Donnerstag, 4. Februar 2010

Birdman - Pricele$$




Dass Birdman nicht zu den ganz großen Talent im Rap gilt, ist ein offenes Geheimnis und dürfte ebenso bekannt sein wie die Tatsache, dass der gute Mann nicht gerade am Hungertuch nagen muss. Denkt man an die großen Geschäftsmänner im Business nach, kommt dennoch kaum ein Gedanke ohne ihn aus. Zu verdanken hat er das vor allem seinem Geschäftssinn, den unbestreitbaren Entertainer-Qualitäten und, wie das bei den meisten Erfolgsgeschichte so ist, dem Glück, einst am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Richtige getan zu haben. Die Tasche bis oben hin gefüllt mit Bares, die Diamantuhr nachgestellt und den Bugatti frisch gewaschen, gab es zum Jahresende 09 Album Nummer Vier auf den Tisch respektive, wenn wir uns schon in solch noblen Gefilden herumtreiben, ans Bett gebracht. Stilecht von einer bildschönen Latina, versteht sich.

Darauf enthalten sind dreizehn Tracks und wenig überraschende Feature-Parts vom Mann der Stunde Drake und Lil Wayne, ebenso wie Auftritte von T-Pain, Bun B und Kevin Rudolf. Diese präsentieren sich thematisch, wen wundert es, derart eintönig, dass man „Pricele$$“ ohne große Probleme auf das liebe Geld als einzige Inspirationsquelle für die lyrischen Ergüsse nennen kann. Wie erwähnt keine Erleuchtung vor dem Herrn, also wenden wir uns dem Ganzen noch genauer an und beleuchten auch den musikalischen Kontext der Tracks.

Was die Beats angeht, ist von vorne bis hinten fast ausnahmslos alles auf den Nerv der Zeit getrimmt und klingt wahlweise angenehm nach dem Süden der Staaten oder ideenlos kalkuliert. Immerhin sind so ein paar schöne Dinger entstanden, die rumsen, etwa das von Drumma Boy gezimmerte „Money To Blow“ samt Weezy und Drake oder der von Timbaland produzierte Titeltrack, der beattechnisch sicher mit einer Hook aufwartet, die die individuellen Geschmäcker auf die Probe stellt. Offenbar Programm, denn das direkt im Anschluss folgende „Bring It Back“ zeugt ebenfalls von einer reichlich mutigen Hook, die den Seiltanz zwischen peinlich und gelungen annimmt und sich dem Hörer stellt.

Konsequent gelungen möchte man „Money Machine“ auf die Reise in die Playlist schicken, wo vor allem das bürstende Instrumental großen Anteil daran hat und der, neben dem ohne jeden Zweifel erhabenen „Always Strapped Remix“ zum Schluss des Albums, vielleicht beste Track der Veranstaltung: „Shinin“ mit dem Auto-Tune-Original T-Pain. Abgesehen davon, dass dieser es eben immer noch am ehesten versteht das Plug-In zum Wohlwollen des Hörers zu nutzen, fährt der Beat gut ein, macht Spaß und T-Pain bekommt ein Plus als Produzent des Ganzen zugesprochen. Sehr nett.

Negativ fällt hingegen „Hustle“ auf, dem man selbst mit viel Toleranz nur ein leises ‚bäh‘ abgewinnen kann, sowie das unsägliche Etwas von einem Track namens „I Want It All“, mit dem sich Kevin Rudolf keinen Gefallen getan hat. Ob es daran liegt, dass man nach 11 vorausgegangenen Tracks leicht überstrapaziert heran tritt, ist nicht belegt. Fest steht aber, dass man so etwas nur äußerst ungern ein zweites oder gar drittes Mal auf sich niederregnen lässt.

Fasst man alles zusammen also ein berechenbares Album des Vogelmannes, der sich achtbar schlägt im immer wieder das Gleiche erzählen, so dass der ein oder andere unterhaltsame Song entstanden ist. Bei manchem Kollegen wäre es eine Katastrophe, bei Baby hingegen, wenn man so will, ein Markenzeichen. Und deshalb gastiert „Pricele$$“ im dicht besiedelten Land der Durchschnittlichkeit, was dem Bankkonto Birdmans sicher wenig anhaben dürfte. Denn der fährt weiter fleißig im Bugatti Veyron durch die Gegend. Hand drauf.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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