelungen.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Taichi & Jaime - Blutsbrüder



24 Stunden sind nicht viel, das wird jeder bestätigen können, der schon einmal verlauten hat lassen, dass ein Tag am Liebsten 36 Stunden haben solle, um mit all den Erledigungen und Pflichten des Alltags hinterher zu kommen. Dennoch reichten 24 Stunden aus, um vorliegendes Kollabo-Album der beiden Künstler Taichi und Jaime aufzunehmen. Herausgekommen sind 15 Stücke, die sich zwischen Battle-Thematik und melancholisch geprägten Stimmungen bewegen.

Produziert von Gitdatbeats, Spintec, Free-Q, Bosorg und Jaime, fährt das Album dabei allein vier Tracks auf, die mit dem Zusatz „Pt. II“ die Fortsetzungen zu bereits aufgenommenen Stücken darstellen. Beispielsweise der zweite Teil von „Geben ’n Fick“, welches man vom „Schnell Imbiz“-Album her kennt und hier mit einem unterhaltsamen Streitgespräch zwischen Taichi und Jaime aufwarten kann.

Dazu gibt es komplett neu auf die Beine gestellten Tracks wie „Wir Sind“, das mit ordentlich mediterranem Flair im von Jaime inszenierten Beat mehr als klar geht. Übrige Tracks wie „Das Tribunal“ oder „Clubtrack“ sind ansonsten allesamt ordentliche Stücke, die man hören kann, ohne die Skip-Taste zu betätigen, nur will sich nichts wirklich im Gedächtnis festsetzen.

Erst wenn es dem Ende hin melancholisch und nachdenklich zur Sache geht, etwa auf „Sorry“, das verflossene Liebe behandelt oder „Ein Rätsel“, für welches man „What Hurts The Most“ der Rascal Flatts in der Hook sampelte und Streicher im Instrumental unterbrachte. Gerade diese zwei Tracks können, obwohl vor allem „Sorry“ kein gänzlich neues Thema aufgreift, überzeugen und hinterlassen einen guten Eindruck, der auch dem gesamten Album hörbar gut tut.

Was hier in 24 Stunden aufgenommen wurde, kann sich durchaus hören lassen und auch wenn manche der hier versammelten Tracks nichts Neues bieten, so kann man gefallen finden an den 15 Tracks. Guter Durchschnitt, der klar geht und kurzzeitig zu unterhalten weiß.

Sontiago - Steel Yourself



Sontiago, die Zweite. Nachdem das erste Album insgesamt etwas durchwachsen und als Sammlung einer zweijährigen Schaffensperiode diente, hier nun also das 2007 erschienene „richtige“ Album der sympathischen Dame aus Maine – „Steel Yourself“, welches auf den ersten Blick hin dem Vorgänger noch recht ähnlich wirkt. Doch nur auf den ersten Blick hin, wie sich später noch zeigen wird.

Fangen wir bei den Gemeinsamkeiten an. Da wäre beispielsweise etwa die Anzahl der Anspielpunkte, die von 14 auf 13 gesunken ist, damit aber immer noch knapp im Rahmen liegt, geht es um das Preis-Leistungs-Verhältnis. Genau so findet man wieder eine vielseitige Sontiago vor, die sich munter durch die Stücke rappt und singt, wie es ihr eben in den jeweiligen Momenten liebt ist. Und auch die Texte sind nach wie vor alles andere als schlecht. Soweit also alles beim Alten.

Kommen wir nun zur vielleicht großen Veränderung, dem allgemeinen Soundgebilde. War es beim Vorgänger noch deutlich an klassischem Hip Hop angelehnt, erinnert hier nur noch wenig an herkömmliche Rap-Musik. Dieser Eindruck wird durch die nun noch zahlreicheren Gesangseinlagen der Akteurin nur noch bestärkt und kommt somit noch mal einen grad sperriger daher als 2004. Denn zwar sind die gesungene Parts durchaus experimentell geraten, klingen aber unter Umständen auch mal etwas fremd in den Ohren eines Rap-Hörers, auch wenn da Auto-Tune und der „singende Rapper“-Trend mittlerweile beachtliche Vorarbeit geleistet haben sollten.

Auch findet sich auf „Steel Yourself“ nun endlich Material, das sich etwas tiefer ins Gedächtnis spielt und einen ganz klaren Fortschritt, ja eine Weiterentwicklung, erkennen lässt, die Sontiago gut zu Gesicht steht. Zum Beispiel „Old Orleans“, ein unter die Haut gehendes Stück, dass den Opfern des verheerenden Hurrikane Katrina gewidmet ist, welcher 2005 unter anderem in New Orleans gewütet hat.

Einen weiteren Pluspunkt verschafft sich das Album durch das nun gut gefüllte Innenleben. So finden sich im Booklet des Albums neben Texten auch Hintergründe zu den jeweiligen Songs, was spürbar beim Verständnis der Stücke hilft und besser verstehen lässt, was Sontiago jeweils zum Ausdruck bringen wollte.

Somit stellt das Album eine hörbare Weiterentwicklung der Künstlerin dar und das ist für eine Künstlerperson schon einmal das Wichtigste. Von dieser Seite her betrachtet also schon einmal ein klarer Erfolg und auch so kann „Steel Yourself“ insgesamt einen guten Eindruck hinterlassen.

Dienstag, 23. Juni 2009

Sontiago - Abuse My Adoration



Der US-Bundesstaat Maine gilt nicht unbedingt als das Zentrum für Musik, zumindest wenn es um Rap-Musik geht. Auch wird es sicher Menschen geben, die den im äußersten Nordosten der USA gelegenen Staat nur aus Stephen King-Romanen kennen, welcher, ebenso wie Sontiago, aus der größten und wohl bekanntesten Stadt, Portland, kommt. Nun gilt es diesen Zustand zu ändern und da kommt Sontiago, weibliche Rapperin und verheiratet mit JDWalker (der hier auch als Produzent und Feature auftaucht), gerade recht.

Bevor wir uns jedoch mit ihrem letzten Album, „Steel Yourself“ (2007), auseinandersetzen, werfen wir in chronologisch korrekter Reihenfolge einen Blick auf den Vorgänger „Abuse My Adoration“ aus dem Jahre 2004, das eine Anhäufung aus 2 Jahren Arbeit darstellt. Darüber sagt Sontiago selbst schon im Inlay der CD, im ersten Satz um genau zu sein, dass dies nicht ihr bestmöglichstes Werk ist und dies erst noch bevorsteht bzw. inzwischen ja bereits erschienen ist.

Diese offene und ehrliche Art, die sich hier so fernab von Ego-Wettbewerben bewegt, ist dann sogleich auch das, was dem Hörer als erstes ins Auge springt und man ist geneigt zu sagen, dass es sich gut anfühlt, mal wieder eine CD zu hören, die sich nicht als einzige große Selbstdarstellung versteht. Bis hierhin also schon einmal nicht schlecht und auch die Tracklist ist mit 14 Anspielpunkten weder zu kurz, noch zu lang geraten. So eröffnet „Just Made It“ das Ganze mit schicken Cuts von Slouch und nach etwas über 2 Minuten wird Platz gemacht für die Hauptakteurin Sontiago.

Diese rappt und singt sich daraufhin durch zumeist sehr entspannt geratene Produktionen, die sich nicht groß aufdrängen und insgesamt einen leichten Fahrstuhlmusik-Charakter aufweisen. In der Praxis heißt das nicht viel mehr, als dass sich die Tracks sehr angenehm hören lassen, auch wenn man währenddessen noch mit anderen Tätigkeiten beschäftigt ist. Herausstechen kann da eigentlich nur „12 Noon“ mit Rent One als Feature und einem schönen Beat, welchen man so aber schon mindestens einmal gehört haben wird, nämlich bei Pep Loves „T.A.M.I.“.

Ansonsten wird man nicht allzu viel herausragendes Material auf „Abuse My Adoration“ finden, was aber ja angesichts der Tatsache, dass mancher Song schon zum damaligen Zeitpunkt nicht neu war und man auch Sontiago noch ein wenig anhört, dass da noch Luft nach oben ist. Man könnte jetzt noch kritisieren, dass ihre Raps gerne mal etwas neben der Spur sind, doch dies ist beabsichtigt, wie man spätestens beim Hören von „Steel Yourself“ feststellen wird.

Summa Summarum ein erster Vorgeschmack auf Kommendes, mit Musik, die sich gut als Hintergrundbegeleitung eignet, was aber angesichts der eigentlich doch sehr gelungenen Texte sicher nicht beabsichtig war.

Statusbericht

Hallo alle zusammen,

es wird mal wieder Zeit ein paar Worte über den Blog zu verlieren. Nicht zuletzt deshalb, da der Blog kürzlich sein 100. Review präsentieren konnte (Nazar mit Paradox, wenn ich micht recht entsinne) - eine doch beachtliche Anzahl, bedenkt man, dass erst seit einem guten halben Jahr veröffentlicht wird und ich die Reviews komplett in Eigenregie schreibe und online stelle.

Viel ist außerdem in diesen 6 Monaten passiert. Zum Beispiel der Artikel auf Rapblog.ch, der für den ersten größeren Besucheransturm auf Resurrection of Rap sorgte. Oder die positive Erwähnung des Frankfurter Rappers Gregpipe, der in einem Blog-Eintrag das "El Magico"-Review auf RoR lobte und so Resurrection of Rap bekannter machte. Auch schaffte es unser kleiner Blog schon des Öfteren, als einer der ersten mit Reviews zu bestimmten Alben aufzuwarten. Wenn der Blog schon nicht durch übertrieben große Aufmerksamkeit glänzen kann, so dann doch immerhin durch zuverlässige Besprechung neuer Alben.

Leider bleiben jedoch noch immer viele interessante und namhafte Veröffentlichungen auf der Strecke. Zum Beispiel die komplette Deluxe Records-Serie der letzten Monate (Samy, Ali & Tua, Tua solo, Samy solo), Flers letztes Album, Juvels "Wolkenloch", Azads jüngster Wurf, Jeyz,...die Liste ließe sich noch weiter spannen. Gerne würde ich euch mit Reviews zu den genannten Alben versorgen, leider sehen die Labels offenbar keine Relevanz in Resurrection of Rap. Wenn ihr also Reviews zu den Alben haben wollt, dann schreibt doch einfach mal den Labels und erzählt ihnen, ihr hättet gerne darüber auf dem Blog gelesen. ;D Nein, Scherz, ich glaube kaum, dass dies was bringen würde.

Die einzige Lösung wäre die Steigerung der Aufmerksamkeit, wodruch automatisch mehr User über den Blog stolpern würden. Daher hoffe ich, ihr verbreitet den Blog und Links zu Reviews usw. in Foren und auf Seiten, damit in Zukunft auch ein Großteil der namhaften Veröffentlichungen hier Erwähnung findet. Bis dahin gilt mein Dank aber bereits Labels wie Selfmade, RZ-Recodingz, Kopfhörer Recordings und allen anderen, die schon jetzt das Potenzial des Blogs erkennen und Rezensionsmaterial zur Verfügung stellen. Und natürlich Groove Attack.

So, dabei belasse ich es nun erst einmal und mache mich wieder an die Arbeit, damit bald das 200. Review online geht bzw. eines Tages zu jedem nennenswerten Release ein Review auf dem Blog zu finden ist - natürlich Utopie, aber einen Versuch ists wert. ;-)


Bestens,
Jai

MOK - Most Wanted




01. Intro
02. Mok Der Hustler (ft. Emine Bahar)
03. Index
04. Ein F*ck (ft. Grecko)
05. Undercover (ft. Jasha)
06. Rap Skit 1 (ft. Hammer & Zirkel)
07. Gemein Wie 10
08. Strassenmucke 2009 (ft. sido)
09. Mr. Lover Lover (ft. Farid Fan)
10. Rap Casablanca (ft. Dissput & Emine Bahar)
11. Immer Noch (ft. Alpa Gun)
12. Rap Skit 2 (ft. Sudden)
13. Maxim
14. Nightlife (ft. Automatikk)
15. Stress (ft. Colos)
16. Beste Zum Schluss (ft. B-Tight)


Der „Neukölln Hustler“ ist zurück! Nachdem sein letztes Album für seine Verhältnisse nachdenklich ausfiel, kommt nun mit „Most Wanted“ wieder eine Veröffentlichung, die wieder den echten MOK präsentieren soll. Und so bietet „Most Wanted“ 16 Tracks, die aggressiv und mit Wut, wenn nicht gar Hass, im Bauch eingerappt wurden, so dass man sich auch wieder auf den ein oder anderen Seitenhieb in Form verbaler Attacken freuen darf. Dieses Mal unter anderem im Fadenkreuz: Bushido, Farid Bang und Monika Griefahn.

Produziert wurde die komplette Sache, mit Ausnahme von einem Skit, vom Berliner Woroc, der ganz offensichtlich den Titel des Produzenten des Jahres anvisiert und auf so ziemlich jedem nennenswerten Release dieser Tage zumindest einen Beat platziert, der dann auch noch gefällt. „Most Wanted“ bildet da keine Ausnahme, weshalb man den Produktionen nichts Schlechtes nachsagen kann, höchstens dass sie stellenweise etwas einfach daherkommen, was allerdings sehr gut mit MOKs eher simplen, direkten Vortragsweise harmoniert.

Eine ganze Palette an namhaften Gästen hat sich auch wieder eingefunden, um MOK lyrisch zur Seite zu stehen. Eine kleine Aufzählung gefällig? Sido, B-Tight, Colos, Automatikk, Alpa Gun – und das sind noch nicht einmal alle. Dazu gesellen sich noch die bezaubernde Emine Bahar, Grecko, Jasha, Hammer & Zirkel, Dissput, Yo!Musix-Rapper Sudden und Farid Fan. Nein, nicht etwa verschrieben, das soll nicht Bang sondern Fan heißen. Bei solch einer enormen Anzahl an (hochkarätigen) Features ist es natürlich alles andere als leicht, dem Album seinen Stempel aufzudrücken, gerade wenn man von 16 Stücken gerade einmal vier Alleingänge verzeichnen kann.

Womit wir auch bei der größten Schwäche des Albums wären. Lediglich vier reine Solo-Tracks sind für meine Begriffe einfach zu wenig. Zum einen da es sich bei den vier Stücken um ein Intro, zwei Diss-Tracks und das 37 Sekunden kurze Stück „Maxim“, welches der gleichnamigen Berliner Hip Hop Legende gewidmet ist, handelt, also keine „richtigen“ Songs im ursprünglichen Sinne. Zum anderen laufen Rapper wie Grecko, Alpa Gun oder auch sido MOK mit ihren Beiträgen etwas den Rang ab, da diese, ohne MOKs Können schlecht reden zu wollen, einfach mehr hinter dem Mikrofon vollbringen.

Dennoch hat das Album seine Momente, etwa wenn sich MOK auf „Index“ der SPD-Politikerin Monika Griefahn annimmt, die schon des Öfteren aufgrund ihrer oberflächlichen Herangehensweise an respektive gegen Deutschrap das Opfer diverser Diss-Attacken wurde. Grecko liefert auf „Ein F*ck“ einen amtlichen Part ab und auch Hammer & Zirkel sorgen mit dem „Rap Skit 1“, das ausnahmsweise nicht von Woroc sondern Zirkel produziert wurde, auf welchem Hammer allerlei belustigende Feature-Konstellationen preisgibt. Mit sido gibt es „Strassenmucke 2009“ und B-Tight schaut auf „Beste Zum Schluss“ vorbei, für das Woroc noch einmal einen richtig gelungenen Beat aus dem Synthesizer haut, ehe das Album sein Ende findet.

„Most Wanted“ ist mit Sicherheit nicht das Album des Jahres geworden, aber wer auf der Suche nach einfachem, schnörkellosem Rap ist und ein Faible für Diss-Tracks hat, der darf hier gerne einmal reinhören. MOK-Fans hingegen werden das Album ohnehin frei von Bedenken in ihren Warenkorb legen, um sich ein weiteres Mal an den aggressiven Textpassagen des Neuköllner Hustlers zu erfreuen.

SoulStice & SBe - Beyond Borders



Das der regionale Markt für Rap mehr und mehr einem einzig großen, globalen Pool weicht, der über jegliche Grenzen hinaus Menschen zusammenführt, ist kein wirkliches Geheimnis mehr. Schon gar nicht in Zeiten, in denen das weltweite auf Tour sein mit eine der wichtigsten Einnahmequellen für bekannte wie unbekannte Künstler darstellt. Wer sich hierbei schlau anstellt, der macht, während er die Welt bereist und mit seiner Musik erfreut, gleich auch noch die Bekanntschaft mit lokal ansässigen Künstlern und erweitert so seinen Horizont um ein Vielfaches.

SoulStice, ein aus Chicago stammender MC, der schon für seine vorherigen Werke – allen voran das viel gelobte letzte Solo-Album „Dead Letter Perfect“ – haufenweise gute Kritiken einheimsen konnte, war ganz offensichtlich einer dieser schlauen Köpfe. So scheint es zumindest, wenn man sein neues Album „Beyond Borders“ (zu Deutsch etwa: Jenseits aller Grenzen) näher betrachtet. Dort versammelt er internationale Gäste aus Nordamerika, Europa, Afrika und Asien, um mit ihnen ein rundes Album aufzunehmen, welches das Niveau der vorausgegangen Veröffentlichungen über das von SoulStice gegründete Label Wandering Soul mindestens halten, wenn nicht gar noch steigern soll.

Unterstützung erhält er dabei von SBe, einem aus Belgien stammenden Produzenten, der für „Beyond Borders“ 14 wunderbare Instrumentale zimmerte, die geradezu perfekt zu SoulStice passen. Wer also schon auf „Dead Letter Perfect“ den geschmackvollen Mix aus Chicago Funk und klassischem Ostküsten BoomBap mochte, wird auch hier nicht enttäuscht sein, während neue Hörer sicher schnell vom entspannten Flair der Produktionen schwärmen.

Raptechnisch brauchte man dem Mann aus Chicago, der mittlerweile in Washington D.C. beheimatet ist, noch nie etwas vormachen, so auch dieses Mal nicht. Wenn auf dem Opener „Speed Of Sound“ die ersten Reime ertönen, dann klingt das auf Anhieb so, wie guter Rap aus den Staaten eben klingen sollte und nicht anders. Selbiges lässt sich auch über die Gäste sagen, die man entweder vom letzten Album her noch kennt (Haysoos, Oddisee), schon diverse Male gehört hat (Supastition, Kev Brown, Wordsmith, GLC), oder auf Beyond Borders neu kennen lernt.

Etwa den Niederländer Brainpower, der auf „To The Limit“ eine mehr als amtliche Figur abgibt und das, obwohl er seinen Part nicht etwa auf Niederländisch, sondern auf nahezu akzentfreiem Englisch vorträgt. Oder etwa die Sängerin/Rapperin Angelina, die für Russland und das Vereinigte Königreich antritt und mit ihrem Gesang neben SoulStice und Supastition auf dem Titelstück „Beyond Borders“ für Abwechslung sorgt. Zwar entpuppt sich hier die von SoulStice inszenierte, leicht erzwungen wirkende Hook als kleines Manko, ansonsten leitet der vielleicht beste Beat des Albums den großartigen Mittelteil ein, bei dem auch Deutschland in Form von Nico Suave ein Wörtchen mitreden darf.

Zunächst richtet man seine Aufmerksamkeit jedoch auf das bezaubernde „Bird’s Eye View“ bei dem Kev Brown ein paar Zielen beisteuert. Dann heißt es Vorhang auf, Bühne frei und alle Augen auf Nico Suave. Gerade als Deutscher ist man natürlich gespannt, wird aber nach dem Hören von „Chicago To Germany“ ein kleines bisschen enttäuscht sein, da sich das Ganze als kleine, zum Glück einzige Mogelpackung des Albums herausstellt. Zwar bekommt man einen gut aufgelegten Suave zu hören, der den Beat reitet wie nichts Gutes, aber wer auf den Einsatz des Gastgebers wartet, der wartet vergebens und so lässt sich nach gerade einmal 50 Sekunden Ernüchterung in den Gesichtern der (deutschen) Hörer ablesen, dann nämlich endet der Ausflug nach Deutschland auch schon wieder - ohne SoulStice-Part.

Die kanadische Eternia, der Franzose Kohndo sowie Isabel Novela (Mosambik bzw. Niderlande) und Zap Mama (Demokratische Republik Kongo respektive Belgien) können dann zwar noch einmal die Laune anheben, wodurch das gelungene Album ein würdiges Ende findet, aber so richtig abfinden mag man sich mit dem kürzesten aller Beiträge, richtig, Nico Suave bzw. Deutschland ist gemeint, dann immer noch nicht. Abgesehen davon aber ein durchweg gelungenes Album, dass zu Recht den Aufdruck Wandering Soul trägt.
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Von mir geschrieben und auf Resurrection of Rap UND RapSpot veröffentlicht.

Montag, 22. Juni 2009

Nazar - Paradox



Die SPÖ, das österreichische Pendant zur SPD, wollte durch eine Umfrage in diversen Jugendzentren des Landes ermitteln, mit welcher Musik sich die Jugendlichen Österreichs am Meisten identifizieren können. Ein Name, der dabei sehr oft gefallen ist, ist Nazar, der am 26. Juni sein zweites Album „Paradox“ veröffentlicht und mit namhaften Gästen wie Jonesmann oder Godsilla auch in Deutschland Gehör finden möchte. Bühne frei für die Person, um die in Österreich ein regelrechter Hype herrscht, Bühne frei für Nazar.

Dass man es als Österreicher in Rap-Deutschland durchaus zu etwas bringen kann, machten bereits einige seiner Kollegen mehr oder weniger erfolgreich vor, etwa Chakuza und Raf Camora, die auf „Paradox“ auch beide als Gäste, letztgenannter auch als Produzent, auftauchen. Und auch Nazar konnte mit seinem Debütalbum „Kinder Des Himmels“ bereits erste Erfolge in Deutschland feiern, so schaffte es die gleichnamige Single bis auf Platz 3 bei MTV TRL. Leicht hatte oder vielmehr hat es Nazar dennoch nicht, muss er sich doch ständig Vergleiche mit einem gewissen Bushido gefallen lassen.

Stimmen, die ihn als österreichischen Abklatsch von Bushido betiteln, werden allerdings wohl auch mit Paradox“ nicht verstummen, da es auf den ersten Blick hin immer noch genug Überschneidungen mit dem Berliner Star-Rapper gibt, etwa Gastbeiträge von Chakuza, Saad und Raf Camora und einen Beatlefield-Beat und auch das optische Auftreten teils Ähnlichkeiten aufweist. So viel dazu, kommen wir nun zu Dingen, die Nazar als eigenständigen Künstler ausmachen, etwa seine deutlich flüssigere Art Texte ins Mikrofon zu spucken, wodurch unterstrichen wird, dass er eine gute Portion Können mitbringt. Wer also stumpf zusammengesetzte Reime erwartet, der wird positiv überrascht sein von Nazars Art zu rappen und wenn er dann auf einem ungewohnt druckvollen Beatlefield-Brett die Frage stellt „Wer Bist Du“, dann möchte man sich schon fast für die anfängliche Skepsis bei ihm entschuldigen.

Auch die anderen Produktionen, für die unter anderem Beatzarre, Raf Camora und Nazar selbst hinter den Reglern standen, sind oberste Güteklasse und lassen sich zwar oberflächlich betrachtet als Synthie-Beats betrachten, diese kommen jedoch derart melodiös daher, dass man kein bisschen Langeweile über die gesamte Spieldauer hinweg verspürt. Im Gegenteil, wenn für das Jonesmann-Feature „Falsche Werte“ die akustische Gitarre ausgepackt wird und nur mit einem sanft erklingenden Piano begleitet wird und auch Nazar einen Gang zurückschaltet, dann ist man voll und ganz vom hier dargebotenen Sound überzeugt. Doch auch Nazar selbst gefällt mit seinem aus Representern („Wer Bist Du“, „Ultimate Warrior“), und nachdenklichen Stücken („Ein Moment“, „Falsche Werte“) bestehenden Repertoire und bietet über die 16 Tracks hinweg genügend Abwechslung. Hinzu kommen passende Features, wobei vor allem Godsilla auf „Silla Mit Dem Killa“ hervorsticht und die Vorfreude auf ein neues Godsilla-Album weiter anheizt.

Perfekt ist natürlich auch „Paradox“ nicht, ebenso wenig ist jeder Track ein Hit vor dem Herrn. Als Beispiel hierfür dient „Nazarfakker“, das schon durch den merkwürdigen Titel negativ auffällt und auch mit seinem wenig innovativen Standard-Synthie-Beat nicht wirklich zu glänzen vermag. Dass es noch schlimmer geht beweisen Nazar und Saad auf „Was Ist Rap“, bei dem auf einem seltsam elektronisch anmutenden und stellenweise an Swizz Beatz erinnernden Beat von Mike Knight, der zuvor noch das grandiose „Falsche Werte“ inszenierte, gerappt wird.

Solche Aussetzer werden jedoch verziehen und können den sonst angenehm guten Gesamteindruck von „Paradox“ nicht wesentlich schmälern. Ob man das Album in kürze auch in den Charts finden wird ist zwar ungewiss, das von Nazar gesetzte Ziel mit seinem Sound als eigenständiger Künstler gefeiert zu werden, ob mit oder ohne goldene Platte an der Wand, hat er aber, bei mir zumindest, erreicht. Respekt dafür.
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Artikel wurde von mir geschrieben und auf Resurrection of Rap UND RapSpot veröffentlicht.

Sonntag, 21. Juni 2009

Shabaam Sahdeeq & DJ Revolution – Strategize



In der Kürze liegt die Würze, so heißt es im Volksmund und so fällt in etwa auch der erste Eindruck von dieser Veröffentlichung aus: lediglich 10 Stücke, die den Hörer hier erwarten. Nun muss dies aber ja nicht automatisch Indiz für einen mangelhaften Release sein, eröffnet sogar ein gewisses Potenzial, den Hörer nicht zu überfordern, keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Wer Shabaam Sahdeeq und seine bis dato veröffentlichten Werke kennt, der wird ohnehin längst von seinen doch recht bewundernswerten Qualitäten im Studio wissen, welche ihm zwar noch nicht zum endgültigen Durchbruch verhalfen, aber ihm einen unabstreitbaren Ruf als Rapper der besseren Art einbrachte und nicht zuletzt Gastauftritte und Kontakte, wo gerade letzteres nahezu unabdingbar scheint für den Aufbau einer erfolgreichen Karriere.

In Zusammenarbeit mit DJ Revolution machte man sich also an „Strategize“ und brachte es auf 10 Anspielpunkte, wobei man mit einem Intro von DJ Rev an die Sache herangeführt wird, was die Sache im Grunde genommen auf nun mehr 9 „richtige“ Tracks reduziert. Ein Blick auf die Tracklist sagt einem aber, dass sich hier bei aller Kürze doch der ein oder andere bekannte Name eingeschlichen hat.

Als Executive Producer wird hier neben Howie McDuffie zum Beispiel Ill Bill angegeben, für die Produktionen fand sich New Yorks Black Panther ein, der „You Don’t Know“ auf die Beine stellte, Thoro Tracks Productions schraubten an „Rize Up“ und der Rest stammt von mehr oder weniger unbekannten Personen wie Big Ape, Big Trap oder etwa John Doe aka J Dizzle.

Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall hören lassen, das misstrauisch klimpernde „Escape From NY“ kann gekonnt Atmosphäre aufbauen, bereits erwähntes „You Don’t Know“ kommt mit zurückgefahrenem Beat daher und hält sich bewusst im Hintergrund und „Cocoon“ wird im Wesentlichen durch gezielten Pianoeinsatz zum einfachen, aber guten Stück Musik.

Musikalisch darf man hier natürlich keine Sensationen erwarten, hier wird das Rad sicher nicht neu erfunden, stattdessen wird an klassisch an den Big Apple erinnernden Instrumentals gearbeitet, lediglich der Titeltrack „Strategize“ sticht durch sein andersartiges Klangbild hervor. Somit bleibt ein kohärentes Endergebnis, dass nicht vom Hocker reißt, aber gewohnt gute Kost auffährt und so dem ein oder anderen als Futter für die Playlist dienlich sein kann.

Freitag, 19. Juni 2009

Kollegah & Farid Bang - Jung, Brutal, Gutaussehend



01. Intro
02. Ghettosuperstars
03. Banger Und Boss
04. Flaschen Auf Den Türsteher
05. Sonnenbank Pimps
06. Alphamassaka
07. Gangbanger
08. Schwarzgeld
09. Mitternacht
10. Die Härtesten Im Land
11. Wir Ficken Ein Paar Bonzen
12. Die Strasse Kuckt Zu
13. Butterfly (ft. Billy 13)
14. Crime Time
15. Jung, Brutal, Gutaussehend

Da haben sich wieder zwei gefunden. Nachdem es im Deutschen Hip Hop dieses Jahr bereits etliche Kollabo-Alben gegeben hat (Banjo & Jonesmann, Taichi & Jaime, Jaw & Hank, Snaga & Fard,…), machen sich nun auch der „Punchline-Gott“ Kollegah und Farid Bang auf, um verbale Schellen zu verteilen, Mütter zu beglücken und was eben sonst noch so alles zum Programm dazu gehört. Dass die beiden zusammen auf Tracks sehr gut harmonieren, weiß der geneigte Rap-Hörer ja spätestens seit „Westdeutschlands Kings“ von der Selfmade Records „Chronik II“.

Nun kommt mit „Jung, Brutal, Gutaussehende“, kurz „JBG“, ein ganzes Album über das aktuelle Erfolgslabel Selfmade Records auf den Markt und man darf wieder allerhand unterhaltsame Zeilen erwarten, die sich auf einem technisch beachtlichen Niveau abspielen, dass sich so manch weniger ambitionierter Nachwuchsrapper vor Scham in sein Zimmer zurückzieht um die nächsten Jahre fleißig zu üben. Gemäß dessen braucht man nicht noch einmal auf die Vortragsweise der beiden Rapper eingehen, denn die stimmt und geht nach wie vor gut ins Ohr.

Auch was die musikalische Begleitung angeht, gibt es mehr oder weniger gewohnte Kost auf die Ohren. So zeichnen sich für die Beats vorwiegend bekannte Namen verantwortlich, etwa Vizir, Bjet und Selfmades Rizbo, die schon auf „Chronik II“ einige Produktionen erledigten. Dazu kommen Instrumentale von Niemehr4free, Joshimixu, Rooq und dem umtriebigen Berliner Woroc. Womit auch die hier kaum Gefahr besteht, enttäuscht zu werden.

Um es also vorweg zu nehmen: Man wird während der gesamten Spielzeit hindurch auf den 15 Liedern in keiner Weise enttäuscht, Fehltritte sucht man hier vergebens. Das ist aber leider zugleich auch das große Manko des Albums, denn wirklich neu und zwingend wirkt auf „JBG“ leider kaum etwas. Ein Song wie „Schwarzgeld“, bei dem auf einem wirklich gediegenem Woroc-Beat gekonnt getextet wird, kann so zwar ohne Frage begeistern, aber fährt inhaltlich nichts auf, was nicht in ähnlicher Form auch schon auf den anderen Tracks wiedergegeben wurde und kann sich folglich nicht wirklich aus der Masse der Stücke absetzen.

Ein kohärentes Soundgebilde, so wird man nun denken, ist entstanden, was aber einer Untertreibung gleichkäme. Ist man von Grund auf realistisch und ehrlich, muss man erkennen, dass es sich hier vielmehr um 15 Stücke handelt, die nahezu identisch in den Hörgang eindringen und dort so natürlich nicht wirklich lange verweilen. Die teils abwechslungsreich gestalteten Beats und das einzige Feature auf dem Album von Billy 13 (bekannt unter anderem durch Mitwirken an Bushido-Songs) können da zwar etwas entgegenwirken, aber reißen das Ruder leider nicht mehr vollends herum.

Fazit: Gelungene, um nicht zu sagen brutale (nicht im herkömmlichen Sinne), Punchline-Gewitter von zwei jungen Akteuren, die ihr Handwerk verstehen und Qualität abliefern. Leider wird die Vorstellung aufgrund mangelnder Songkonzepte auf die Dauer langweilig und die an sich durchweg guten Tracks betreten und verlassen den Gehörgang ähnlich schnell wie die beiden stellenweise ihre Wortketten bilden. Kurzweilige Unterhaltung auf höchstem Niveau – nicht mehr, aber ganz sicher auch nicht weniger.

Donnerstag, 18. Juni 2009

DJ Tomekk - pres. The Nexxt Generation




01. Sentino – European Gigolo
02. SMO – In Your Arms (ft. Yassmin)
03. Yassmin & D.Tell – Ass 2 Me
04. Bintia – Rizzaus
05. Bushido & Chakuza – Mein Game
06. Mnemonic – Ich Hab Nen Traum
07. Beneluxus (MB1000) – Auge Des Tigers
08. Raks One – No One Will (ft. Tiffany Paige)
09. Bazz & Leverne – Paper Gotta Roll
10. Aphrodelics – Get A Job
11. Deso Dogg – Liebe, Hass, Schmerz und Gewalt
12. Asek (Kaosloge) – Im Schatten Des Lichts
13. Pat Cash – Die Neue Generation
14. Separate & Vega – Pass Auf
15. Pain & Said – Zucka
16. Amir T., Boese Zungen & Afro Hesse – Was Sie Nicht Weiss
17. Mob.Inc. – Überall Gunfight
18. Siamak – O.K.
19. Gregpipe Exclusive
20. Der Berliner Weisse Mit Schuss

Über DJ Tomekk kann man, spätestens nach seinem Dschungelcamp-Vorfall, halten was man möchte, man kann ihn feiern, oder ihn mit Nichtbeachtung strafen, doch was man selbst als härtester Kritiker zugeben muss: Dieser Kerl hat einiges für den Deutschen Rap getan und viel bewegt. Auch hat kaum ein DJ es geschafft, sich einen derartigen Bekanntheitsgrad zu erarbeiten, DJ Tomekk kennen die meisten.

Ende 2006 kam mit „The Nexxt Generation“ ein Mixtape auf den Markt, mit welchem Tomekk vor allem auf bis dato wenig bekannte Künstler aufmerksam machen wollte und ihnen mit seiner Bekanntheit zur verdienen Aufmerksamkeit zu verhelfen. Das Ganze an sich ist natürlich sehr löblich, lediglich die Befürchtung es hier mit komplett talentfreien Künstlern zutun zu haben, entpuppt sich als Spaßbremse.

Sentino stellt jedoch bereits direkt mit dem ersten Song, „European Gigolo“ klar, dass hier nicht nur ganz kleine Namen vertreten sind, sondern dass hier die Qualität durchaus auch, zumindest stellenweise, gegeben ist. Sowieso wird der bekennende Deutschrap-Hörer viele Namen bereits kennen: Bushido, Chakuza, Bintia, Mnemonic, Deso Dogg, Separate,… sind teilweise recht bekannt unter Kennern und brauchen sich eigentlich nicht mehr beweisen, liefern hier jedoch trotzdem sehr gute Arbeiten ab.

Die weniger großen Namen finden sich mit Pain, Said, Mob.Inc und anderen ein, welche zwar bemüht sind, aber im Vergleich zu den größer wirkenden Namen doch reichlich blass wirken, nicht zuletzt auch auf beattechnischer Ebene. Richtig herausstehen kann eigentlich nur Asek mit „Im Schatten des Lichts, wobei man Asek wiederum als Mitglied der Berliner Kaosloge kennen dürfte – kein gänzlich unbekannter Mann also.

Ein wenig uninspiriert gestalten sich vor allem zwei Stücke: „In Your Arms“ mit SMO und Yassmin, welcher im Grunde nicht viel mehr zu bieten hat als das Original „(I Just) Died In Your Arms Tonight“ von der Cutting Crew. Und das von Pain und Said in Szene gesetzte „Zucka“, welches nicht nur einen selten dämlichen Namen hat, sondern auch nicht viel mehr ist als ein deutschsprachiger Abklatsch vom gleichnamigen „Sugar“, nur das Pain und Said nicht im Ansatz Trick Daddy, Cee-Lo und Lil Kim das Wasser reichen können.

Eine zum Teil recht unterhaltsame Sache also, die einige gute Lieder auffährt – allerdings von bereits bekannten Künstlern, womit das eigentliche Ziel von „The Nexxt Generation“ nicht erreicht wird und man das Vorhaben als gescheitert ansehen muss. Wahrscheinlich ein Grund wieso die hier auftretenden Künstler auch heute noch, über 2 Jahre später, immer noch weitgehend unbekannt sind und es wohl auch bleiben werden.

Dienstag, 16. Juni 2009

JAW & Hollywood Hank - Menschenfeind




01. Prolog
02. Der Clown In Meiner Wohnung
03. Gott Hat Humor
04. Menschenhass
05. Der Obszönling
06. Beinscheiben
07. Ackergaul Konfekt Remix (ft. Private Paul & Plasti)
08. Hardcore (ft. Adolph Gandhi)
09. Kranke Welt (ft. Adolph Gandhi, Rahzkroneprinz & Mach One)
10. Sozialphobie Remix (ft. Favorite)
11. Epilog

JAW und Hollywood Hank, ohnehin schon zwei Charaktertypen, die mit ihrer eigenen Art nicht in die sonst so gängigen Schubladen des Deutschrap passen, tun sich zusammen und erschaffen ein zwar kurzweiliges, aber dafür ungemein in sich geschlossenes Werk voll gepackt mit jeder Menge Ignoranz, böser Sprüche und, bei genauerem Betrachten bzw. Anhören, eine schönen Prise Humor, der auch vor ihnen selbst nicht halt macht. So könnte die makellose Kurzbeschreibung zu „Menschenfeind“ ausfallen. Könnte. Wie es wirklich ist? Lest selbst.

Fangen wir mit einer kleinen Personalinfo an: Da hätten wir zum einen JAW, Frankfurter und einer der Platzhirsche in der Reimlige-Battle-Arena, kurz RBA, der neben Produktionen für Kollegah auch schon durch eigenen Veröffentlichungen, etwa „Gehirn Im Mixer“ auf sich aufmerksam machen konnte. Zum anderen Hollywood Hank, der für das über Selfmade Records vertriebene „Schläge Für Hip Hop“ mit Favorite und sein Soloalbum „Soziopath“ nicht wenig Lob seitens der Szene bekam. Was beide eint ist die schnörkellose, kompromisslose Anti-Attitüde, die nun auf dem 11 Tracks voll und ganz zur Geltung kommt.

An Pennywise, den Clown aus Stephen Kings „ES“, erinnernd geht es nach dem Stimmung schaffendem Prolog, welcher ohne Raps auskommt, mit „Der Clown In Meiner Wohnung“ los. Leider entpuppt sich der Track als schwierige Angelegenheit, da der von den Beatgees produzierte Beat recht sperrig daherkommt, es den beiden nicht leicht macht. Nach kurzer Eingewöhnung kann man jedoch Gefallen daran finden, nur die Hook wirkt nicht ganz rund. Richtig gut geht das folgende „Gott Hat Humor“ ins Ohr, für welches JAW, der bis auf vier Ausnahmen alles selbst, auch diesen Track, produziert hat, mit Hank ordentlich Gemeinheiten vom Stapel lässt.

Sehr gut auch „Der Obszönling“, ein nicht einmal eineinhalb Minuten kurzes Solo von JAW, der auf einem von Vizirbeats auf die Beine gestellten Instrumental, das zu gefallen weiß, den Titel gebenden Obszönling zum Besten gibt. „Hardcore“ lässt schon beim Durchlesen der Tracklist erkennen wohin die Reise inhaltlich geht und glänzt mit unästhetischem Hook-Inhalt, nur der Adolph Gandhi-Gastbeitrag schafft es nicht ganz, das Level von Hank und ganz besonders JAW zu erreichen.

Womit wir zu einem der Makel der 11 Stücke kommen, die Feature-Liste, die Mach One, Favorite, Private Paul, Plasti, Rahzkroneprinz und erwähntem Adolph Gandhi auflistet. Zwar sind die Gastbeiträge nicht wirklich schlecht, aber im Vergleich zu den beiden Hauptakteuren ziehen sie doch meist klar den Kürzeren, weshalb ein kompletter Alleingang vielleicht nicht verkehrt gewesen wäre. An und für sich ist das kein Weltuntergang, richtig schade ist nur das Favorite-Feature auf dem „Sozialphobie“-Remix. Ein stoisch vor sich hinklimpernder Piano-Beat, der richtig gut gefällt, zwei darauf passende Künstler und ein leider völlig deplatzierter Favorite, der sich offensichtlich den falschen Beat für ein Feature ausgesucht hat.

Ein weiterer kleiner Makel sind die Hooks, die nicht selten etwas gezwungen wirken und sich nicht immer nahtlos an die Parts der beiden Rapper einreihen. Das solle allerdings niemanden davon abhalten, eine Hörprobe zu machen, denn auch wenn „Menschenfeind“ selbstverständlich kein makelloses Meisterwerk ist und durch Inhalt gerade Zartbesonnene abschreckt, lässt sich das Ergebnis, nicht zuletzt dank der starken Stücke zum Schluss („Hardcore“, „Kranke Welt“, „Sozialphobie Remix“), als gelungen, als gut, bezeichnen.
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Artikel erschien ebenfalls auf Rappers-Guide.com

Montag, 15. Juni 2009

Snippets: MOK - Most Wanted / Nazar - Paradox (VÖ: 26.06.)

Pünktlich zu den anstehenden Releases der beiden gibt es nun die Snippets, um sich im Vorfeld bereits einen Eindruck dessen zu machen, was da am, 26.06. so auf sie zukommt. Ohne nun noch groß Worte zu verlieren, hier die Snippets (die Reviews der Alben lest ihr dann in Kürze hier auf Resurrection of Rap):



MOK - Most Wanted Snippet oder alternativ auch hier.




Nazar - Paradox Snippet oder auch alternativ auch hier.

Pat Cash - Rien Ne Vas Plus




Pat Cash dürfte Deutschrap-Fans der ersten Stunde mit Sicherheit etwas sagen. Denn seine Anfänge als Rapper gehen bis auf das Jahr 1995 zurück und mit den Moqui Marbles reichte es in der Zeit um die Jahrtausendwende nicht nur zu geringen, sondern zu durchaus beachtlichen Erfolgen. Die Style-Liga-Maxi „Tapir Joint / Nur Rap“ mit Falkadelic erschien über Eimsbush und hat heute bei nicht wenigen Klassikerstatus erreicht.

Nach weiteren erfolgreichen Moqui Marbles-Veröffentlichungen, gab es dann unter anderem im Jahre 2004 die Gründung der Crew Kenny, welche aus Pat Cash, Falk Hogan (Falkadelic), DJ Strip-Teaz und natürlich Kenny, einem überdimensional geratenen, Sonnenbrille-, Cap- und Kopfhörer-tragenden Tennisschuh, bestand.

2006 kam dann mit „Rien Ne Vas Plus“ die erste Soloveröffentlichung, welche 14 Stücke beinhaltete, Features von manch bekanntem Namen beinhaltete, sowie amtliche Produktionen von unter anderem Phrequincy, Wig-Wam-Prod., Raw Uncut und Bubblez aufwarten konnte. Ganz zu schweigen natürlich von 14-mal Pat Cash, der unter dem Motto „Nichts geht mehr“ eindrucksvoll seine Vielseitigkeit präsentiert.

Nach dem Intro „Immer noch“ gibt es erst einmal einen sauber als Ohrwurm produzierten Beat aus der Meisterhand von Phrequincy, auf dem Pat Cash seine Hörer ausgiebig „Herzlich Willkommen“ heißt. Da fühlt man sich doch direkt gleich freudig empfangen und lässt einen freudig den anderen 12 bevorstehenden Liedern entgegensehen. Und natürlich können nicht alle folgenden Songs das Niveau von „Herzlich Willkommen“ halten.

Stücke wie „Mein Traum“ sind natürlich reine Geschmackssache, denn auch wenn Pat Cash und Reno hier textlich sehr gute Leistungen vollbringen, der „She’s Like The Wind“ (bekannt aus Dirty Dancing) samplende Beat ist sicher nicht jedermanns Sache. Ähnlich steht es mit „Was Ich Will“, das sich „For You“ von der Mannfred Mann’s Earth Band bedient und Franky Kubrick im Schlepptau hat.

Interessanterweise findet sich nach jedem dieser Wagnisse ein richtig guter Track. „Wie Gott Dich Schuf“ ist ein schön zum Bewegen animierendes Stück Musik und „Am Ende“ ist dann wieder ein von Phrequincy in Szene gesetztes Stück, das einen nachdenklich wirkenden Pat Cash offenbart. Zwei mal potenzielles Futter für die nächsten Aufenthalte außer Haus.

Selbes Spiel dann wieder mit „Don’t Love You“ – Cat Stevens-Sample im Beat, das nicht allen gefallen wird und anschließend wieder ein schick ins Ohr rumpelndes Stück namens „Du Hast Stress“. So geht die Show dann bis zum Schluss, wobei noch das positive, Lebenslust ausstrahlende, durchaus tanzbare „Baila“ erwähnt werden sollte. Hier ergänzt vor allem Tony Greer mit seinem tollen Stimmorgan sinnvoll den Gitarrenbeat. Sommer, Sonne, alle Sorgen ganz weit weg, was will man mehr?

Somit ist „Rien Ne Vas Plus“ eine schwierige Angelegenheit. Wer die Samples von Cat Stevens, den Scorpions (auf „Here I Am“) und anderen nicht als störend oder peinlich empfindet, der wird hier ein sehr gutes Album vorfinden, das ohne absoluten Tiefpunkt auskommt. Alle anderen erwartet ein Wechselbad der Gefühle, eine Handvoll gut produzierter Stücke trifft auf eine ähnliche Anzahl an cheesy geratenen Schnulzen-Sample-Beats.

Neu: Resurrection of Rap meets RapSpot

Nachdem ich bereits für das Kwick Magazin der Community Kwick.de schreibe und vor einiger Zeit dann auch mein Mitwirken in Form einiger Reviews auf Rappers-Guide bekanntgeben durfte, gibt es nun wieder etwas Neues.

Und zwar werde ich in Zukunft regelmäßig auf der Seite RapSpot.de Reviews veröffentlichen. Diese finden sich natürlich wie gewohnt auch hier, nur ein kleiner Vermerk am Ende der jeweiligen Artikel erinnert an die Veröffentlichung auf RapSpot.de. Nur damit sich hier keiner wundert, wieso er ein und denselben Artikel sowohl hier als auch bei Rapspot.de findet. ;)

Was hat das für Folgen für Resurrection of Rap? Nun, im Grunde genommen so gut wie keine negativen, wenn dann nur positive. Zwar bin ich durch die neue Mitarbeit aktuell etwas beschäftigt und kann nicht ganz so viel veröffentlichen wie sonst, auch wenn ich weiter möglichst fleißig Reviews schreibe. Auf lange Sicht gesehen wird es aber nur Vorteile geben, denn so findet ihr in Zukunft nur noch mehr Reviews zu jeder Menge Releases jeden alters, wobei ganz besonders die Anzahl der neue Veröffentlichungen die besprochen werden steigen dürfte.


Bis dahin,
Sascha

Mittwoch, 10. Juni 2009

Recordkingz - Heavyweight



Eine Dekade – 10 Jahre – so lange ist es nun bald her, dass Juliano Creator aka Recordkingz sein Debüt-Album veröffentliche. Eine lange Zeit, in der viel passierte, doch dennoch erscheint erst dieser Tage, am 12.06., das zweite Album „Heavyweight“ des Produzenten, der schon für Nas und den Dilated Peoples Remixe anfertige und obendrein mit Recordkingz.com eine eigene Internetpräsenz betreibt. Und wenn das Album mit einem aufwarten kann, dann sind das Schwergewichte (im musikalischen Sinne versteht sich).

So findet sich allerhand Prominenz auf dem Silberling: Mobb Deep, The Beatnuts, Guilty Simpson, Joell Ortiz, Little Brother und noch einige mehr. Namen, die man in der Regel mit Qualität in Verbindung bringt, was die Erwartungshaltung natürlich ungemein nach oben treibt und zugleich neugierig macht auf das, was auf den insgesamt 18 Tracks (inklusive Intro und vier Skits) schlummert.

Nach kurzem Intro geht der Spaß dann los und QB-Veteran Tragedy Khadafi betritt die Bühne und liefert eine mehr als ordentliche Vorstellung auf dem sehr schönen „I Cried“ ab, ehe uns Joell Ortiz mit „Take A Walk With Me“ zu einem kleinen Spaziergang durch New York einlädt, bei dem auch ein gewisser ODB in der Hook (Hintergrund) zu hören ist. Da möchte man als waschechter Rap-Liebhaber nicht nein sagen, wenngleich es noch reichlich mehr Hörenswertes auf die Ohren gibt.

„Hip Hop Throwback“ mit dem dieser Tage fast schon allgegenwärtigen Guilty Simpson etwa, der einen der besten Beats des Albums bereitet. Ein bisschen von der Gitarre, Trompeten-Klänge zum genießen und der nicht zu aufdringliche Einsatz eines Keyboards hinterlassen definitiv Spuren in der Playlist. Mobb Deep lassen mit „Heat“ etwaige Aussetzer in der jüngeren Vergangenheit vergessen und sammeln wieder fleißig Punkte, wie man es eigentlich auch von der Kombo Prodigy/Havoc erwartet. Richtig gelungen ist auch „Bad Cats“ bei dem sich Phil Da Agony, Montage und Mo Money die Ehre geben. Dazu kommt ein Sample, das wie sprichwörtliche Faust aufs Auge passt und dem Song den letzen Schliff verleiht, wodurch der Track ganz weit oben rangiert.

Erwähnt werden sollte unbedingt noch, dass die Limited Edition der CD ein ganz besonderes Schmankerl für die Käufer bereithält. Legt man nämlich die CD ins heimische Laufwerk seines PCs, so darf man sich auf die Instrumental-Versionen der Songs freuen, was angesichts der wirklich guten Beats, die auch gut ohne Vocals funktionieren, eine wirklich sinnvolle Sache darstellt.

Das Warten hat sich in diesem Falle also durchaus gelohnt. Die lässigen Produktionen wissen zu gefallen, die zahlreichen Gäste verrichten gute Dienste und der Hörer ist davon mehr als angetan. Ein wirklich gutes Release, der neben durchweg guten auch eine handvoll sehr guter Tracks auffährt, die im Laufwerk sicher „schwer“ rotieren werden. Gelungen.

Dienstag, 9. Juni 2009

Mad Maks - Halleluja Berlin



Eine U-Bahnfahrt durch Berlin, 19 Songs, die mit 19 Geschichten aufwahrten und die zusammengefasst ein großes Ganzes ergeben, Mad Maks persönliche Fahrt durch Berlin, bei der auch der Hörer auf seine Kosten kommt und deswegen ohne zu Zögern einsteigen sollte. Denn nur selten erscheint ein Album, welches neben durch und durch hochklassigen Produktionen auch einen versierten, trittsicheren Akteur darbietet, der – und spätestens hier wird die Luft dünn – auch noch Inhalt in seine Texte packt.

Gut, geben wir es zu, ein nicht unbeträchtlicher Teil des obigen Absatzes entstammt mehr oder weniger wortgenau dem Pressetext, der dem neuen Album des Berliner Rappers und Labelbesitzers Mad Maks beiliegt, welches Mitte Juni (19.06.) über das eigene Label Springstoff veröffentlicht wird. Und ja, dies zeugt nicht unbedingt von der Kreativität des Schreiberlings. Doch auch wenn Pressetexte gerne unterm Strich etwas übertrieben formuliert sind und so manchen Schund in den Himmel hoch loben, hier stimmt Pressetext und Endprodukt eins zu eins überein.

So sind die 19 Stücke, die das Album ausmachen, in der Tat keine bloßen Lieder, sondern Geschichten. Geschichten, die es wert sind gehört zu werden, um es mal ganz deutlich auszusprechen. Von finsteren Überlegungen, die, geprägt von den Ereignissen der jüngeren Historie, ein brennendes Berlin erdenken („Es Brennt“ mit der oftmals unterschätzten Bahar) über detailgetreue Alltags-Beobachtungen, die sich unter anderem für mehr Respekt gegenüber Obdachlosen aussprechen („Fredi“) bis hin zu scheinbar ausgelutschten Themen wie der Liebe („Kennst Du Das?“), die hier überraschend innovativ und auf angenehme Art und Weise anders umgesetzt werden.

Sich hier nun Highlights herauszupicken fällt entsprechend schwer, ebenso kann man natürlich nicht auf jeden Track einzeln eingehen, da es sowohl die kompletten Texte als auch die Hintergründe dazu auf Mad Maks-Homepage zum Nachlesen gibt und die Dichte der gelungenen Songs schlicht und einfach zu groß ist. Daher hier ein paar persönliche Perlen, die es dem Schreiber des Artikels angetan haben:

Da wäre der monumentale Titeltrack „Halleluja Berlin“, für welchen Produzent Djorkaeff einen echten Kracher von Beat zusammengeschustert hat, auf welchem Maks seine Heimatstadt lobpreist und es dabei jedoch nicht versäumt, auch ein wenig zu meckern. Der interaktive Song „Dein Mensch“, bei dem es jedem Hörer freisteht in die Hook den Namen eines Menschens einzufügen, den er verloren hat. Und natürlich die Geschichte vom Flaschensammler „Fredi“, der mit Pfand seine wenigen Euros verdient, sowie der mittlerweile fast schon obligatorische, aber doch immer noch fesselnde, gerappte Lebenslauf, der hier in Form von „Wie Die Zeit Vergeht“ die Berliner Geschichte von Mad Maks Revue passieren lässt.

Ein abschließendes Resümee fällt angesichts der doch überaus deutlichen Sachlage nicht schwer. „Halleluja Berlin“ verkörpert Berlin durch und durch, dafür sorgen neben Maks selbst die ausschließlich aus Berlin stammenden Gäste (unter anderem BierPimp, Sookee und Damion) und Produzenten (Djorkaeff, Beatzarre, Ilan und andere). Und dennoch wird sich jeder, ob Berliner oder nicht, in mindestens einem der Songs wieder finden und die anderen nicht weniger als das nehmen was sie sind – großartige Geschichte. Um bei der einleitenden U-Bahn-Metapher zurückzukehren: Wer hier schwarzfährt oder gar komplett fernbleibt, der ist wahrlich selbst schuld und wird niemals in den ganzen Genuss dieses Albums kommen. Ganz klare Kaufempfehlung.

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Der Artikel wurde von mir für Rapspot.de geschrieben, wo dieser in gleicher Form auch zu finden ist.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Marco Polo & Torae - Double Barrel



Wir schreiben das Jahr 2007. Der kanadische Produzent Marco Polo veröffentlicht sein Album „Port Authority“, welches großen Anklang findet und von Kritikern durchweg gut angenommen wird. Neben zahlreichen Gastbeiträgen von echten Hochkarätern wie etwa Masta Ace, Copywrite, Sadat X oder Kool G Rap konnten dabei vor allem die erlesenen Instrumentale von Marco Polo überzeugen. Etwa zur gleichen Zeit beherrschen vor allem zwei Namen den New Yorker Untergrund: Skyzoo und Torae, die von nicht wenigen als neue große Hoffnung am Big Apple gehandelt wurden.

Zwei Jahre später finden sich Marco Polo und Torae auf Duck Down zusammen, um darauf ihr gemeinsam eingespieltes Album „Double Barrel“ zu veröffentlichen. Dass die Chemie zwischen den Beiden stimmt, konnte man bereits auf Toraes Straßenalbum „Daily Conversation“ hören, hier produzierte Marco Polo den Track „Casualty“. Seit Ende Mai gibt es nun vierzehn neue Stücke, die man sich zu Ohren führen sollte.

In klassischer Zweier-Formation geht es also in bewährter Gangart hart, um nicht zu sagen roh, zur Sache, was Freunde zeitloser Eastcoast-Künste freuen dürfte. Marco Polo bringt die Instrumentale, die ohne Umwege zur Sachen kommen und Torae tut es ihm mit seinen Lyrics gleich und redet nicht groß um den heißen Brei herum. Soweit scheint also schon mal alles zu passen und man kommt nicht darum herum zu sagen, dass das Album seine Sache gut macht, wenn auch nicht überragend.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass hier zwar durchaus wenig falsch, aber eben auch nicht wirklich innovativ vollbracht wird, was sich gerade thematisch auf Dauer bemerkbar macht. Toraes wohlklingende Stimme kann da auch nur zum Teil darüber hinwegsehen lassen und so kann es hier und da im Laufe der Spielzeit zu etwas Langeweile kommen. Nichtsdestotrotz finden sich auf „Double Barrel“ einige hörenswerte Stücke, etwa „Lifetime“ oder „Hold Up“ mit Masta Ace und Sean Price und an Toraes Fähigkeiten als Reimebringer mag man sowieso zu keiner Zeit zweifeln.

Auf der Gästeliste stehen neben erwähntem Masta Ace und Sean Price noch dessen Heltah Skeltah-Kompagnon Rock, DJ Revolution, Lil Fame (M.O.P.), Detroits Finest Guilty Simpson, sowie das kanadische Langzeit-Talent Saukrates und S-Roc. Diese machen allesamt ihre Sache gut und können mit ihren Beiträgen dafür sorgen, dass die karge Themenlandschaft der Stücke weit weniger ins Gewicht fällt, als vielleicht angenommen. Und wenn zum Schluss hin das wirklich überaus gelungene „Crashing Down“ ertönt, dann ist man fast schon froh darüber, dass man hier seiner Linie treu bliebt und sich am Gewohntem festhielt.

Somit hinterlässt „Double Barrel“ einen guten, wenn auch nicht sehr guten, Eindruck, der sich vor allem durch die Rauheit auszeichnet, die nicht Wenige an neueren Veröffentlichungen hier und da vermissen und die Rap in den Neunzigern etwa maßgeblich geprägt hat. Checkt übrigens auch die 12“, die neben „Double Barrel“ und „Hold Up“ auch den exklusiven Joint „Combat Drills“ bereithält, welcher sich nicht auf dem Album selbst finden lässt.

Dienstag, 2. Juni 2009

Nina - Nikita



Frauen im Rap sind auch im Jahre 2009 noch immer keine alltägliche Erscheinung, denn auch wenn es mittlerweile einige ambitionierte Rapperinnen gibt und mehr und mehr nachkommen, so hat der Rap-Markt doch immer noch den Ruf einer Männerdomäne weg. Vor einigen Jahren sah das Ganze noch ein gutes Stück extremer aus, als man die Zahl an rappenden Frauen an einer Hand abzählen konnte. Und genau in dieser Zeit, Ende 2000, erschien mit „Nikita“ das Album von einer der bis heute versiertesten Rapperinnen des Landes, Nina oder alternativ auch Nina MC. Dieses Album hatte dabei wohl nicht wenig Anteil daran, dass in Folge dessen nach und nach auch Frauen das Spiel bereicherten.

Nina verstand es schon damals, sich als Rapperin, als Frau, durchzusetzen, denn ihre Qualitäten als Reime-Bringerin waren unübersehbar und konnte auch von männlichen Kollegen nicht übersehen werden. Und Qualität, so heißt es zumindest, setzt sich früher oder später durch. Doch auch wenn die Qualität der Reime stimmte und keinen signifikanten Unterschied bot zur maskulinen Konkurrenz, Nina war sich stets um ihre Position als Frau im Spiel bewusst.

Das zeigt bereits das aufs Intro folgende „Doppel X Chromosom“, auf welchem Nina auf über 3 Minuten eindrucksvoll ihre Fähigkeiten unter Beweis stellt und dabei in der Hook stets klarstellt „Ey mein Name Nina, MC meine Ambition, ich hab das Rap-Fieber, trotz Doppel X Chromosom“. Daneben gibt es einen Song über das „Rauchn“, bei dem man hier und da an eine weibliche Version von Samy Deluxe denken mag.

Ein Track über den „Sommer“, einen über die Liebe mit Cécile als Gast („Quelle“), einen verbalen „Tritt In Arsch“ mit Paolo 77 und Falkadelic und nach insgesamt 17 Anspielstationen, alle produziert von Bubblez, ist „Nikita“ am Ende ihres Vortrages, welcher insgesamt ähnlich eindrucksvoll erscheint wie Ninas Haarpracht auf dem Cover. Eine wichtige Veröffentlichung im Deutschrap und Wegbereiter für nicht wenige weibliche MCs.