Sonntag, 14. März 2010

Im Interview: Inflabluntahz




Vor kurzem konnte man an hiesiger Stelle vom neuen Album der Inflabluntahz, genannt "Segen & Fluch", lesen, welches durchweg Lob einheimsen konnte. Wohlklingende Instrumentale und die textlich festgehaltenen Gedanken und Impressionen, das war die zündende Basis, auf die gesetzt wurde. 'Resurrection of Rap' sprach nun mit Franksta (MC / DJ),einer Hälfte des Duos, über Erwartungshaltung, Fan-Sein und innere Konflikte.

Das Album heißt „Segen & Fluch“, ein Titel, in den man viel hineininterpretieren kann und der auf so vieles im Leben zutrifft. Wie sieht eure Definition des Titels aus? Was wolltet ihr damit zum Ausdruck bringen?

Franksta': Der Titel „Segen und Fluch“ hat vor allem etwas mit dem inneren Konflikt zu tun, den nachdenklichere Menschen täglich mit sich austragen müssen. Der Segen ist dabei einfach, etwas sensibler und feinfühliger zu sein und den Fluch den es mit mit sich bringt, nämlich genau dadurch verletzbarer in der heutigen Gesellschaft zu scheinen. Ich verwende dabei gerne den Begriff HSP (Highly Sensitive Person), da eine Randgruppe von Menschen sich in dieser Art wiederfindet. Es ist also ein Segen vieles bewusster wahrnehmen zu können und ein Fluch zugleich, dass man sich über zu viele Sachen unnötig Gedanken macht.


Euer Album erscheint als umfangreiches Zwei-CD-Set mit insgesamt 40 Anspielpunkten. War dies so von Anfang an geplant? Und was bewog euch dazu, zum eigentlichen Album noch etwas dazu zu legen?

Franksta': Es war nicht von Anfang an geplant, aber wir haben uns dafür entschieden den Leuten etwas mehr zu bieten. Es hat sich durch die vielen Tracks, die sich in den letzten Jahren angesammelt, haben einfach angeboten daraus eine Doppeldisc in einem DigiPack zu formen. Mit Ill-luzion, einem sehr guten Freund von uns, der auch ein RubinMusic-Künstler ist, hatten wir irgendwann in den letzten drei Jahren die Idee eine EP mit dem Titel „Influzion“ zu veröffentlichen. Der zweite Teil der Bonus Disc besteht aus diversen Feature und Exclusive Tracks, die zum Teil auf anderen Alben vertreten oder halt nur irgendwo im Netz zu finden sind. Wir dachten es wäre eine gute Sache, eine Art „Retrospektive“.


Das Album erscheint über Rubin Music, einem Label, das dank Nazz N Tide, aber auch B.E. einen sehr guten Ruf genießt. Empfandet ihr während der Arbeit an den Liedern eine besondere Form von Druck hinsichtlich der mitunter hohen Erwartungshaltung der Hörerschaft?

Franksta': In erster Linie ist eher die Erwartung an uns selber gewachsen. Wir haben uns seit dem letzten Album „Director's Cut“ natürlich versucht zu steigern wo es nur geht und in meinen Augen haben wir das definitiv auch geschafft. Es gibt dabei keinen wirklichen Druck, da wir alle im Grunde den gleichen Film fahren. Aus diesem Grund wissen die Hörer meist schon was sie erwartet wenn ein Release aus dem Hause RubinMusic kommt.


Es finden sich zahlreiche melancholische Stücke auf dem Album wieder, gipfelnd in den beiden Stücken „Lass Uns Reden“ und „Abschied“. Erzählt ihr dabei von euren eigenen Erfahrungen oder woher bezieht ihr eure Inspiration?

Franksta': Das sind vor allem eigene Erfahrungen, die ich in den Songs niedergeschrieben habe. Manchmal bezieht man seine Inspiration auch einfach aus einem Konzept oder einer Idee für einen Song aber bei den meisten Songs schreibe ich auch nur genau das auf, was mir gerade selber auf der Seele brennt.


Gibt es Stücke auf dem Album, die euch besonders wichtig sind, die auf einen besonderen Hintergrund, eine bewegte Geschichte, zurückzuführen sind?


Franksta': Vor allem würde mir an dieser Stelle der Track „Fall Asleep“ einfallen, in dem ich sehr stark auf das Thema HSP eingehe. Der Track liegt mir persönlich wirklich sehr am Herzen und ich spreche darin den Ill-luzion an, mit dem ich mir schon die eine oder andere Nacht mit solchen Gesprächen um die Ohren geschlagen habe. Ich hab den Song bzw. die Aufnahme auch nicht nochmal verändert bzw. neu eingerappt wie ich es bei vielen anderen Tracks getan habe, weil diese Stimmung und diese Gefühle darin einfach so unglaublich ehrlich sind.


Wieso habt ihr euch gerade für „Legenden“ als Single entschieden?

Franksta': Legenden war einfach mal was komplett anderes, wenn ich mir so die Singles von anderen Rappern angucke. Entweder sie veröffentlichen einen traurig-nachdenklichen Track oder halt einen straighten Representer. „Legenden“ ist einfach sehr metaphernreich, eine Art Geschichte die man sich am Lagerfeuer erzählen könnte. Der Song ist vor allem sehr düster und stimmig gehalten, so haben wir ihn dann auch im recht untypischen Video umgesetzt. Ich feier den Track auch noch bis heute und habe ihn noch nicht wirklich tot gehört, was bei mir auch eher eine Seltenheit bei den eigenen Produktionen und Texten ist. Ich denke sowas wie „Legenden“ hört man einfach unglaublich selten in der heutigen Rap-Szene und ich bin absolut zufrieden mit unserer Wahl, auch wenn es jetzt sicher kein Song wäre den die Leute sich in einem Club wünschen würden (lacht).


Ihr seid Künstler im Musikbusiness. Bleibt dabei immer noch genügend Zeit, um selbst Fan zu bleiben von anderen Künstlern?


Franksta': Natürlich, also Fan von guter Musik bleibt man ja immer. Zugegeben, ich hatte während der ganzen End-Produktionsphase nicht wirklich Zeit mich ausgiebig darum zu kümmern welcher Künstler jetzt ein Album released aber ich höre gerne Rap und feier die Künstler. Von daher sehe ich es als selbstverständlich anderen Musikern den Respekt entgegenzubringen, den sie auch verdienen.


Deutscher Rap genießt ja allgemeinhin einen bescheidenen Ruf, der darauf zurückzuführen ist, dass dieser meist, zu Unrecht, auf Gangster-Getue und unsittliches Verhalten reduziert wird. Wie seht ihr, als aktiver Teil der deutschen Rap-Szenerie, den gegenwärtigen Status?

Franksta': Ich kann auf jeden Fall sehr gut nachempfinden, dass Deutscher Rap mit diesem schlechten Ruf zu kämpfen hat weil es für die Hörerschaft meist nur das gleiche Strassenrap-Ding ist, was sie von allen Seiten zu hören bekommen. Aber auch die Künstler selbst sind es leid in Schubladen gesteckt zu werden. Ich kann es daher absolut verstehen, dass viele Menschen sich inzwischen von Rap abwenden und nach anderer Musik suchen, die nicht so Frauenfeindlich ist und dem Goldkettchenfetischismus verfällt. Es demotiviert einen, hindert aber nicht daran weiter Musik zu machen.


Wie zufrieden seid ihr mit „Segen & Fluch“? Gäbe es nur wenig Worte, um das Album zu beschrieben, wie würdet ihr es umschreiben?


Franksta': Ich bin mit dem Album mehr als zufrieden weil jeder Song seine ganz eigene Geschichte erzählt. Man hört wie gesagt auch eine ganz starke Entwicklung zu dem Vorgänger „Director's Cut“ raus und somit haben wir die eigenen Ansprüche definitiv gemeistert. Mit wenigen Worten würde ich „Segen und Fluch“ beschreiben mit: ehrlich, hungrig, sehr straight und dabei dennoch nachdenklich und selbstreflektierend.


Gibt es denn in euren Augen noch etwas, dass ihr bei einem weiteren Release noch verbessern könntet / möchtet?

Franksta': Vom Sound her versucht man sich natürlich immer weiterzuentwickeln, bei den Beats genauso wie bei den Aufnahmen. Die Richtung wird wohl die gleiche bleiben, denn ich kann mir nicht besonders gut vorstellen dass ich auf einmal anfange lustige Tracks zu machen. Das aktuelle Album entspricht auf jeden Fall genau dem heutigen Stand unserer Entwicklung und was danach kommt wird wahrscheinlich einfach noch ausgereifter sein. Bei „Segen und Fluch“ würde ich im Nachhinein nichts verändern und wir warten einfach mal ab wie es mit den kommenden Projekten weitergeht bzw. was sich da verändert.


3 Rapper, mit denen ihr gerne einmal zusammenarbeiten würdet?


Franksta': Einfach mal in kurzgehaltenen Stichworten: Tone, Soprano und Curse. Das sind alles drei Bomben Künstler und vor allem hat jeder von ihnen seine ganz eigene Richtung, seinen eigenen Stil.


Vielen Dank für das Interview und wie immer gehen die letzen Worte an euch.


Franksta': Wir bedanken uns natürlich ebenso für dieses schöne Interview und wir freuen uns jetzt erstmal auf das Release von „Segen und Fluch“. Großen Dank auch vor allem an die Leute, die uns so großes Feedback dazu dalassen und ich hoffe, dass das Album gut ankommt. In diesem Sinne... ONE LAV, RubinMusic! Peace

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