Sonntag, 28. Februar 2010

Swollen Members - Armed To The Teeth




Die Swollen Members melden sich mit ihrem sechsten Studioalbum nach drei turbulenten Jahren zurück! Nachdem 2006 das bis hierhin letzte Album „Black Magic“ veröffentlicht wurde, gab es eine Menge Turbulenzen im Leben der Members, allen voran Mad Child. Dieser steckte laut eigener Aussage richtig tief drin im Sumpf aus Drogen und verzerrter Weltansicht, bekam den langen Arm des Gesetzes leidvoll zu spüren, als man sein Haus durchsuchte und ist nun bereit wieder musikalisch durchzustarten. Wieder mit von der Partie natürlich auch sein Rap-Partner Prevail und der DJ / Produzent der Truppe, Rob The Viking. Gemeinsam ist man „armed tot he teeth“ und willens gegen die inneren Dämonen in den Kampf zu ziehen.

Das Cover ist hierbei die konsequente Weiterführung, mit dem Unterschied, dass zu Zeiten von „Black Magic“ noch auf die Kriegsaxt geschworen wurde, während nun die AK-47 die Waffe ihres Vertrauens darstellt und mit rauchendem Lauf eine gewisse Bedrohlichkeit ausstrahlen möchte. Hinzu kommen mit Flammen hinterlegte Augenhöhlen, die unmissverständlich darstellen, dass jeder der drei voll bei der Sache war, um dieses 18 Stücke umfassende Album zu erschaffen, für das man auch mit Namen wie Tech N9ne, Talib Kweli oder auch Everlast zusammenarbeitete.

Getreu dem Albumtitel / -cover geht es von Beginn an auch gleich richtig zur Sache mit dem energisch auftretenden „Reclaim The Throne“, welches einen verheißungsvollen Start andeutet, der im von klirrender E-Gitarre durchzogenen „Porn Star“ seine Fortsetzung wiederfindet. Das gefällt, wenngleich die zusätzlichen Rock-Einflüsse etwas abrupt ins Spiel kommen. Gelungen auch „Kyla“, bei dem Rob The Viking sehr viel Liebe zum Detail bewies und einen herrlichen Beat auf die Beine stellte, den Prevail und Mad Child mit ehrlichen Worten veredeln. Weiterhin ehrlich und vor Energie nur so strotzend geht es bis zur Hälfte des Albums weiter und der Hörer erfährt unter anderem auf dem Mad Child-Solo „My Life“, dass dieser in seiner schwierigen Zeit mehr Pillen zu sich nahm als Eminem. Besorgniserregend, aber in seiner hier dargelegten Form ungeheuer fesselnd.

Erst mit „Certified Dope“ wird etwas Fahrtwind heraus genommen, das die Serie an gelungenen Stücken unterbricht und nicht allzu berauschend ins Ohr. Richtig unangenehm fallen dann jedoch erst die beiden von Auto-Tune misshandelten Tracks „Flyest“ und „Real P.I.“ (mit Glasses Malone) ins Gewicht. Da tat man wahrlich gut daran, es dabei zu belassen und die zweite Hälfte des Albums neben solchen Missgeschicken mit schönen Dingen, etwa dem Kweli/Phil Da Agony/Krondon-Feature auf „Crossfire“ oder dem tadellos instrumentalisierten „Concerto“ zu bestücken.

Daraus resultiert das allgemein sehr positiv wahrgenommene Fazit, mit „Armed To The Teeth“ ein richtig schmuckes Album in den Händen zu halten, das zwar nicht frei von Fehltritten ist, durch seine vermittelte Power jedoch aus dem allgegenwärtig fühlbaren Winterschlaf reißt. Eine gute Sache, die die Swollen Members hoffentlich weiter darin bestärkt, Musik zu machen. Gelungen.

Checkt auch die Tour-Termine in Deutschland:

14.03.2010 Weinheim, Café Central
16.03.2010 Berlin, Cassiopeia
17.03.2010 Leipzig, Conne Island
20.03.2010 Münster, Skaters Palace

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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Freitag, 26. Februar 2010

Resurrection of Rap - Jetzt auch bei Facebook

'Resurrection of Rap' gibt es seit neuestem auch auf Facebook. Zwar bin ich nicht der größte Freund von Facebook und Co., aber man muss ja irgendwo auch mit der Zeit gehen. ;)

Wer also Teil der großen, bunten Facebook-Welt ist und den Blog unterstützen möchte, der möge sich doch einfach als Fan eintragen. Folge einfach dem Link:

Resurrection of Rap auf Facebook

In den nächsten Tagen und Wochen erwarten euch unter anderem folgende Rezensionen:

Blak Madeen - Sacred Defense
Inflabluntahz - Segen & Fluch
Puppetmastaz - The Break Up
Swollen Members - Armed To The Teeth

Dienstag, 23. Februar 2010

Jai spricht: über das Verhalten von Labels/Künstlern

Die Musikindustrie, eine der größten Industriespielplätze auf dem Unterhaltungssegment und Dreh- und Angelpunkt etlicher Seiten im Internet, so auch 'Resurrection of Rap'. Eine Industrie, in der es um riesige Geldsummen geht und der es lange Zeit blendend ging. Doch dann kam der Abbruch, die Absätze brachen ein und alles fing an zu bröckeln, das Konzept vom Künstler, der aufgebaut und groß gemacht wird, um ihm eine glorreiche Karriere zu bescheren, sackte in sich zusammen. Stattdessen fing man an Künstler zu pushen, sie ins Rampenlicht zu bringen mit ein, zwei Songs für die Masse und sie nach dem kurz bescherten Geldregen wieder fallen zu lassen.

Grund für diesen Einbruch in der Musikindustrie ist dabei mitunter weder die mangelhafte wirtschaftliche Lage der potenziellen Käufer, noch ließ und lässt sich alles auf das illegale Herunterladen schieben. Vielmehr sind es die Labels selbst, die sich selbst getrost ins Abseits manövrierten und dies noch immer tun. Sie bekamen den Rachen nicht voll, Geld war gut und schön, doch mehr Geld war besser und schöner. Die Musik litt hörbar, der Käufer ließ sich nicht lumpen und hinterfragte, ob ein Kaufpreis von 15 Euro gerechtfertigt ist, wenn am Ende selten mehr als eine erdrückende Majorität von halbgaren Stücken blieb. Man hatte es sich bei der Kundschaft verscherzt, nicht gänzlich, aber mit Sicherheit ist dies noch heute der Grund für viele, weshalb sie statt CDs lieber zur illegalen Alternative, dem Herunterladen, greifen.

Es folgte der falsche Umgang mit den Medien. Hier möchte ich aus erster Hand Eindrücke mit einbringen, da ich vor nicht allzu langer Zeit selbst erst zum Großgebiet Medien zugehörig wurde und begonnen hatte, den Kontakt zu Labels zu suchen. Als unentgeltlich voranschreitender Redakteur, der aus Liebe zur Sache ans Werke geht, ging ich davon aus, dass man mich mit offenen Armen empfangen würde und gerne bereit wäre, mich mit Rezensionsmaterial zu versorgen. Schließlich gibt es kaum günstigere Werbung, als das zur Verfügung stellen eines einzelnen Exemplars, um damit die Aufmerksamkeit von tausenden von Menschen zu gewinnen.

Unterm Strich, Ausnahmen ausgeschlossen, läuft es jedoch meist so ab, dass sich Labels zu schade sind, um auf Anfragen dieser Art zu reagieren oder nicht einmal ein Exemplar zur Rezension zur Verfügung stellen, stattdessen auf Streams und Download-Links setzen. Für den detailverliebten, der gerne auch einen Blick auf Cover und Artwork wirft und den nostalgischen Rezensenten, der sich nicht damit abfinden mag, dass die Musik mehr und mehr nur noch virtuell existiert, ist das eine Klatsche ins Gesicht. Kommt dann auch noch offen die Unterstellung zu Tage, man sei nur daran interessiert, umsonst CDs ab zugreifen, platzt selbst dem kühlsten Redakteur schon mal der Kragen.

Man investiert viel Zeit, Freizeit wohlgemerkt, darin, Labels und Künstler anzuschreiben. Man nimmt sich die Zeit und nimmt sich den Veröffentlichungen genau an, versucht einen groben Eindruck davon in schriftlicher Form festzuhalten und weiter zu vermittelt. Verbringt mitunter Stunden damit, bei den zahlreichen Labels anzuklopfen und um Rezensionsexemplare zu bitten. Erhält weder einen Verdienst noch sonstigen Dank, abgesehen von dem ein oder anderen Leser, der mit seinem Kompliment die Arbeit würdigt. Und bietet Labels einen Dienst an, der in erster Linie vor allem Ihnen selbst zugute kommt und wird abgestempelt als Schmarotzer. Das stinkt. Und zwar gewaltig.

Nun wird jeder wissen, dass es nicht ausschließlich darauf ankommt was man sagt, sondern wie man es sagt. Und auch hier beweisen Labels, zum Teil auch die kleinen Labels, die sich eigentlich ganz besonders über jegliche Unterstützung freuen müssten, grandioses Feingefühl und glänzen durch lyrische Unverschämtheiten aller erster Güte. Gepaart mit einer nicht zu unterschätzenden Arroganz bekommt der Rezensent quasi die ideelle Krone aus Pappkarton aufgesetzt, die leicht penetrant nach Urin und dergleichen stinkt. Da weiß selbst der sich aktiv für die Musikindustrie einsetzende Rezensent gleich wo er bei Labels steht.

Zu guter Letzt darf dann noch gesagt werden, dass auch etliche Künstler jegliches Fingerspitzengefühl und jede Form von Takt verloren haben. Auch hier sieht man sich nicht selten einer Übermacht an Egoismus und Arroganz vor, die gestraft gehört. Gestraft in Form von Nichtbeachtung als Weg zurück zur Wertschätzung. Und das sage ich als Verfechter der Industrie, der weiter CDs im Laden stehen sehen möchte, der die Menschen zum Kauf animieren möchte. Tut mir Leid, aber wer so mit seinen Liebsten umgeht, der geht ausgesetzt in der Wildnis. Alleingelassen von jedweder Hilfe, zurück auf dem Boden der Tatsache.

Das ist mein Resümee nach etwas über einem Jahr als Rezensent. Ja, hier spricht natürlich auch die innere Wut eines persönlich Betroffenen. Aber dennoch wird die Frage erlaubt sein, ob Labels selbst mittlerweile nicht mehr genug an Ihre Veröffentlichungen glauben, wenn sie nicht mal mehr bereit sind ein Exemplar zugunsten X möglicher, daraus resultierender Käufe bereitzustellen. Das ist Dekadenz, wie man sie an dieser Stelle wohl nicht erwartet. Und so lange wie dieses Verhalten anhält (man darf wohl davon ausgehen, dass ein Ende auch in einigen Jahren nicht in Sicht sein wird), gehören Künstler, die sich bei Interviews unfreundlich, hochnäsig und wortkarg geben, sowie beschriebenes Verhalten seitens der Labels gestraft. Selbst schuld.


Bestens,
Jai

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Mir ist sehr wohl bewusst, dass es auch positive Beispiele gibt, sowohl auf Seiten der Künstler als auch Labels. Da sich jedoch insbesondere in der jüngeren Vergangenheit derartige Fälle mehrten, gilt dies den zahlreichen schwarzen Schafen. Weder glaube ich dadurch etwas Wesentliches zu Erreichen, noch wird jeder meiner Meinung sein. Die Gelegenheit, meinen Gedanken und der aufgestauten Wut freien Lauf zu lassen, wollte ich mir dennoch nicht entgehen lassen.

Sonntag, 21. Februar 2010

Timbaland - Shock Value II




Hat das alles noch mit Hip Hop zutun? Ist das nicht schon seelenlose Plastikmusik, die einzig und allein dem Zwecke des Geldverdienens wegen erschaffen, veröffentlicht und vermarktet wird? Ist Timbaland vom rechten Weg abgekommen? Und was würde Aaliyah heute über Herrn Mosley denken? Das sind Fragen, die man sich bei „Shock Value II“ besser nicht (mehr) stellen sollte. Denn zum einen wird darüber ohnehin schon leidlich oft genug debattiert und zum anderen schmälert das das idealerweise doch objektive Hörverhalten eines Jeden derart deutlich, dass bereits im Vorfeld ein wesentlicher Teil des möglichen Spaßfaktors verloren geht.

Folgerichtig nimmt man die Gastauftritte von Namen wie Miley Cyrus, Kate Perry oder die schon wieder in Vergessenheit geratene JoJo als das was sie sind, Teil eines Albums, das sich in erster Linie durch seinen Sound und nicht die darauf erscheinenden Künstler definiert. Eben dieser setzt gleich zu Beginn mit dem stimmig von DJ Felli Fell bewerkstelligten „Intro“ Akzente, so dass man es fürs Erste bereut, wenn das Ganze Platz macht für einen derer, die Timbaland zu dem heutigen Status verhalfen (oder doch andersherum?) – Justin Timberlake. Mit diesem wird ein klimperndes Stück Musik in die Welt gesetzt, das trotz anfänglicher Zweifel zu überzeugen weiß.

Wunderbar auch die eingängigen Melodien von „Tomorrow In The Bottle“ mit Nickelback-Stimme Chad Kroeger und Sebastian, welches mit einer sauber ins Ohr gehenden Hook überzeugt, das kurzerhand von „Morning After Dark“ abgelöst wird, welches ohne große Zweifel als waschechter Hit bezeichnet werden darf, der zu Recht so allerhand Anklang in den Diskotheken dieser Welt findet. Dass dabei ein nicht unbeträchtlicher Teil des Euphorie der klasse weil hängenbleibenden Hook geschuldet ist und Frau Furtado recht farblos bleibt, sei dabei nur zweitrangig.

Auch „If We Ever Meet Again“ mit Kate Perry bekam bereits im Vorfeld mächtig Rotation und schafft es im Laufe der Minuten eine ganze Wagenladung Energie zu entwickeln, zu der auch das elektronisch geladene „Ease Off The Liquor“ beiträgt, ehe ein ganz herausgenommen wird. Was folgt ist eine schöne Ballade in Form von „Undertow“, bei der neben The Fray vor allem die kanadische Sängerin Esthero mit ihrer tollen Stimme für Pluspunkte sorgt.

Schwächen zeigt „Shock Value II“ hingegen bei Stücken wie „Meet In Tha Middle“ oder auch „We Belong To The Music“. Ist erstgenanntes noch halbwegs durchschnittlich geratene, uninspirierte Pampe, für die man beileibe keinen Timbo braucht, ist das Miley Cyrus-Feature der reinste Alptraum. Selbst mit dem größten Respekt vor der Dame kommt man nicht drum herum „We Belong To The Music“ als Musik für kleine Mädchen abzustempeln. Die Hannah Montana-Fans wird es freuen, alle anderen suchen wie blind die Skip-Taste.

Trotz solch einem misslungenem Schuss in den Ofen: über weite Strecken beweist Timbaland wieder ein sauberes Gespür für passende, gern gehörte Melodien, die zum wieder und wieder hören taugen und so mit zu den besseren Tracks zu zählen sind, die man beim Durchforsten des Mainstream-Marktes so finden wird. Und mit abschließendem „Symphony“ endet das Album auch noch mit einen Schuss Hip Hop. Kein Klassiker oder Überalbum, aber ein gelungener Soundtrack für unbeschwerte Momente, die mit „Shock Value II“ beste Untermalung finden.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Gerard MC - Rising Sun




Anlässlich des jüngst veröffentlichten Reviews zum aktuellen Album „Blur“ des bodenständig gebliebenen Österreichers Gerard MC, stellt Resurrection of Rap noch einmal das viel gelobte Debüt des jungen Mannes vor. Darauf enthalten sind 19 Anspielpunkte und Features aus Deutschland (Nazz) und der Schweiz (Gimma) und jede Menge Gründe, wieso man Rap aus Österreich immer gut im Auge behalten sollte. Denn guter Rap ist seit geraumer Zeit auch im kleineren Nachbarland zu finden und verdient es darüber hinaus gehört zu werden.

Ob „Bereit oder Nicht“, los geht es mit selbigem Titel, der nicht von ungefähr an die Fugees erinnert und bei dem Julie als Lauryn Hill eine durchaus ansprechende Figur abgibt, während Gerard MC klar stellt, dass er da ist und nicht plant in absehbarer Zeit wieder zu verschwinden. Als Opener genau richtig und bereitet vor auf das was kommt. Das wäre neben einer an die „Snobs“ gerichtete Ansage ein von melancholischen Streichern veredeltes „Jede Nacht“, das eine gelungene Atmosphäre erzeugt.

Einen tollen Beat bekommt man auf „Kein Weg Dran Vorbei“ auf die Ohren, für das Glashaus als Inspirationsquelle dienten. Dass diese Nummer, wie im Booklet zu lesen, erst kurz vor knapp entstanden ist, hört man ihr in keinster Weise an, einer der besten Tracks des Albums. Den Platz an der Sonne ergattert jedoch das von Nazz begleitete „Briefe“, ein grandioser Track über die Zweifel, Ängste und leicht depressiven Gefühle, die einen beim Erschaffen eines Albums schon mal beschäftigen können und auch sonst mal über einen kommen können. Ein Thema, das auch auf dem von sido-Sample begleiteten „Solange“ mit offenen Worten für die Welt da draußen thematisiert wird, sowie „Blockade“.

Nun könnte man nahezu jeden Track ausführlich besprechen, steckt hinter nahezu jedem Stück eine Entstehungsgeschichte zum Nachlesen, doch würde dies den hier zur Verfügung stehenden Rahmen sprengen. Zumal schon die genannten Stücke die dargebotene Qualität darstellen, die sich hier auf konstant hohem Niveau aufhält und auch im gar nicht so versteckten Track „Tales From The Darkside“ samt epochalem Beat nicht nachlässt. Ein klasse Debüt, das es wert ist gehört zu werden.

Randnotiz: Wer sich sein eigenes Exemplar von „Rising Sun“ noch sichern möchte, der sollte sich beeilen, die Zahl der noch verfügbaren CDs geht gegen 0. Also schnell noch mitnehmen, ehe sie vergriffen sind. Wie viel? Gediegene 11 Euro (inkl. Porto) oder aber im Set mit „Blur“ für 15 Euro (inkl. Porto). Wo? Schreibt einfach eine Mail an Gerard MC. Auf Wunsch gibt’s auch eine Signierung.

Freitag, 19. Februar 2010

Gerard MC - Blur




Österreich und Rap ist eine unlängst tadellos funktionierende Beziehung und bescherte uns im letzten Jahr neben dem großartigen „Versager ohne Zukunft“ oder Skeros „Memoiren eines Riesen“ auch das zweite Album des Splash!-Erprobten Gerard MC. Nachdem sein Erstling „Rising Sun“ bereits sehr gut in der Gunst der Hörer abgeschnitten hat, vermag auch „Blur“, so der Name von Album Nummer zwei, im Vorfeld einige Erwartungen zu wecken. Dazu trägt auch Maeckes bei, welcher für das Album ein Stück produziert und ein weiteres durch ein Feature veredelte.

Dass es Gerard MC aber auch solo versteht, die Masse zu begeistern, bezeugt die erfreulich geringe Anzahl an weiteren Gästen, lediglich Flip (Texta) und Deniz tauchen namentlich auf. Aber auch der Beginn des Albums, wenn für „Ab jetzt“ ein marschierendes Instrumental als Grundlage für die Reime des Oberösterreichers dient und ein hörenswert geschriebenes, leider mit unter zwei Minuten relativ kurz gehaltenes, „Ein einziges Mal“ auf die Zuhörer wirken lässt.

In der Folge erwartet einen das pure Leben in Worten und Klängen festgehalten. Ungezwungenes Pfeifen („Zu viel Zeit“) gehört dabei ebenso dazu wie nachdenkliche Momente, in denen schon mal über das Prinzip von „Ursache/Wirkung“ sinniert werden darf, wenn nicht gar muss. Und wer das Vorgängeralbum und den darauf enthaltenen Track „Briefe“ noch bestens in Erinnerung hat, findet mit „Brief aus der Leere“ ein Stück, das diese Klasse mitgehen kann und Gerards Stärke für gute, bodenständige, ehrliche Texte hervorhebt.

Grandios auch wenn über das „Faserland“ berichtet wird und der Geist des Hörers vom Auditorium ins Gedankenkino umzieht, um dort den in Worten festgehaltenen Fluss aus Zeilen auch wirklich bewusst miterleben zu können. Weitere hochkarätige Songs wie „Einatmen, ausatmen“, „Halt es fest“ oder das finale, vom Piano erschaffene Melancholie durchströmte „Was bleibt“ runden das beachtliche Angebot ab.

Luft nach oben besteht zwar hier und da, nicht jedes Stück kann das weitgehend hohe Niveau halten. Aber gerade deswegen sollte „Blur“ gehört werden, vermittelt es dadurch nur wieder dieses sympathisch, echte Flair von der beobachteten Realität, die ebenso wenig perfekt ist. Und weckt so die Hoffnung, noch einige weitere Werke von Gerard MC in den Händen halten zu dürfen.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Donnerstag, 18. Februar 2010

MAdoppelT - Zeig Mir Wo Du Bist EP




Es ist mal wieder an der Zeit dem wunderbaren Medium EP zu frönen und der Österreichische MAdoppelT liefert mit „Zeig Mir Wo Du Bist“ gleich mal neues Material für die, die wissen was gut ist. Oder es wissen wollen. Glaubt man nicht? Dann lest selbst, wieso man sich diese 7 Tracks starke digitale EP als Vorbote für das dritte Album „HYBRID“ geben sollte.

Da wäre zum einen natürlich die Tatsache, dass MAdoppelT zu den mit Lob überhäuften Kritikerlieblingen gehört, die unser Nachbarland so zu bieten hat und bereits zwei äußerst gelungene Langspieler ablieferte. Zum anderen ein gewisser Brenk, der sich mittlerweile durch konstante Qualität zum Beatschmiede-König der austrischen Hauptstadt mauserte und den Titeltrack sowie „Hunga“ produzierte, wozu es dann noch 5 Remixe auf die Ohren gibt.

Grund genug zum Kauf bieten jedoch schon die originalen Versionen von Brenk, denn was dieser wieder zusammenbaute, kann sich wahrhaft hören lassen. Der einleitende Titeltrack ist ein krasses Brett vor dem Herrn, dass man in die Kategorie Club-Brecher aufnehmen möchte und bei dem MAdoppelT mit österreichischem Charme unter anderem seine Strategie zum Einlass in den Club offenbart. Das Ganze ist nicht nur vorzüglich gerappt, sondern ist, wie schon richtig im Pressetext bemerkt, sympathisch arrogant, so dass es keinen Grund zum Meckern gibt.

Top auch der von starken Bläsern mitgetragene Beat zu „Hunga“, das den Appetit aufs Album spürbar steigert und derweil bestens unterhält, während die dazugehörigen Remixe ein wenig enttäuschen, mit Ausnahme vom Mella Rmx, der ordentlich funky kommt. Auch die Remixe zu „Zeig Mir Wo Du Bist“ stehen klar im Schatten des Originals, doch während die Cocaine Cowboy-Interpretationen trotz hektischer Elektrotöne noch ordentlich Druck aufbauen kann und mit eingängigen Melodien für ein akzeptables Ergebnis sorgt, floppt der Fidget Rmx total. Auch hier herrscht Hektik, auch hier bedient man sich der Elektroecke, unterm Strich klingt das jedoch nach…nennen wir es einfach mal Krach.

Schade also, dass die Remixe den Originalen etwas hinterher dümpeln, was aus einer anderen Blickweise betrachtet aber nur wieder für Brenks Talent spricht und zwei handfeste Beweise liefert, dass „HYBRID“ ordentlich Gas geben wird. Man darf gespannt sein.

Dienstag, 16. Februar 2010

Sha Stimuli - My Soul To Keep




Sha Stimuli gehört zu der Garde um Skyzoo und Torae, die von Brooklyn aus im vergangenen Jahr wesentlichen Anteil dabei hatte, den Ruf von New York, insbesondere hinsichtlich geradlinigem Boom Bap aufrecht zu erhalten. Wissenswerte Randnotiz: Lord Digga, seines Zeichens Produzent für unter anderem Masta Ace und Biggie Smalls, ist der ältere Bruder von Sha Stimuli und zog den kleinen Sha schon früh mit zu den Studiosessions für „Ready To Die“. Ende Oktober 2009, Biggie mittlerweile seit über zwölf Jahren tot, erschien dann endlich das Debütalbum des seit langem als Geheimtipp gehandelten Sha Stimuli.

Auf diesem präsentiert sich der New York-Native von seiner sympathisch bodenständigen Seite und liefert 16 Anspielpunkte, die es lyrisch betrachtet in sich haben. Klingt großartig und ist in der Tat eine wahre Freude für jeden, der aufmerksam den Zeilen folgt. Jedoch muss man sich im Klaren darüber sein, dass Sha Stimuli seine ganz eigene Art zu Rappen hat. Ich ziehe hier gerne Parallelen zu Poetry Slam-Künstlern, was letztlich nicht mehr bedeuten soll, als das klar das gesprochene Wort im Vordergrund steht und der Beat mehr nebensächlich, wenngleich natürlich nicht vollends egal ist.

So hält etwa „My Soul“ neben erstklassigen Zeilen einen Künstler bereit, der sich innerhalb des Instrumentals weit freier bewegt, als es so manche Kollegen pflegen, ohne das der Hörgenuss schwindet. Im Gegenteil, das alles ist gut gemacht und geht schön ins Ohr, ebenso wie ein „Do It For The Doe“, welches mit einem herrlichen Beat ausgestattet wurde und der Kollabo „Move Back“ mit Freeway und Young Chris, bei dem Just Blaze Hand an die Regler legte.

Weitere starke Momente finden sich in Form von „The Smelly Cat Song“, ein positiv gestimmtes Liedchen und dem wesentlich schwerer ausgefallenen „Whats Wrong With That? (Wake Up The World)“ mit Torae, bei welchem das Piano als solches wieder ganze Arbeit leistet. Fesselnd auch die Atmosphäre eines „Good Day“, das man sich am liebsten ganz bewusst zu Ohren führt, anstatt es als Hintergrundbeschallung zu verschwenden.

Zwar hat es hier und dort noch Ecken und Kanten, als Beispiel sei hier „I Wish I Was You“ genannt, dass textlich zwar wieder durchweg gelungen ist, als Ganzes betrachtet aber einfach nicht zusagen mag. In der Gesamtheit aber ein beeindruckendes Release, das vor allem Sha Stimulis Stärke im Schreiben von Texten klar hervorhebt.

Samstag, 13. Februar 2010

MC Doom - The Illes




Um im Vorfeld möglicherweise bestehende Zweifel auszuräumen: Nein, das hier ist nicht die bestens bekannte Metalfratze aus den Staaten. Zwar wird auch hier in Englisch vorgetragen, das Ganze hat seinen Ursprung jedoch in Deutschland. Dorthin hat es den in Jamaika geborenen Doom Anfang der Achtziger verschlagen und eben dieser veröffentlicht mit „The Illes“ nun sein Debütalbum. Was dabei für Aufmerksamkeit sorgen dürfte ist die nicht ganz namenlose Featureliste des Albums, die neben Afu-Ra und Solomon Childs auch Ghostface Killah auflistet und zusätzlich mit einer Produktion aus den Händen Monroes aufwartet.

Was schon beim ersten Hören auffällt ist zum einen die markante Stimme des Akteurs und zum anderen die etwas unbeholfen wirkende Art im Umgang mit der englischen Sprache. Nicht, dass Doom diese nicht beherrschen würde, aber das Ganze klingt in etwa so wie der Großteil der auf Englisch rappenden Deutschen. Man bekommt recht früh das Gefühl vermittelt es mit keinem Muttersprachler zutun zu haben, wenngleich es in Dooms Fall so nicht ganz zutreffen mag. Aber dazu später noch mehr.
Schon das Intro und darauf folgende „Def Jam“ hinterlassen einen eher faden Eindruck. Beats, die nicht wirklich fesseln und Dooms Performance fesseln den Hörer nicht unbedingt gespannt ans Wesentliche. Besser gefällt da schon die energiegeladene Hook von „Who“, bei der Dooms Stimmgewalt zum ersten Mal richtig wohlig zum Vorschein kommt. Und auch die beiden Tracks „Four Brothers“ mit Features von Metaphysics und Carl Prit und das von Monroe produzierte „Oh Lord“ heben sich dank anständigen Beats etwas vom Rest der Stücke ab.

Erwähnt werden muss natürlich auch „Black Hawk Down“ mit dem großen Killah und Solomon Childs als personelle Verstärkung, das nach Konfrontation mit den im Vorfeld gestellten Erwartungen jedoch etwas blass wirkt. „Move Yourself“ ist dagegen ein Paradebespiel für weiter oben beschriebene Unbeholfenheit. Im Vergleich zu Afu-Ra, welcher hier als Gast fungiert, werden wesentliche Unterschiede deutlich, so dass Doom im Ohr des Hörers klar hinterher hinkt. Ganz gut macht er sich hingegen im Patois-Modus, wo seine jamaikanischen Wurzeln deutlich zum Vorschein kommen, ebenfalls zu hören auf „Move Yourself“ oder aber „Reggae Music“.

Nachdem abschließendem „Think About Your Life“, welches das Ende der zwanzig Tracks darstellt, wird aber mehr als offensichtlich, warum „The Illes“ kein Hit ist. Die Reime gehen zu hölzern ins Ohr, die Beats sind im Großen zu lasch und austauschbar und Dooms Stimme auf zwanzig Stücke gebändigt zu anstrengend, als dass richtiges Vergnügen aufkommen könnte. Potenzial ist zwar erkennbar, gerade etwa wenn es ganz der Jamaikaner auf Patois zu Werke geht. Dazwischen findet sich jedoch zu viel, das ein besseres Fazit verhindert. Muss man nicht gehört haben.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Young Money - We Are Young Money




Young Money, das sind hier im Einzelnen die einstige nächste New Yorker-Hoffnung Jae Millz, der derzeit wohl gefragteste Kanadier im Biz aka Drake, Tyga, Mack Maine, Nicki Minaj und die bis dato eher unbekannteren Namen wie Lil Twist, T Streets, Lil Chuckee, Gudda Gudda und die zweite Frau im Bunde, welche auf den Namen Shanell hört. Gemeinsam und mit tatkräftiger Hilfe vom Schirmherr des Label-Imprints Young Money Entertainment, Lil Wayne, will man sich nun der breiten Masse vorstellen und den Weg weiter ebnen für ein Label, das in Zukunft möglicherweise öfters von sich reden machen könnte. Zumindest so lange wie die Karriere des Lil Wayne weiter so konstant Wellen schlägt.

Ob Young Money auch ohne den Boss zurechtkommen und sich behaupten würde, bleibt leider auf „We Are Young Money“ gänzlich unbeantwortet. Denn von den insgesamt fünfzehn Tracks bleibt lediglich ein Weezy-freier Track übrig, alle anderen warten mit größeren oder kleineren Gastparts des einstigen Hot Boys auf. Hinzu kommen Auftritte von Shawt Dawg, Lloyd, Gucci Mane und Waynes Ziehvater Birdman und schon ist die Bahn frei für die große Vorstellungsrunde. Zeit sich einen Überblick über die Qualitäten der einzelnen Protagonisten zu verschaffen.

Den Anfang bestreiten Millz, Wayne, Gudda Gudda sowie Mack Maine mit „Gooder“, einem von Cool & Dre nett produziertem Opener, der gefällt ohne für überschwängliche Begeisterungsstürme zu sorgen. Es folgt die erste Single „Everygirl In The World“, die es in die US-amerikanischen Charts schaffte, bei genauer Betrachtung jedoch ohne um den heißen Brei zu reden als schlecht bezeichnet werden darf. Öde und wenig mitreißend ist das ein wenig gelungenes Aushängeschild für das strebsame Camp.

Denn dass es durchaus besser gehen kann, verdeutlicht „Wife B**ter“, bei dem neben dem schicken Beat auch die Konstellation Lil Wayne/Tyga/Mack Maine/Jae Millz sehr gut gefällt und einen ersten bleibenden Eindruck hinterlässt. Dieser wird gestärkt durch das interessante „New S***“, das vom Titel her zwar nicht wirklich viel verspricht, aber gut ins Ohr geht und sich so hervorhebt. Die ersten Worte einer Frau fallen dann auf „Play In My Band“ auf welchem sich Shanell die Ehre gibt und mit Lil Wayne den besten Track des Albums vom Stapel lässt. Ein rockig angehauchter Beat, der derart gut gefällt, dass selbst das gekrächzte von Herrn Carter klar geht und alles ist gut.

Unterhaltsam auch das rotzige „She Is Gone“, das in keinster Weise etwas mit dem gefühlsbetonten Softie-Sound sitzen gelassener Jungs zutun hat, sondern viel mehr eiskalt mit der Verflossenen abrechnet, arrogant wie nichts Gutes natürlich. Dagegen klingt „Bedrock“ mit Lloyd genau so, wie die typische Single – leichtverdaulich und harmlos – und wurde folgerichtig als zweite Auskopplung auserwählt. Der fast schon obligatorischen Fehltritt bildet aber das unsägliche „Girl I Got You“, das von den beiden Junglingen Lil Twist und Lil Chuckee bestritten wird. Allenfalls wer ein Freund von nasalem Kinderraps ist, wird hier begeistert sein.

Im Wesentlichen ist „We Are Young Money“ in ähnlichen Gefilden anzusiedeln wie kürzlich besprochenes „Pricele$$“. Zwar gibt es hinsichtlich der Talente bei einigen der hier vertreten Künstlern klar mehr zu melden, thematisch wird aber ebenfalls
wenig Weltbewegendes geboren. Somit tappt man letztlich immer noch etwas unbeholfen im Dunkeln, hält aber immerhin den ein oder anderen brauchbaren Track in der Hand. Den Rest wird die nähere Zukunft zeigen. Durchschnitt.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Donnerstag, 4. Februar 2010

Birdman - Pricele$$




Dass Birdman nicht zu den ganz großen Talent im Rap gilt, ist ein offenes Geheimnis und dürfte ebenso bekannt sein wie die Tatsache, dass der gute Mann nicht gerade am Hungertuch nagen muss. Denkt man an die großen Geschäftsmänner im Business nach, kommt dennoch kaum ein Gedanke ohne ihn aus. Zu verdanken hat er das vor allem seinem Geschäftssinn, den unbestreitbaren Entertainer-Qualitäten und, wie das bei den meisten Erfolgsgeschichte so ist, dem Glück, einst am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Richtige getan zu haben. Die Tasche bis oben hin gefüllt mit Bares, die Diamantuhr nachgestellt und den Bugatti frisch gewaschen, gab es zum Jahresende 09 Album Nummer Vier auf den Tisch respektive, wenn wir uns schon in solch noblen Gefilden herumtreiben, ans Bett gebracht. Stilecht von einer bildschönen Latina, versteht sich.

Darauf enthalten sind dreizehn Tracks und wenig überraschende Feature-Parts vom Mann der Stunde Drake und Lil Wayne, ebenso wie Auftritte von T-Pain, Bun B und Kevin Rudolf. Diese präsentieren sich thematisch, wen wundert es, derart eintönig, dass man „Pricele$$“ ohne große Probleme auf das liebe Geld als einzige Inspirationsquelle für die lyrischen Ergüsse nennen kann. Wie erwähnt keine Erleuchtung vor dem Herrn, also wenden wir uns dem Ganzen noch genauer an und beleuchten auch den musikalischen Kontext der Tracks.

Was die Beats angeht, ist von vorne bis hinten fast ausnahmslos alles auf den Nerv der Zeit getrimmt und klingt wahlweise angenehm nach dem Süden der Staaten oder ideenlos kalkuliert. Immerhin sind so ein paar schöne Dinger entstanden, die rumsen, etwa das von Drumma Boy gezimmerte „Money To Blow“ samt Weezy und Drake oder der von Timbaland produzierte Titeltrack, der beattechnisch sicher mit einer Hook aufwartet, die die individuellen Geschmäcker auf die Probe stellt. Offenbar Programm, denn das direkt im Anschluss folgende „Bring It Back“ zeugt ebenfalls von einer reichlich mutigen Hook, die den Seiltanz zwischen peinlich und gelungen annimmt und sich dem Hörer stellt.

Konsequent gelungen möchte man „Money Machine“ auf die Reise in die Playlist schicken, wo vor allem das bürstende Instrumental großen Anteil daran hat und der, neben dem ohne jeden Zweifel erhabenen „Always Strapped Remix“ zum Schluss des Albums, vielleicht beste Track der Veranstaltung: „Shinin“ mit dem Auto-Tune-Original T-Pain. Abgesehen davon, dass dieser es eben immer noch am ehesten versteht das Plug-In zum Wohlwollen des Hörers zu nutzen, fährt der Beat gut ein, macht Spaß und T-Pain bekommt ein Plus als Produzent des Ganzen zugesprochen. Sehr nett.

Negativ fällt hingegen „Hustle“ auf, dem man selbst mit viel Toleranz nur ein leises ‚bäh‘ abgewinnen kann, sowie das unsägliche Etwas von einem Track namens „I Want It All“, mit dem sich Kevin Rudolf keinen Gefallen getan hat. Ob es daran liegt, dass man nach 11 vorausgegangenen Tracks leicht überstrapaziert heran tritt, ist nicht belegt. Fest steht aber, dass man so etwas nur äußerst ungern ein zweites oder gar drittes Mal auf sich niederregnen lässt.

Fasst man alles zusammen also ein berechenbares Album des Vogelmannes, der sich achtbar schlägt im immer wieder das Gleiche erzählen, so dass der ein oder andere unterhaltsame Song entstanden ist. Bei manchem Kollegen wäre es eine Katastrophe, bei Baby hingegen, wenn man so will, ein Markenzeichen. Und deshalb gastiert „Pricele$$“ im dicht besiedelten Land der Durchschnittlichkeit, was dem Bankkonto Birdmans sicher wenig anhaben dürfte. Denn der fährt weiter fleißig im Bugatti Veyron durch die Gegend. Hand drauf.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

Dienstag, 2. Februar 2010

67 Mob - Raising The Bar




Wenn über ein Debütalbum berichtet wird, dann hängt das zumeist entweder damit zusammen, dass der Künstler bereits auf regionaler und/oder überregionaler Ebene im Dunstkreis der großen Namen auf sich aufmerksam machen konnte und somit, im besten Falle, bereits ausreichend Talent bescheinigt. Oder aber es stecken etablierte Namen hinter dem Album, die dem Ganzen einen gewissen Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit sichern. „Raising The Bar“ ist in diesem Falle wohl eher zur letztgenannten Gattung zu zählen.

Denn auch wenn bei 67 Mob wohl kaum jemand die Hand heben wird, kann das Album der Jungs aus Brooklyn mit einer echten Überraschung auftrumpfen. Für die gesamte Produktion des Albums, immerhin 20 Anspielpunkte an der Zahl, zeichnete sich nämlich ein gewisser Bronze Nazareth verantwortlich, dem wohl jeder ambitionierte Rap-Hörer etwas sagen dürfte. Hinzu kommen zahlreiche Parts von namhaften Kollegen wie AZ, Sean Price oder Kool G Rap. Für nicht Wenige wohl der triftigste Grund, in das Album hinein zu hören.

Und der erste Eindruck fällt durchaus positiv aus. Ein verschrobener Beat gibt den Einstand und der 67 Mob präsentiert sich das erste Mal hinter dem Mic. Dort gibt der Mob, der hier aus den vier Jugendfreunden Chz, Lips, Grecaman & Sal Black besteht, eine flowtechnisch saubere Leistung ab, der man die Grundvoraussetzungen für angenehme Vortragsweisen nicht absprechen möchte. Hinzu kommt schon auf dem folgenden Titeltrack schön zur Geltung, wie sehr Gäste ein Album mit ihren Beiträgen aufwerten können. So möchte man sich auf Anhieb in Cutty Ranks Performance verlieben, verleiht sie der Vorstellung schon jetzt eine angenehm eigene Note.

Toll auch das gemeinsam mit Wu-Member Masta Killa eingespielte „Any Contender“, das herrlich raw über den Ladentisch wandert, während für Tracks wie der „Poison String Masquerade“ mit AZ oder „Fastlane“ die Streicher ausgepackt werden und dazwischen auch mal Großtaten wie „Chasin‘ The High“, das sich den Drogen widmet und mit einnehmendem Beat vorstellt. Hinsichtlich der Beats also eine sichere Bank, bei der der Hörer voll und ganz auf seine Kosten kommt.

Abstriche muss man dafür bei den vier Jungs machen. Wie erwähnt verstehen die Herren es zwar durchaus im Takt zu reimen, das alleine hievt sie jedoch noch lange nicht über den großen Pool des Durchschnitts hinweg. So darf man hier, angesichts der sonst sehr guten Töne, leise Kritik wahrnehmen, wenngleich der vom Schund leidlich satte Hörer ohne großen Tadel darüber hinwegblicken dürfte und sich dem ansonsten doch sehr gelungenen Material hingibt.