Mittwoch, 28. Oktober 2009

Finale - A Pipe Dream And A Promise




Erinnert ihr euch noch an das kurzweilig doch sehr unterhaltsame Mario-Pendant, bei dem nicht etwa der dicke, rot gekleidete Klempner die Hauptrolle einnimmt, sondern eine digitalisierte Version von Finale? Was damals der Promotion für vorliegendes Album dienen sollte, machte mich bezüglich der geboten Musik etwas stutzig, da will ich keinen Hehl draus machen. Einige Monate später landete „A Pipe Dream And A Promise“ dann aber auch auf meinem Schreibtisch und inzwischen bin ich äußerst dankbar hierfür. Wieso, weshalb und warum entnehmt ihr bitte den folgenden Zeilen.

Behandelt man allein die Fakten, die das Album umgeben, ist man als Freund besseren Sprechgesanges schon Feuer und Flamme, tauchen in der Produzentenliste doch so wunderbare Namen wie Kev Brown, Khrysis, Nottz, Taraach, Black Milk, Wajeed, M-Phazes, Flying Lotus und der große Jay Dee, dem Finale auch einen ganzen Song auf dem Album widmet. Doch was bei anderen ganz schnell als Leichenfledderei abgetan wurde, wirkt hier nachvollziehbar, muss J Dilla für einen Detroiter Rapper wie Finale doch bedeutend größeren Einfluss gehabt haben, als irgendwo anders auf der Welt.

Ganz davon abgesehen, hätte Dilla sicher nichts dagegen, einen Beat für ein derart gelungenes Release aus den Händen zu geben. Schon das in zwei Abschnitte unterteilte „Arrival & Departure“ macht Spaß und Kev Brown legt mit einer ordentlichen Portion „Style“ gleich noch eine Schippe drauf. Finale spuckt während dessen auf beiden Stücken ansprechend und technisch in Ordnung seine Reime, verbreitet dabei keinen unfreundlichen Ego-Eindruck und wirkt wie der auf dem Boden gebliebene Nachbar, der nach seiner Arbeit hinter das Mikro steht und Musik macht.

Auch eine „One Man Show“ entwickelt sich bei Finale folglich nicht zur himmelhohen Selbsthuldigung bis zum geht nicht mehr, sondern wandert charmant und musikalisch wohl produziert von Black Milk ins Gedächtnis, versehen mit dem Sigel „gelungen“ versteht sich. Keinen Deut schlechter stellt sich Nottz an, der auf „Jumper Cables“ keine minderwertige Ware an den Start brachte, sondern seinen ersten persönlichen Teil zur beattechnischen Klasse des Albums beitrug. Der zweite in Form von „Brother’s Keeper“ erbrachte Beitrag entpuppt sich dabei auch inhaltlich als richtig gut gemachte Rapkost, wie man sie leider nicht mehr jeden Tag auf den Tisch bekommt.

Über die Klasse eines Dilla-Beats brauch man gar nicht erst zu schreiben, wie gekonnt der Mann aus der Autostadt damit umgeht allerdings schon. Denn einen guten Beat auf der Festplatte zu haben ist die eine Sache, diesen aber auch mit seinem Flow zu versehen eine ganz andere. Hier glückt dies und so entsteht schlicht betitelt „Heat“. Fehlen noch die guten Worte an den australischen Beatbastler M-Phazes, dessen „What You Mean To Me“ richtig gut einschlägt und zusammen mit dem von Oddisee instrumentalisierten Titelstück das Ende einläutet. Zuvor wird jedoch noch, wie erwähnt, J Dilla gehuldigt in Form von „Paid Homage“, das ein Remake des „Fall In Love“-Tracks darstellt.

Ein gehörverschaffendes Ende von einem Album, das ohne nennenswerte Ausfälle auskommt. Gespickt mit feinen Beats und Finales Stimme, die sich weder aufdringlich noch einschläfernd auf die Instrumentale legt, kann man hier von einer richtigen Überraschung sprechen. Da möchte man sich nun schon selbst an den Kopf fassen für die anfänglichen Zweifel und wagt sich gleich noch einmal als digitale Version von Finale auf, um das Ende des Levels zu erreichen. Wirklich gut gemacht.

Samstag, 24. Oktober 2009

Anno Domini Beats pres. - Secret Archives Vol. II




Nachdem Teil eins an selbiger Stelle ja schon mehr als ordentlich überzeugen konnte und bereits einen Ausblick auf folgende Taten geben konnte, folgte vor einiger Zeit mit “Vol. II“ die Fortsetzung der Anno Domini Beats-Schmiede. Nach wie vor von vielerlei Seiten geschätzt, gibt es auch dieses Mal wieder feinste Instrumentale auf die Ohren, die zum Kopfnicken anstacheln und dazu haufenweise bis dato weniger bekannte Namen, wie auch den ein oder anderen renommierten Rap-Kollegen, den der ein oder andere Hörer seit geraumer Zeit auf seiner Liste haben dürfte. Vorhang auf für Runde zwei.

Was sofort und unweigerlich auffällt, ist die Tatsache, dass sich das Level der Instrumentale seit dem ersten Teil nochmals um ein ganzes Stück nach oben bewegt hat. Zwar boten die Beats schon beim Vorgänger kaum Anlass zum Meckern, aber man hört definitiv heraus, dass seitdem viel weitergearbeitet und gefeilt wurde, so dass nun wahrlich keiner mehr mosern brauch. Alleine die Tatsache, dass sich selbst ein alter Haudegen wie Kool G Rap für ein paar Zeilen hinreißen lässt, unterstreicht die Qualitäten, mit welchen Anno Domini Beats ausgestattet werden.

Mit Reef The Lost Cauze, Doap Nixon oder Randam Luck gibt es dabei noch weitere bereits gehörte Namen, die ihren Teil zu den 20 Tracks beitragen, wobei der Löwenanteil immer noch von Namen bestritten wird, die man so noch nicht gehört oder gar gelesen hat. Umso erstaunlicher ist es daher, dass nicht wenige der positiv erwähnten Stücke von Selbigen Stammen. Beispielsweise M.Ski, der mit wohlklingender Stimme das bouncende „U See Him“ veredelt. Oder auch ein dreckig drein spuckender 40 Dash 1 auf, der als „Sinner“ das Mic in die Hand nimmt.

Auf die Merk-Liste gehört unbedingt auch Sci-Development, ein Name, der insgesamt zwei Mal während der Gesamtspiellänge fällt, dann aber auch im Zusammenspiel mit wahlweise Kool G Rap auf dem dunklen „Dead Man’s Chest“ oder dem opulenten Geigen-Epos „6 Way 2 Kill ‘Em“ mit Reef, Nixon und Sick Six. Lob verdient sich auch Wordsmith, dessen Name man gerne mit Qualität assoziiert und diese in Form des selbstreflektierenden „This Is Me“ auch abliefert.

Kurz und knapp: wer bereits an „Vol. I“ gefallen fand, der wird auch an vorliegendem Langspieler nicht vorbeikommen. Und wer bis heute immer noch nichts von Anno Domini gehört hat, der sollte dies schleunigst nachholen und sich selbst einen Eindruck machen von den amtlichen Produktionen, welche auch hier wieder den Ton angeben. Gefällt.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Vega - Lieber bleib ich broke




Dieses Album ist eine Ausgeburt der Hölle. Das sagt nicht etwa ein maßlos enttäuschter Rezensent, sondern Vega selbst und zwar bereits auf dem Intro seines langersehnten Solodebüts „Lieber bleib ich broke“. Ob solch eine Aussage nun für oder gegen das Album spricht, darf jeder selbst entscheiden. Fakt ist jedoch, dass mit Vega endlich jemand seine Solokarriere auf den nächsten Level heben möchte. Dass ihm das durchaus gelingen könnte, bescheinigt nicht zuletzt auch das Interesse vom King of Rap aka Kool Savas Höchstselbst am Frankfurter Rapper, der neben Savas auch Ercandize, Moe Mitchell und Face als Feature gewinnen konnte. Amtlich, bedenkt man, dass das Ganze über Butterfly Music erscheint, Vegas eigenes Label.

Mehr als ein Grund also, wieso „Lieber bleib ich broke“ sehnsüchtiger herbeigesehnt wurde als das Debüt eines durchschnittlichen Künstlers. Zumal man sich von Vegas unüberhörbaren Qualitäten schon auf dem gemeinsam mit Separate aufgenommenem Album „Deutsche Probleme“ und der frei downloadbaren „Adlerjunge“-EP überzeugen konnte. Regierte damals noch der Punchline-Wahnsinn, den der bekennende Eintracht-Ultra auf beachtlichem Niveau vollführte, hat nun jedoch die inhaltliche Tiefe die Hosen an. Den Flow jedoch behielt der gute Mann bei und so scheint es, als bediene „Lieber bleib ich broke“ spielend einfach sowohl technisch verwöhnte als auch Inhaltlich anspruchsvolle Hörer.

Womit wir auch gleich voll einsteigen ins Album und das große Aushängeschild erwähnen, die ehrliche, tiefgehende Stimmung, welche durch Tracks wie das von der JUICE-CD bekannte „Die Jungs von der Bushalte“ oder „Als der Rest der Welt schlief“ geschaffen wird. Da erscheint es nur sinnvoll, das Ganze durch Atmosphäre schaffende Filmzitate zu ergänzen wie auf dem schweren, eiskalten „Winter“ für das man sich beim prominent besetzten George Jung-Film „Blow“ bediente. Derselbe Film, der auch das von melancholischen Streichern untermalte „Goldene Flügel“ einleitet und sich schlüssig in die Songstruktur einfügt.

Imagefreie und reif gibt er sich auf dem ergreifenden „Für Immer Pt. I“, geschult und selbstbewusst auf „König ohne Krone“, für welches man sich Nessbeals „Roi sans couronne“-Instrumental annahm und gar auch den Titel lediglich ins Deutsche übersetzte. Nie gehört? Kein Problem, denn auch das französische Original ist an sich nicht unähnlich zum „Nie ein Rapper“-Beat, welcher dank Bushido jedem etwas sagen dürfte. Die Tatsache, dass Vega hierauf eine tadellose Figur abgibt, die nichts vermissen lässt, darf daher als kleine Bewährungsprobe angesehen werden, die ohne Mühen bestanden wurde.

Groß ist freilich auch der „Abturn“, auf welchem Ercandize, Moe Mitchell und Savas Schützenhilfe leisten und ein gelungenes Instrumental bereiten, das als Beispiel für die durchweg gediegenen Beats gesehen werden kann, welche ihren Teil zur Stimmung beitragen. Da darf dann auch mal ein „Maria Magdalena“, welches 1985 von Sandra gesungen wurde, umgekrempelt werden, so dass es am Ende doch wieder passt und gewohnt gut ins Ohr des Hörers geht.

Gesamt betrachtet also ein beeindruckendes Debüt, das nach wie vor auch Punchlines beinhaltet (bspw. „Inferno“, „Ich bin“), sich aber vor allem durch das Storytelling und die Grund auf unpeinlichen „Momente“ auszeichnet. Man könnte zwar ankreiden, dass viele der Stücke etwas kurz sind, aber das wäre Mäkeln auf äußerst hohem Niveau. Ergo ein Beweis für die respektable, nicht widerlegbare Entwicklung von Vega, der die Szene hoffentlich noch öfters mit solch Qualitätswerken bereichert. Beide Daumen hoch und eine höchstverdiente Wertung.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Skyzoo - The Salvation




Mittlerweile dürfte ja jedem Leser, der hier das ein oder andere Mal vorbeischaut, bekannt sein, dass ich gerne mal im Vorfeld viel durch den Albumtitel in einen Langspieler interpretiere. Warum also nicht auch dieses Mal. „The Salvation“, die Erlösung, ein Titel, der für mich mit nicht gerade geringen Erwartungen verbunden ist und jede Menge verspricht auf der einen Seiten. Auf der anderen Skyzoo, der aus Brooklyn stammende Lyriker, der für Hot 97 schon jetzt zu den besten zehn noch lebenden Rappern zählt, welcher ohne Frage zu musikalischen Großtaten im Stande ist.

Klingt also fast so, als könne man es hier gar mit einem Album zutun haben, das nicht nur viel verspricht, sondern auch hält. Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Wohl genährt durch jede Menge positiver Worte, erscheint nach zahlreichen Mixtapes und einer viel gefeierten EP also nun endlich das erste Album von Skyzoo über Jamla/Duck Down Records. Während letzteres als sichere Bank für soliden Sound gilt, sagt einem Jamla zunächst nicht allzu viel, bei genauerem Betrachten sticht aber zumindest der Gründer des Labels hervor, kein geringerer als 9th Wonder. Mit einem Grammy Award belohnt alles andere als erfolglos, hat der Beatbastler und Labelgründer nichts als positive Worte für seinen Schützling übrig, der mit „The Salvation“ den ersten Release von Jamla an den Start bringt. Gipfelnd in der Aussage, Skyzoos Reime hätten es gar verdient, näher studiert zu werden, etwa von Akademikern.

Doch genug geredet, lassen wir die Musik für sich sprechen. Und die verspricht von Beginn an hochwertigen Musikgenuss oberster Güte in Form des schlicht betitelten „The Opener“, für das man Cyrus Tha Great ein wunderbares Instrumental entlocken konnte. Nicht schon schön genug, setzt Skyzoo dem Ganzen die Krone auf mit seinen gediegenen Reimen, die ins Ohr gehen wie das Messer durch die Butter. Über fünf Minuten grandioses Reimschauspiel und das zu Anfang! Doch von Erschöpfung keine Spur, biegt anschließend mit „Return Of The Real“ auch schon das nächste Geschoss um die Ecke. Dreckig, bissig und roh wie man sich das öfters wünscht, gibt es einen energisch spittenden Skyzoo auf einem Just Blaze-Gerät, das schlicht und einfach passt.

Natürlich dürfen auch Beats vom Labelboss selbst nicht fehlen. Egal ob die erste Single „The Beautiful Decay“, „Like A Marathon“ oder “Under Pressure”, die Chemie zwischen beiden stimmt einfach und produziert feinsten Rap für von aktuellen Trends geplagte Ohren. Großes Kino klassischer Schule liefert das lyrische Wunderkind auch zusammen mit Illmind auf „Dear Whoever“ ab und wem das noch nicht reicht, der höre sich „For What It’s Worth“ einmal an. Hier wartet nicht weniger als eine textliche Großtat auf den Hörer, der von Beginn an gepackt wird und in den Bann der Stimme gezogen wird.

Komplimente möchte man auch für „The Necessary Evils“ aussprechen, das einen bleibenden, äußerst positiven Eindruck hinterlässt, sowie „Metal Hearts“ und das abschließende und von Nottz produzierte „Maintain“, das ein gelungenes Album ausklingen lässt. Als kleines Manko möchte man allenfalls „My Interpretation“ aufzählen, bei dem das Instrumental etwas überladen wirkt, als habe man zu viel gewollt und Carlitta Durand, die mit ihrem Beitrag zu „Easy To Fly“ einen durchwachsenen Eindruck hinterlässt.

Über die Qualität von „The Salvation“ brauch dennoch nicht gezweifelt werden. Ein herrliches Album, das sich auf die Stärken von Skyzoo besinnt, Experimente konsequenterweise kategorisch außen vor lässt und für das man bei einigen der renommiertesten Beatbauern des Hier und Jetzt vorbeigeschaut hat. Das ist Rapmusik mit Klasse und Niveau, die mit Sicherheit auch in ein paar Jahren noch genau so freudig eingelegt wird, wie heute. Groß.

Montag, 19. Oktober 2009

Nazz - Soul (+ Free Tracks)




Eigentlich sollte es nicht allzu schwer sein, ein gutes Album auf die Beine zu stellen, schon gar nicht im Rap, wo man sich nicht viel mehr sehnt als ein Stück echte Rapmusik, wie man sie zur Jahrtausendwende noch in schöner Regelmäßigkeit auf den Tisch bekam. Und dennoch schaffte es kaum ein Album der letztem Monate und Jahre, sich das Prädikat ‚sehr gut‘ bescheinigen zu lassen. Warum dem so ist, wird uns auch Nazz nicht erklären können, aber das ist auch gar nicht weiter schlimm, dankt man ihr doch schon für ihr Album „Soul“. Nicht mehr ganz neu, gehört es mit Sicherheit zu den gehaltvolleren Veröffentlichungen der jüngeren Deutschrap-Geschichte.

Wirklich überraschend erscheint dies zwar nicht, bot das gemeinsam mit Tide aufgenommene und von niemand geringerem als Curse gehostetem „Rubin“-Mixtape doch schon alles, was man sich als Freund deutscher Rapmusik so wünscht – schöne, dem Trend resistente Instrumentale, Texte, die den Kopf ebenso in Anspruch nehmen wie das Genick und zwei Charaktere, die ohne Weltübernahme-Aussagen ins Rampenlicht treten. Logisch, dass man sich anno 2009 die Finger nach einem Exemplar leckt, wenn auch meist vergeblich aufgrund restlos ausverkaufter Einheiten.

Ein Glück, dass Nazz mit ihrem ersten Soloalbum Abhilfe für erfolglos suchende ‚Rubin‘-Angler bot und ein 21 Stücke umfassendes Werk ablieferte, das genau das weiterführt, was man an Nazz-N-Tide so mochte. Gelungene Beats, die zu gefallen wissen und auch Monate nach Release noch frisch und kraftvoll ins Ohr gehen. Dazu Nazz, die mit ihrer sympathischen Stimme routiniert durchs Programm führt und wert legt auf Texte, die mehr bieten als die x-te Hymne an sich selbst.

Hervorheben möchte man dabei vor allem Stücke wie „Wenn ich seh“, das einer melancholischen Beobachtung der Welt gleicht, bei der auch nicht halt vor einer Selbsteinschätzung gemacht wird oder das fast schon deprimierende „Irgendwie absurd“, das von gesellschaftlichen Geschichten erzählt, die man so hoffentlich nur aus dem Fernsehen und nicht aus dem eigenen Umfeld her kennt. Schön auch das an vermeintliche Verlierer gerichtete „Nix is‘“, das wachrüttelt und motiviert es zukünftig besser zu machen und das gefühlvolle „Ruhe vor dem Sturm“ mit einer guten Gast-Performance von Sängerin Lou.

Hinzu kommen weitere gelungene und sich gut ins Album einfügende Gastauftritte von Sinuhe, DJ Crates, Daez, B.E, Soundbwoy Boogie, sowie natürlich die männliche Hälfte von Nazz-N-Tide und Donato, der für das hin und her gerissene „Feuer & Eis“ gewonnen werden konnte, das mit seiner stimmigen Instrumentalisierung ganz besonders viel Spaß macht.

Alles in allem also ein wirklich gelungenes Album, das Lust auf mehr macht und mit seinen Inhalten definitiv zu mehr geeignet ist als zur Untermalung des Hintergrundes. Und wem „Soul“ als solches nicht ausreicht und mehr von Nazz hören will, der lade sich noch die frei herunterladbare Sammlung "Retrospektiven" herunter und wartet auf das bald anstehende zweite Soloalbum "Klare Momente" der Vorzeige-Rapperin.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Brother Ali - Us




Wer an Albinismus denkt, der wird zunächst vermutlich im Tierreich nach Beispielen suchen. Schneeweißes Fell, rote Augen und damit anders als die meisten Artverwandten, lassen sich solche Tierchen nur allzu leicht ausmachen. Dass es auch Menschen gibt, die unter Albinismus leiden, werden nur die wenigsten wissen, vielleicht aber gerade die, die sich mit Rap befassen und schon einmal etwas von Brother Ali gehört haben, welcher seit der Jahrtausendwende seine Musik an den Mann bringt. Dieses Jahr erscheint nach der „The Truth Is Here“-EP nun bereits das vierte Album des Rhymesayers-Jünglings und soll aufs Neue sechzehn schöne Tracks offenbaren, ausnahmslos produziert von Labelkollege Ant, seines Zeichens Tätigkeit als Teil von Atmosphere.

Den Anfang macht jedoch ein anderer, denn der erste Anspielpunkt „Brothers and Sisters“ heißt zunächst Chuck D und Stokley Williams in der Feature-Liste willkommen und soll nicht viel mehr tun, als die Hörer in die richtige Stimmung zu versetzen. Gut so, denn das im Anschluss ertönende „The Preacher“ ist ein vor Energie nur so strotzender Beginn, der mit Trompeten und der einprägsamen Stimme Brother Alis direkt als gelungener Einstand gefeiert wird.

Schön auch der gute Laune-Song „Fresh Air“, der mit zum Nicken einladenden Beat und angenehmer Hook seinen Zweck erfüllt. Dass man Brother Ali auch 2009 textlich keinen Vorwurf machen kann, beweist „Tight Rope“ und wenn ruhig und besonnen ans „Babygirl“ herangegangen wird, dann funktioniert die Sache auch mehr als ordentlich, zumal der Mann aus Minnesota sich in guter Form präsentiert. Diese wird auch während „‘Round Here“ deutlich, das mit beschwingtem Beat gleich von Beginn an zündet und dem klar gehenden „Best@It“ mit aus Philly anrollenden Freeway und Schlachthof-Teilinhaber Joell Ortiz.

Weniger gelungen, wenngleich textlich nicht weniger als überdurchschnittlich, gehen Stücke wie „Crown Jewel“ oder „House Keys“ ins Ohr. Während erstgenanntes Stück mit dem doch etwas arg eintönigen Beat früher oder später zum Überspringen einlädt, kommt „House Keys“ unerwartet verträumt daher. Was jedoch zunächst noch interessant wirkt, lässt schnell nach und aus verträumt wird einschläfernd. Schade, denn das Ende des Albums in Form von „Slippin‘ Away“ und „You Say (Puppy Love)“ zeigt, wie es auch mit entspannter klingenden Instrumentalen gelingt, den Hörer zu binden.

Ein paar Schönheitsfehler, die den sonst guten Eindruck von „Us“ schmälern, aber nicht weiter stören sollten. Denn wie Ali es im auffaltbaren Booklet schreibt, erhofft er sich vor allem, dass sich die Hörer in dem ein oder anderen Song wiederfinden. Und angesichts der textlichen Dichte, die hier vorherrscht, darf man davon ausgehen, dass sich so mancher ins Booklet vertiefen wird, wo die kompletten Songtexte abgedruckt sind. Nicht überragend, aber achtbar und damit ein schönes Album für uns alle. Und wir verbleiben dankend.
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Sonntag, 11. Oktober 2009

Duell - Bis Ans Limit




Straßenrap steckt in der Sackgasse und hat sich selbst dorthin bugsiert, so heißt es. Und in Zeiten, in denen so selbst der renommierteste Straßenrapper um seine Verkäufe zittern muss, haben es ganz besonders die kleineren Namen im Spiel schwer. Von der Masse ohnehin nicht allzu sehr beachtet, droht die Abschiebung in den musikalischen Nonsens, direkt neben irrelevant und stinke langweilig. Dies gilt es natürlich zu vermeiden und einen ambitionierten Versuch startet nun Duell mit einem weiteren Soloalbum. Ob es ihm damit gelingt, sich aus dem 41 Beatfanatika-Umfeld hoch an die Spitze der Aufmerksamkeit zu reimen, bleibt dabei zunächst noch abzuwarten.

Was man zunächst im Intro und dem folgendem „Was ist passiert“ zu hören bekommt, erfreut einen zumindest und bietet thematisch auch gehaltvollere Reime, ohne jedoch vom bewährten Straßenmilieu abzuweichen. Dieses bildet nämlich nach wie vor das tragende Element der Platte und bildet einen roten Faden, der alles zusammen hält. Dazu kommen die lauten Synthiebeats von Isy-Beatz, die einzeln betrachtet klar gehen, auf Albumlänge aber früher oder später etwas langweilen.

Abhilfe verschaffen da die gelungene Stücke „Besser als das“, „Wir sind Gold Wert“ mit MC Bogy und Kamila, sowie das angenehm ruhige „Wir waren Eins“, bei dem Ozan gesangliche Unterstützung gibt. Dieser macht seine Sache so gut, dass er für das folgende „Du weißt es“ gleich noch mal als Feature ran darf und mit Strassensachen und Frank White Höchstselbst den Track veredelt und ihn zum heimlichen Hit der Platte hebt.

Ansonsten tummelt sich hier viel durchschnittlicher Straßenrap, der weder enttäuscht noch begeistert. Duell rappt munter vor sich hin und DeineLtan schauen auch für ein paar Zeilen vorbei. Lediglich die zahlreichen weniger namhaften Features ziehen das Gesamtbild etwas ins Minus, da diese oft genug mit platter Technik ihre Parts vortragen, die man so leider oft genug schon besser hören konnte. Dennoch ein ordentliches Album für Straßenrap-Kinder, das allen anderen reichlich egal sein dürfte.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

k-os - Yes!



„Yes!“ – ein Albumtitel, der kürzer, schlichter und einfacher wohl nicht sein könnte. Ein Titel, der an kein bestimmtes Genre denken lässt und doch irgendwie neugierig macht. Vor allem aber auch ein Titel, der etwas sympathisch Optimistisches ausstrahlt in Zeiten, in denen gerne mal schmollend über alles Schlechte hergezogen wird. Als sei dies nicht schon Grund genug in das Album rein zuhören, stammen vorliegende zwölf Stücke auch noch von einem mit Platin ausgezeichneten Kanadier, der auf den Namen k-os hört und mittlerweile nicht nur in Rap-Gefilden ein gern gesehener bzw. gehörter Gast ist.

Denn während sich heute so mancher Rapper ein zweites Zuhause im Rock, House oder Pop aufzubauen versucht, darf man k-os anrechnen, dass dieser schon Jahre zuvor musikalische Grenzen mit selbstverständlicher Gelassenheit niederriss. Was dann auch der triftigste Grund dafür sein dürfte, warum man „Yes!“ nicht einfach in eine Schublade mit den anderen Veröffentlichungen stecken, sondern diesem seine volle Aufmerksamkeit schenken sollte.

Alleine das Stück „Zambony“ könnte mit seiner Detailverliebtheit andernfalls am Hörer vorbei ziehen, was angesichts der grandiosen Inszenierung eine kleine Tragödie wäre. Ein atmosphärischer Chor, ein paar Gitarrenklänge, dezente Anschläge auf dem Piano und nicht zuletzt k-os und seine Art zu rappen machen den Song zu etwas wahrhaft Großen, das man eigentlich schon fast mit Filmmusik vergleichen möchte, so gelungen arrangiert klingt das alles im Ohr des Hörers.

Freude bringen auch Tracks wie „Burning Bridges“ oder „Uptown Girl“, die mit ihrem Umgang mit der Gitarre schon deutlich weniger nach (typischen) Rap klingen, aber deshalb nicht minder hörenswert sind. Schließlich soll hier doch der Spaß im Vordergrund stehen und da möchte man sich mit so unwichtigen Dingen wie der Kategorisierung der Musik keinen Kopf machen. So darf man sich dann auch an den ersten Härtetest „I Wish I Knew Natalie Portman“ wagen, für das das ewige Talent aus Kanada Saukrates ein paar Zeilen beisteuert und gemeinsam das durch die TV-Serie „O.C. California“ bestens bekannte „California“ von Phantom Planet neu interpretiert wird.

Für „4, 3, 2, 1“ ließ sich k-os von Feist inspirieren, die mit „1, 2, 3, 4“ bereits eine Grammy-Nominierung verbuchen konnte und zu k-os guten Freunden zählt und „Eye Know Something“ verwurste das von ABBA-Sängerin Frida gesungene „I Know Theres Something Going On“, welches auch schon von den Bomfunk MC’s dankend verarbeitet wurde und hier samt stimmlicher Unterstützung von Becky Ninkovic daher kommt.

Spätestens hier muss entschieden werden, ob man k-os für das was er tut liebt oder hasst, ob man sich von seiner klangvollen Vision berieseln und unterhalten lässt, oder ob man lieber die Notbremste zieht. Denn wer rein auf Rap fokussiert ist, wird hier mit ziemlicher Sicherheit überfordert sein und nicht sehen, was k-os Musik so unterhaltsam macht. Ein gelungenes Album, das kreativ wie eh und je Spaß macht und alles andere als enttäuscht. Für Freidenker und die, die eine Pause brauchen vom Einheitsbrei.

Freitag, 2. Oktober 2009

Dynas - The Apartment




Immer wieder kommt es vor, dass man auf Alben stößt, deren Interpreten einen zunächst nicht allzu viel sagen. Man widmet sich dem Ganzen mit Interesse, studiert die Tracklist und stößt dann doch glatt auf alte Bekannte. Etwas erschrocken über die eigene Unwissenheit, nichts von den darauf enthaltenen Features mitbekommen zu haben, baut sich Neugier auf und man beginnt sich zu fragen, wie viel Handfestes sich hinter den namhaften Gästen verbirgt, die umgeben sind von unbekannten Namen. Für nicht wenige könnte „The Apartment“ von Dynas genau solch ein Album darstellen, das mit Slick Rick und DJ Jazzy Jeff zwei altgediente Haudegen aufführt.

Im Falle von Dynas sollte man jedoch erwähnen, dass dieser bereits im Zuge des doch reichlich misslungenen Rawkus 50-Projekts einen reichlich ambitionierten Release vorstellte und zuvor schon ein ansprechendes Debüt fertigstellen konnte. Trotz oder vielleicht gerade wegen der überschaubaren Aufmerksamkeit, die der digitalen Veröffentlichung zuteil wurde, blieb Dynas weiter am Ball und kann im Jahr 09 mit „The Apartment“ einen neuen Versuch wagen, dieses Mal jedoch wieder über das renommierte BBE Label.

Ob es dieses Mal zu größerer Aufmerksamkeit reicht sei zwar an dieser Stelle mal dahin gestellt, einen ordentlichen Schlag gelungener Rapmusik darf man allerdings allemal erwarten. Denn wie gar nicht mal so wenige seiner Kollegen, verzichtet der aus Florida kommende Dynas auf neuzeitlichen Unfug und widmet sich dem altbewährten Rezept aus sympathisch-einfachen Instrumentalen und liebevoll gereimten Zeilen. In die Kinderzimmer der Jugendlichen schafft man es damit erwartungsgemäß nicht, in die Herzen echter Rap-Liebhaber aber durchaus und das wird dem Sonnenstaatbewohner sicher so ganz recht sein.

Einfach und gut sind nämlich zwei durchaus treffende Worte um „The Apartment“ zu umschreiben. Während man Dynas nachdenklich umgeben von seinen vier Wänden sitzen sieht und seinen Gedankengängen freien Lauf lässt, bekommt es der Hörer mit wunderbar organischen Beats zutun, die so gar nicht nach Plastik klingen. Das liest sich jetzt nicht allzu spektakulär, entfaltet aber ungemein viel Charme und einen Hauch Trendresistenz wünsch man den großen im Spiel schließlich auch des Öfteren.

Gerade deshalb sind Stücke wie „Higher Definition“ oder das großartige „Challenges Of L.O.V.E.“ mehr großes Kino als der nächste krächzende Hustensaft-Rapper, der sich als Crossover-Hupfdohle gibt. Das sehen Slick Rick und der jazzige Jeff ähnlich, unterstützen Dynas nach Kräften und trotzdem findet sich mit „Hey Sister“ ein weiterer Song in der persönlichen Top3, der ohne (namhaftes) Gastspiel auskommt. Hoffen wir nur, dass ihm dieses Mal auch ein wenig mehr Menschen Beachtung schenken, verdient hätte er es.