Sonntag, 12. September 2010

Rick Ross - Teflon Don




Da ist er wieder, der bestens bekannte Bartträger und Maybach-Sympathisant, der allem Anschein nach nicht nur beim Pulver verticken mit absolutem Ehrgeiz bei der Sache ist und so auch musikalisch in schöner Regelmäßigkeit seine Alben auf den Markt befördert. Sowie letztlich auch immer wieder im Rampenlicht steht, egal ob einer verbalen Auseinandersetzung mit Kollegen oder die groß aufgetragene Diskussion über das Dealer-Image. Uns soll es egal sein, am Ende des Tages zählt nur das was auf den Tisch kommt und im vorliegenden Falle handelt es sich um „Teflon Don“ und die darauf enthaltenen 11 Stücke plus einer ordentlichen Anzahl namhafter Gastspieler. Kleine Börtchen werden jedenfalls anderswo gebacken, hier geht man aufs Ganze.

„Teflon Don“ lässt sich dabei wohl am Besten als groß angelegter Blockbuster beschreiben, für den keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um den Besucher in den Kinosaal zu locken. Ein charismatischer Hauptdarsteller in Form von „The Boss Ricky Rozay“ (steht so allen Ernstes unter ‘Executive Producer’). Dazu eine Horde namhafter Nebendarsteller, u. a. Kanye West, Diddy, Jay-Z und Drake. Sowie jede Menge Effekte, hier die Instrumentale, zusammengeschustert von J.U.S.T.I.C.E. League, No I.D., Kanye und weiteren Mitwirkenden, die ihr Handwerk in der Regel durchaus verstehen und in der Lage sind, der wuchtigen Masse vom Bratpfannen Hausherren die passende Unterlage zu liefern.

Und wie das bei Blockbustern meist so üblich ist, fällt das Ergebnis zwar optisch beeindruckend aus, enttäuscht aber bei aller Euphorie für das Gesehene auf der inhaltlichen Ebene, indem auf 08/15-Stories zurückgegriffen wird, die allein der Rick Ross-Jünger im Laufe der vorherigen drei Alben oft genug gehört haben durfte. Während man die thematische Pionierarbeit also anderen überlässt, macht es sich Ricky lieber wieder im Maybach gemütlich und lädt sich hierzu noch T.I., Jadakiss und Erykah Badu ein - ein Glück, dass so einem 6-Meter-Schlachtschiff genügend Platz im Innenraum bietet. Das Ganze ist dann die konsequente Fortführung des Breitbild-Rap, der mittlerweile zu Rick Ross’ Aushängeschild geworden sein dürfte.Da passt auch eine Kollabo mit einem weiteren übergroßen Ego perfekt ins Bild, der Teddybär-Bewunderer Mr. West höchstpersönlich. „Life Fast, Die Young“ könnte dabei kaum treffender für die beiden stehen, die stets mehr den Drang des Gasgebens verspüren, als die Bremse zu ziehen.

Bei allem musikalischen Größenwahn werden zwischendurch jedoch auch vergleichsweise ruhigere Töne angeschlagen. Etwa wenn Shawn Carter das Gebäude betritt und gemeinsam „Free Mason“ performt wird oder mit Cee-Lo das pathetisch betitelte „Tears Of Joy“ realisiert wird. Gerade diese Tracks gefallen durch ihren Hauch von Abwechslung, ohne dass man Stücken wie „MC Hammer“ mit Gucci Mane oder aber „Aston Martin Music“ mit Chrisette Michele und Drake etwas absprechen möchte. Besonders letztgenannter Track überzeugt unterm Strich sogar mehr als die weiter oben erwähnte, dritte Kutschfahrt im Maybach. Und nach gerade einmal 11 Stücken ist die Party dann auch schon wieder vorbei.

Ein Album wie „Teflon Don“ zu bewerten fällt schwer. Vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet ist es ein lahmer Hut, dessen elf Titel nicht nur auf eine kurze Spieldauer schließen lassen, sondern vor allem auch auf die Tatsache, dass dem guten Mann die Themen ausgehen bzw. neue Varianten um Altes wiederzuverwerten. Und auch die Tatsache, dass gerade einmal ein einziger (!) Song ohne Gastspiel auskommt (der Opener „I’m Not A Star“), erweckt bisweilen mehr den Eindruck eines Samplers denn eines waschechten Soloalbums. Bezugnehmend auf den Unterhaltungsgrad jedoch entpuppt sich auch „Teflon Don“ als kurzweilige, große Show, die nur wenige ebenso epochal inszenieren können.
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Diese Rezension wurde ebenfalls veröffentlicht auf HipHopHolic.de

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