Sonntag, 31. Januar 2010

Jai spricht: über den Stand der Dinge von RoR

Hallo werte Leserinnen und Leser,

wie regelmäßigen Besuchern sicher bereits aufgefallen sein dürfte, finden sich derzeit nur recht wenig neue Reviews auf dem Blog wieder, was sehr schade ist. Grund hierfür ist zum einen der Jahreswechsel mitsamt Feiertagen sowie der Bestand, dass mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum Material zur Rezension vorliegt. Zum anderen habe ich privat derzeit einiges an Unschönem zu verarbeiten, was kaum die Gelegenheit bietet, sich auf die Musik zu konzentrieren.

Die gute Nachricht ist jedoch die, dass der Blog auch weiterhin in seiner Form existieren wird. Es werden wieder Reviews folgen und der Blog gerät keineswegs in Vergessenheit. Im Gegenteil, schon jetzt sind wieder ein paar Reviews in der Mache, die ihr an dieser Stelle hoffentlich bald lesen werdet.

Des Weiteren darf ich mit Stolz verkünden, dass der Blog mittlerweile seit über einem Jahr im Internet präsent ist. Rückblickend bin ich vielen Leuten für ihre jeweilige Unterstützung sehr dankbar und hoffe sehr, dass sich 2010 noch immer der ein oder andere Besucher auf 'Resurrection of Rap' wiederfindet.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ihr mir gerne eure Gedanken zum Blog mitteilen könnt unter Jai_Welc@habmalnefrage.de


Bestens,
Jai

Donnerstag, 28. Januar 2010

Fashawn - Boy Meets World




Manchmal gibt es Alben, da hat man schon im Vorfeld scheinbar unbegründet das Gefühl, es mit etwas ganz Großem zutun zu haben. Wie aus dem Nichts bilden sich Erwartungen und eine beängstigende Gewissheit, dass diese auch mühelos erfüllt werden. Unnötig zu erwähnen, dass die Ergebnisse nicht selten vollends befriedigen und Enttäuschung aufkommt, meldet sich der aus Fresno, Kalifornien kommende Fashawn mit seinem Debüt „Boy Meets World“ an. Und dieses entpuppt sich, wer hätte es gedacht, doch glatt als eines jener eingangs beschriebenen Alben. Das Cover offensichtlich in Richtung Big Apple angelehnt, stellt man sich auf musikalische Großtaten ein.

Ganz unbegründet sind in Fashawns Falle die Erwartungen nicht. Zum einen ging dem Album bereits eine ganzer Haufen Mixtapes voraus, die allesamt das Potenzial des 88er-Jahrgangs publik machten. Zum anderen übernahm mit Exile ein Produzent das Ruder, der es wahrlich versteht einen in sich stimmigen Kosmos zu schaffen, in dem auch bis dato wenig namhafte Rapper aufblühen wie der Flieder im Frühling. Oder hat man etwa bereits vergessen, dass das gemeinsam mit Blu zustande gekommene „Below The Heavens“ schon jetzt einen Moderner Klassiker-Status innehat? Sicher nicht.

Warum also nicht noch mal einen Wurf dieser Größenordnung landen? Der erste Eindruck von „Boy Meets World“ jedenfalls schlägt in ähnliche Gefilde und besticht durch sympathisch bodenständige Reime von einem erstaunlich reifen jungen Mann, der viel zu sagen hat. Dazu Exiles Produktionen, die geschmackssicher wie eh und je die perfekte Unterlage bieten für Fashawns einprägsame Stimme. Gekrönt wird das alles auf „Hey Young World“ mit dem großartigen Aloe Blacc, der den Track hörbar bereichert.

Klasse auch die Produktionsarbeit bei dem auch textlich gediegenem „Life As A Shorty“, bei dem Fashawn die Hilfe von J. Mitchell in Anspruch nimmt und schustert eines der Highlights der bis hierhin erschreckend guten Platte. Ließ sich das alles bislang nur schwer lokalisieren, strahlt „Our Way“ mit Evidence schönen Westcoast-Flavour aus, wie auch auf „Sunny Ca.“, bei dem ein ausgezeichnetes Händchen für Features geglückt ist. Ließt sich Mistah Fab zunächst noch etwas befremdlich, entpuppt sich dessen Stimmorgan als gelungene, weitere Facette.

Nun könnte man noch weitere Tracks hervorheben, etwa „Why“ oder „Father“, auf denen Fashawn sich erneut gedanklich äußerst reif präsentiert mit einer Routine am Mic, die für ein Debütalbum bereits beachtlich ist. Addiert man noch das mit lateinamerikanischem Touch angehauchte „Lupita“ und der als Outro fungierende, wundervolle Titeltrack, hat man die Welt wie auch den Jungen ein kleines bisschen näher kennengelernt.

Es ist immer schwierig ein Album unmittelbar nach erscheinen in den Himmel zu loben, da nicht abzusehen ist, wie der Zahn der Zeit an ihm nagen wird. Was jedoch Gewissheit ist, dass „Boy Meets World“ mit seinem zeitlosem Sound und den liebevollen Texten ganz große Qualitäten hat. Ein ganz heißer Aspirant auf einen weiteren Platz in der Liste neuzeitlicher Klassiker und eines der Höhepunkte des kürzlich beendeten Jahrgangs.
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Freitag, 22. Januar 2010

Royce Da 5'9'' - Street Hop




Es gibt Rapper da draußen, die erst eine lange Entwicklung durchmachen mussten, um als solche anerkannt zu werden. Und es gibt MCs, die den Eindruck erwecken, als wären sie zu nichts anderem geboren als zum Reimen. Nun, Ryan Montgomery, der vielen wohl weitaus besser bekannt ist unter seinem Künstlernamen Royce Da 5‘9‘‘, ist solch ein MC. Ob Stimme, Auftreten oder Ausdrucksform, ein Rapper par excellence, der dir schon nach den ersten Worten das Gefühl gibt, dass du dich heute besser nicht mit ihm auf einen verbalen Schlagabtausch einlassen sollen. Daran ändert auch das etwas fragwürdige Baldhead-Cover zu seinem jüngsten Wurf „Street Hop“ nichts.

Ganze 19 Anspielstationen hat er ins Mic gespuckt und sich neben Busta Rhymes, Phonte (Little Brother), Trick Trick und Bun B etwa auch die Dienste seiner Schlachtkammeraden Ortiz, Joe Budden und Crooked I gesichert. Mit Letzterem als Gast kommt die Sache auch zunächst ins Rollen bzw. in diesem Falle ist ein fliegender Start wohl passender ausgedrückt. Denn wie Crooked I und vor allem Royce hier ihre Muskeln spielen lassen, ist schon weitaus mehr als ein gelungenes Intro. Dazu ein starkes Instrumental aus den Händen Emiles und man fühlt, wieso man sich zum Rap einst hingezogen fühlte.

Dominiert hier noch brachiale Energie, lässt es Royce mit Phtone auf dem stimmigen „Something 2 Ride 2“ ruhig angehen. Definitiv nichts für den nächste Viertelmeile-Sprint, aber als Begleitung für den abendlichen Ritt (zweideutig? Nicht doch.) taugt dieses entspannte Stück, produziert von DJ Premier, samt relaxter Hook allemal. Erfreulich auch die Performance von Bus-A-Bus, mit dem die „Dinner Time“ ausgerufen wird und der mal wieder zeigen kann, dass er noch in der Lage ist, die rohe Seite raus zu lassen.

„Warriors“ mit dem ganzen Schlachthaus, geziert von einer klasse Trompete, ist dann wieder der Beweis dafür, dass auf dem „Slaughterhouse“-Album noch mehr drin gewesen wäre, als man letztlich herausholte. Mit viel Freude bei der Sache zaubert Royce Da 5‘9‘‘ auf dem frischen Instrumental aus dem Hause DJ Premiers eine schöne Sache, übt auf „Mine In Thiz“ ordentlich Druck nach vorne aus und liefert gegen Ende die lyrischen Meisterstücke „On The Run“, das zugehörige „Murder“ oder „Part Of Me“ ab.

Ein Album also, bei dem man über die gesamte Spiellänge bewusst wahrnimmt, es mit einem Rap-Schwergewicht zutun zu haben. Dazu kommen größtenteils knackige Beats, neben Premier etwa noch von Nottz, STREETRUNNER und Mr. Porter. Da verzeiht man auch mal ein „Thing For Your Girlfriend“, welches immerhin schon im Titel die Karten offen legt und vergibt ein entsprechend überzeugtes Fazit ab.
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Montag, 18. Januar 2010

R. Kelly - Untitled




Dass Robert Kelly zu den gewichtigeren Namen im Musikbusiness gehört, werden wohl die Wenigstens ernsthaft in Frage stellen. Absatzzahlen in zweistelliger Millionenhöhe, die ganze Wand behängt mit Platinauszeichnungen und dann mal eben gekonnt die Brücke geschlagen zwischen urbanem Flair und poppigem Glanz und Glitzer. Der Mann versteht sein Handwerk, welches sich längst nicht nur aufs Singen reduziert und feierte damit zu Recht sensationelle Erfolge. Dennoch wurde es stiller um jenen Künstler, der einst das R aus R&B für sich beanspruchte. Das zeigt auch seine jüngste Veröffentlichung „Untitled“, welche es nicht einmal mehr an die Spitze der US-amerikanischen Charts schaffte.

Dabei verstand es Kelly immer seinen Output den aktuellen Trends anzupassen, um sich und seine Musik aktuell zu halten und setzte auf die Features der Stunde. Hört man sich das neueste Werk an, wird man auch feststellen, dass dies auch hier erneut der Fall ist. Bestückt mit zahlreichen schnellen Nummern und Gastauftritten von OJ Da Juiceman, The-Dream und allen voran natürlich Keri Hilson, deutet alles auf gewohnt gutes Material hin.

Nüchtern betrachtet trifft dies auch zu. Stimmige und vor allem lebendige Produktionen, bei denen die Gefahr heimlichen Wegnickens auf ein Minimum reduziert wurde und ein R. Kelly, der nach wie mir mit großer Stimme gesegnet ist. So kam viel Brauchbares am Ende heraus, etwa „Exit“, das mit Hilfe von Jazze Pha produziert wurde. Oder aber die Uptempo-Ballade „Echo“ mit Jodel-Faktor, die zunächst fragwürdig anmutenden, aber gut ins Ohr gehende Eurodance-Sause „I Love The DJ“ und das zur Bewegung anregende „Supaman High“ mit OJ Da Juiceman. Auch das wunderbar funky gehaltene „Be My #2“ möchte man positiv herausheben und wer Kellz‘ Geschichten a la „Trapped In The Closet“ vermisst, darf sich über „Elsewhere“ freuen.

Wie so oft steckt jedoch der Teufel im Detail. Setzt man sich nämlich genauer mit „Untitled“ auseinander, werden die Makel nur allzu deutlich. Was sich hinter einem Großteil der Stücke verbirgt, ist textlich gesehen auf das Themenspektrum Frau/Sex reduziert. Selbstredend ist das im R&B-Bereich kein Einzelfall, doch wenn ein so talentierter Künstler wie R. Kelly seine Fähigkeiten dafür verschwendet, auf Albumlänge darüber zu singen, dass er den Intimbereich der Holden küssen möchte, dann ist das schlicht Verschwendung von Potential. Auch nimmt das einem ernsteren Stück wie eben „Elsewhere“ oder „Religious“ den Wind aus den Flügeln respektive die Glaubwürdigkeit.

Somit wurde „Untitled“ zwar kein gänzlicher Griff ins Klo und beinhaltet ein paar schöne, wenn auch wenig gehaltvolle Tracks. Gemessen an einstigen Großtaten wirkt das alles dann aber etwas zu farblos und frei von textlicher Raffinesse. Mehr bleibt dann auch nicht mehr zu sagen, außer dass der Sticker für „strong language – sexual content“ hier durchaus gerechtfertigt ist.
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Freitag, 15. Januar 2010

Meyah Don - Mit Herz & Seele




Alle guten Dinge sind drei. Heißt es zumindest im Volksmund. Meyah Don, seines Zeichens Berliner Rap-Urgestein und seit den frühen Neunzigern am Mic aktiv, sieht das anders und bevorzugt die Zahl Vier. Freilich nicht ohne Hintergedanken, erscheint mit „Mit Herz & Seele“ über das Berliner Label Edit Entertainment das mittlerweile vierte Album des Naturburschen. Produziert vom bestens bekannten Keyza Soze und mit Features von unter anderem Audio88, Boba Fettt, Justus und Gris, wurde dem Album zudem die Ehre erteilt, das durchaus beachtliche Jahr 2009 von Edit Entertainment abzuschließen.

Dass es sich beim Don um einen angenehm eigenen Charakter handelt, davon zeugten bereits die drei vorausgegangenen Alben, mit deren Hilfe er sich den Ruf als „Ökorapper Nr. 1“ sicherte und ihn seither stolz hegt und pflegt. Dies lässt sich auch bereits am Artwork der CD ausmachen, welches fast ausnahmslos in saftigem Grün gehalten ist und Meyah Dons innige Beziehung zu Mutter Natur nochmals bildlich verdeutlicht.

Die insgesamt 17 Anspielpunkte sind dabei nicht weniger eindrucksvoll und fallen vor allem durch das sehr stark vorhandene Storytelling auf, welches der Künstler ohne jeden Zweifel beherrscht. Um thematisch einen kleinen Umriss zu erhalten, genügt es schon, wenn man sich die ersten Stücke des Albums näher betrachtet. „Fragens Ans Ich“ etwa ist der hinterfragende Umgang mit sich selbst, während „Kopfkino“ zurückblickt auf Vergangenes, ehe man direkt im Anschluss eine wunderbar gelungene Eigeninterpretation von Ralph McTells „Streets Of London“ (hier: „Straßen von Berlin“) vorgesetzt bekommt, bei der es sich durchaus lohnt, dem Text zu folgen.

Eine Klasse für sich auch das mit Audio88 aufgenommene „Diese Maschine“, bei dem Kritik an der Gesellschaft clever verpackt wird, so dass man wahrlich nicht meckern möchte. Nun könnte man noch die sehr guten Gastbeiträge von Gris und Justus hervorheben oder das motivierend ehrliche „Nimm dein Leben in die Hand“, welches die Flucht ins Virtuelle thematisiert, doch stattdessen lenken wir den Fokus auf Keyza Soze, der bis hierhin kaum Erwähnung fand.

Dies sollte er jedoch unbedingt, denn seine Instrumentals sind es letztlich, die jedem Text des Mannes mit dem grünen Daumen (oder doch lieber Mikrofon?) die passende Untermalung geben. So wird aus der textlich ohnedies schon beachtlichen Hommage an den Schriftsteller Clemens Brentano, „Sprich aus der Ferne“, ein dichtes Meisterwerk aller ersten Güte, Soundteppich sei Dank.

Abschließend hält man fest, dass „Mit Herz & Seele“ hält was der Titel verspricht und einen lebensreifen Rapper präsentiert, der, gesegnet mit wiedererkennbarer Stimme gehaltvolle Geschichten erzählt., die man derart ansprechend nun nicht jeden Tag auf die Ohren bekommt. Sehr gutes Albums und ein gelungener Jahresabschluss 2009.
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Diese Review ist ebenfalls erschienen auf HipHopHolic.de

Samstag, 9. Januar 2010

Bone Thugs-N-Harmony - The Untold Story




Man kennt das mittlerweile nur allzu gut. Bevor das eigentliche Album veröffentlicht wird und um seinen Namen dennoch in den Gedächtnissen der Menge zu behalten, wird gerne einmal eine Sammlung alter oder unveröffentlichter Tracks veröffentlicht. Das soll vor allem die hartgesottenen Fans locken, die nicht genug bekommen können und für jeden zusätzlichen Blick in die Welt der Künstler dankbar sind. Nun erscheint mit „The Untold Story“ in kürze eine ebensolche Veröffentlichung für alle Bone Thugs-N-Harmony Freunde. Eine DVD umfassend, die Einblick in die Anfänge der beeindruckend gestarteten Karrieren der noch jungen Mitglieder gibt. Sowie eine CD mit unveröffentlichten und exklusiven Stücken.

Ganze sechzehn Tracks fanden sich so zusammen und versprechen dank namhafter Gastauftritte von unter anderem Mariah Carey, Kanye West, Will.I.Am und Kelly Rowland. Da möchte man fast schon ausblenden, dass es sich hier nicht um das für 2010 datierte, ‚richtige‘ Album „Uni5“ handelt, so eindrucksvoll erklingt die Tracklist. Namen alleine machen jedoch noch längst nicht gute Musik aus und so kommt man auch hier nicht um eine kurze Rundumschau herum.

Beginnen wir mit „Nuff Respect“, das den Anfang der CD markiert und denkbar ordentlich ins Ohr geht, ohne dabei an die großen Zeiten der Bone Thugs anzuknüpfen. Nett, wenngleich kaum außergewöhnlich, gestaltet sich auch „I Ain’t Goin‘ Nowhere“ mit tatkräftiger Mithilfe von Kanye West, den man allerdings auch schon in besserer Form gehört hat. Absolut in Ordnung auch „The Originators“ und „Bone Thugs“ für das niemand geringeres als Biggie Smalls aka The Notorious B.I.G. gewonnen werden konnte.

Bereits hier wird leider deutlich, woran es wirklich hapert. Nicht etwa scheitern die Jungs am Vortragen ihrer Reime, vielmehr gelingt es ihnen kaum einmal über das so viel gescholtene Mittelmaß hinaus zu kommen. Hier kann auch ein Will.I.Am nicht gegenlenken, dessen Präsenz auf „Com’mon Com’mon (Get It Crackin‘)“ nichts an der Tatsache ändert, dass der Track geradezu vor sich hin plätschert. Selbst Pop-Diva Mariah Carey wirkt erschreckend blass, ebenso wie ihre Kollegin Kelly Rowland, mit der man sicher mehr hätte erreichen können als solch farbloses Standardwerk.

Bleibt noch zu vermerken, dass „Summer Luv“ als Begleitung für die Sommermonate durchaus tauglich sein kann, mitten in der Winterzeit jedoch kaum diese Wärme und Unbeschwertheit zu transportieren vermag. Und „We Workin‘“ nicht ernsthaft als Alternative für Jay-Zs Track „Blueprint 2“ in Frage kommt.

Eine CD somit, geprägt von uninspirierten, blassen Produktionen, die kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen und angesichts der hochkarätigen Gäste (unerwähnt blieben etwa Chamillionaire, Petey Pablo und Swizz Beatz) weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Dafür bietet die DVD zumindest interessante Einblicke in die Geschichte von BTNH und wertet das CD/DVD-Set noch ein klein wenig auf.
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Diese Review erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Sonntag, 3. Januar 2010

Snoop Dogg - Malice N Wonderland




Groß vorstellen braucht man ihn längst niemandem mehr, den Doggfather aus dem sonnigen Long Beach, Kalifornien. Bereits mit seinem ersten Soloalbum „Doggystyle“ setzte er sich 1993 ein Denkmal und zählt seither zu den ganz großen Namen im Spiel. Mit einer Karriere, die sich mehr als sehen und vor allem hören lassen kann und ihm die Türen nach ganz Oben öffnete. Dort entwickelte sich der schlaksige Snoop mehr und mehr zum Trittbrettfahrer, der seinen Blick nach und nach auf leichtverdauliche Chart-Liebeleien richtete als auf die einst so vertrauten Straßen Kaliforniens. Was langjährigen Anhängern allmählich missfiel und so wird für „Malice N Wonderland“, so der Name seines neuesten Langspielers, noch einmal das über die Jahre erarbeitete Vertrauen in den D-O-G-G gesteckt.

Dieser zeigt auf dem bereits vielgehörtem „I Wanna Rock“ zunächst einmal, dass er noch immer zum Rap-Genre zu zählen ist und bedient sich dem Klassiker „It Takes Two“ des aus Harlem stammenden Duos Rob Base & DJ E-Z Rock. Kein Brett vor dem Herrn, aber ein leicht zufriedenstellendes Gefühl stellt sich dennoch ein. Dieses beschleicht einem auch beim, wie der Titel schon andeutet, relativ kurz gehaltenen „2 Minute Warning“, das einem ein ebenso knappes ‚passt‘ entlockt.

Erfreulich auch das Wiedersehen mit Kokane, der auf dem nett instrumentalisierten „Secrets“ eine ordentliche Vorstellung abliefert und die Nummer mit zu den positiven Erscheinungen zählen lässt. „1800“ mit dem nicht mehr ganz so präsenten Lil Jon möchte auch mehr sein als eine von vierzehn Tracks, beweist auch clubtaugliche Qualitäten, aber da hört es dann eben leider schon wieder auf.

So richtig umwerfend ist das alles nicht und zu allem Überfluss war es das dann auch schon an gutgemeinten Worten. Denn der übrige Rest des Albums klingt derart weichgespült und verwässert, als sei es Snoops Ziel gewesen, ein Album ganz speziell für die Kundschaft der New Yorker-Filialen zu erschaffen. Und wer schon einmal das ‚Vergnügen‘ hatte ein paar Stunden Shopping mitzuerleben, der wird bestätigen können, dass diese Art der Musik in aufgeheiterter Stimmung möglicherweise noch kurzweilig zu ertragen ist. Dauerhaft aber, wie hier in Albumlänge, wird es jedoch viel mehr zur Belastungsprobe fürs Gehör.

Zuletzt kann man Snoop allenfalls für seine Features beglückwünschen, die sich allesamt am Nerv der Zeit bewegen und von R. Kelly über Soulja Boy und The-Dream bis hin zum Durchstarter Nipsey Hussle reichen. Schade nur, dass diese völlig untergehen, so dass selbst das beim Studieren der Tracklist noch vielversprechend klingende „Special“ mit Brandy und Pharrell als lauwarmes Etwas daherkommt.

In der Gesamtheit betrachtet also ein Werk, das überwiegend aus reichlich unbrauchbaren Tracks besteht, die man so nicht gehört haben muss und nur weiter am Lack des Lowriders kratzen, mit dem es sich ehemals so entspannt cruisen ließ. Traurig, aber mit „Malice N Wonderland“ hat sich Snoop Dogg nicht gerade einen Gefallen getan.
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Review ebenfalls erschienen auf HipHopHolic.de