Sonntag, 8. August 2010

Necro - Die!




Einen Künstler wie Necro noch groß vorzustellen, würde wohl nicht allzu viel Sinn ergeben. Sein Debüt "I Need Drugs" liegt bereits ganze 10 Jahre zurück, weitere fünf Langspieler folgten und mit "Die!" erscheint nun bereits das sechste Album. Ganz nebenbei erschuff Necro in dieser Zeit die Form des 'Death Rap' und schuff eine eigene Nische im großen Rap-Dschungel. Folglich kennt man Necro. Wahlweise als unfassbar kompromisslosen und sich selbst treuen Sensenmann des Rap, der mit ordentlich schwarzem Humor, expliziten Gewaltfantasien und einem Hang zur Pornographie seit jeher sein eigenes Süppchen kocht. Oder als stupiden, um Aufmerksamkeit winselnder Verrückter mit ernsten psychischen Problemen, der seit Tag eins stets nur im Kreise rennt.

Während Letztere gar nicht weiterzulesen brauchen, sofern sie nicht eh schon beim Anblick der Rezension das Weite suchten, freuen sich Erstgenannte diebisch auf das erste Album seit geschlagenen drei Jahren. "Die!" ist bereits im Titel äußerst direkt, das Cover in typischer Necro-Tradition gehalten und die Titel, im Gegensatz zu "Death Rap", inzwischen wieder mehr Rap als alles andere. Am Inhalt der Titel hat sich dabei jedoch nichts geändert. Gewalt in allen erdenklichen Variationen, Krieg, der Tod als solches und natürlich auch alles rund ums horizontale Gewerbe bestimmen die textliche Richtung.

Klingt bestens bekannt, erzeugt aber beim Hören dennoch keine Spur von Langeweile. Wenn sich Necro etwa als "Thugcore Cowboy" auf einem Scott Walker-Sample präentiert, ist das mitunter unterhaltsamer als vieles, was man auf seinem letzten Werk zu Ohren bekam. Auch das wunderbar melodisch bis beschwingte "Set It" macht Spaß und überzeugt bereits während des ersten Hörgangs, so dass nach acht der insgesamt siebzehn Stücke ein überwiegend positiver Eindruck entsteht.

Zwar findet sich etwa mit "Hey No" auch der ein oder andere nicht ganz so markante Track wieder, der im kampf um die Rotationsanteile lediglich Außenseiterchancen besitzt. Eine von seichter Akkustikgitarre getragene "Asshole Anthem" macht dafür aber wieder alles wet, ehe im Anschluss mit "Viva Necro" zwar ein wenig innovatives, aber ungemein gut funktionierendes Loblied, eine Hymne, an sich selbst angestimmt wird. Den große Knall sparte sich der gute Mann dennoch für den Schluss auf, wenn mit "The Human Traffic King" fragwürdige zur Diskussion anregende Ansichten vom Stapel gelassen werden, wie man sie nur von Necro erwarten konnte.

In jedem Falle ist "Die!" eine überaus gelungene Sache geworden, die Necros Reputation nur zu gute kommen dürfte und neben treuen Fans auch den ein oder anderen Neuling erfreuen dürfte. Immer unter der Voraussetzung, man lässt sich von der direkten, tabulosen Gangart des in Brooklyn beheimtaten Necro nicht abschrecken. Denn vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet, ist "Die!" wieder ein Schritt in die richtige Richtung, an die künftig gerne weiter angeknüpft werden kann.

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