Mittwoch, 31. März 2010

Inflabluntahz - Director's Cut




Vor kurzem veröffentlichten die Inflabluntahz aka Nicoist und Franksta ihr neuestes Album „Segen & Fluch“, ein beachtliches weil ehrliches und durchweg gut gemachtes Stück Deutschrap, wie man ihn nicht mehr allzu oft auf die Ohren bekommt. Grund genug ein wenig in die jüngere Vergangenheit zurückzugehen, ins Jahr 2007, als mit „Director’s Cut“ der Vorgänger veröffentlich wurde. In wie weit hat sich die Welt der Inflabluntahz in dieser Zeit also verändert? Gab es eine musikalische Weiterentwicklung? Wo liegen die Gemeinsamkeiten? Fragen, die mit den folgenden Sätzen beantwortet werden und Aufschluss über einen weiteren Teil der Discographie des Duos gibt.

Beginnen wir bei den wesentlichen Gemeinsamkeiten des Albums. Mit 22 Tracks bietet auch „Director’s Cut“ reichlich Futter für von inhaltlicher Leere geplagte Hörer und bietet viel fürs Geld. Erneut erlesen auch die Auswahl der Gäste, die man zum Teil auch auf „Segen & Fluch“ zu hören bekommt: Dortmunds Denker Donato, der Wuppertaler Sinuhe, Mannheims Gedächtnis Mnemonic, die heutigen Lable-Kollegen Nazz N Tide, Charakterstimme Lunafrow, Jintanino und mehr.

Weitere Gemeinsamkeit: Franksta. Zwar nimmt man eine klare Weiterentwicklung im Stile des Reimebringens wahr, aber das alles klang schon damals richtig gut und ließ die ebenfalls von inhaltlicher Seite nur zum Lob hinreißenden Texte im richtigen Licht scheinen. Da gerät der spontane Hörgenuss schnell zur Gedankenreise quer durch die Überlegungen und Wahrnehmungen eines Mannes, der sein Umfeld deutlich, klar und äußerst intensiv wahrnimmt. Entsprechend wurden auch auf „Director’s Cut“, wie bei „Segen & Fluch“, die meisten Lyrics im Booklet abgedruckt, welche natürlich auch zum munteren Lesen geeignet sind.

Grundlegende Veränderungen seit 2007 nimmt man kaum wahr. Wie erwähnt, kann man den Inflabluntahz eine künstlerische Weiterentwicklung nicht absprechen, womit nur noch einmal das erfolgreiche Ergebnis in Form von „Segen & Fluch“ hervorgehoben werden soll. Dennoch erkennt man, dass das Grundgerüst sich kaum verändert hat. Herrliche Beats, oftmals ordentlich melancholisch, als perfekte Unterlage für Frankstas feine, in Reimen verpackte, Emotionen, die dessen “ungeschnittene Seele“ zum Vorschein bringen.

So fährt ein vom detailverliebten Beat getragenes „Kein Thema“ mit Donato auch 2010 noch sauber ein, ohne anzuecken und „Wahrscheinlich Das Beste“ ist wahrscheinlich neben Curse‘ „Viel Leichter“ einer der besten Stücke, die das Thema Liebe ansprechend unkitschig abhandeln und sowohl zart besaitete Damen anspricht, wie auch die nachdenkliche Front der Herren. Dazu die hochkarätigen Features von Lunafrow und Mnemonic auf „Die Nacht Ist Uns“ und natürlich Nazz N Tide, mit denen Franksta „Die Meinen“ einspielte. Stimmungstechnischer Höhepunkt ist aber neben dem zweiteiler „King Size / Director’s Cut“, bei dem vor allem der zweite, titelgebende, Part brennt (auch dank verlesener Streicher), und dem persönlichen „Krisen Und Perspektiven“, das dramatische „4 Minuten“ .

Kurzum ist „Director’s Cut“ ein Paradies für all jene, die tiefsinnige Texte lieben und die Welt nicht nur aus oberflächlich eingestellter Perspektive betrachten wollen und sollte auch für die, die erst durch „Segen & Fluch“ auf Nicoist und Franksta aufmerksam geworden sind, ganz oben auf der nächsten Einkaufsliste stehen – schon allein um die Entwicklung des Duos vollends nachvollziehen zu können. Möchte man etwas Negatives sagen, dann allenfalls, dass „Einfach Musik“ nur ein Interlude ist, das man aber derart gelungen in Szene gesetzt wird, dass man gerne mehr davon hören möchte.

1 Kommentar:

  1. Großartiges Album, genauso wie das kürzlich erschienende "Fluch und Segen". Bin echt froh, damals in Düsseldorf durch einen "Director's Cut"-Aufkleber an einer Bushaltestelle auf Inflabluntahz aufmerksam geworden zu sein.

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