Sonntag, 27. März 2011

Kitty Kat - Pink Mafia




Der Weg ins Rampenlicht ist für die meisten Künstler beschwerlich, lang und oftmals nicht begehbar. Nur wenige schaffen es bis an die Spitze und genießen bundesweite Aufmerksamkeit. Zwischendurch gibt es dann aber auch ganz besondere Erfolgsgeschichten wie die von Kitty Kat. Quasi über Nacht, so hatte man das Gefühl, war sie da, diese sexy Stimme, die in Reimen schmutzige Sachen ins Mic flüstert bzw. rappt. Sie war die große Unbekannte im Roster der einstigen Großmacht Aggro Berlin und ist bis heute eine der meist beachteten Frauen im deutschen Sprechgesangsmilieu. Nach ihrem Debüt „MIYO“ ist „Pink Mafia“ nun ihr zweites Debütalbum und wie sich beim Hören herausstellen wird, hat sich seit ihrem ersten Album so manches getan.

Offensichtlich wird dies schon nach wenigen Augenblicken, wenn man feststellen muss, dass es die Kitty Kat, wie sie viele im Gedächtnis haben werden – als dominantes Alphaweibchen – in dieser Form nicht mehr gibt. Die Stimme hat sich nicht verändert, doch das, wofür ihr Name früher stand, ist heute kaum mehr als eine ihrer Rollen. Soll heißen, dass sie stellenweise noch immer verrucht und anzüglich daherkommt, allerdings auf eine augenzwinkernde, spielerische Art. Hinzugekommen sind dagegen neue, tiefer blickende Facetten, die auf eine künstlerische Weiterentwicklung und Reife schließen lassen, was man als Zuhörer zunächst einmal durchaus begrüßend aufnehmen sollte.

„Fliegen Üben“ ist so alles andere als ein 08/15-Rapsong. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen durchaus als gelungen zu bezeichnenden Stilmix aus Electro und Rapmusik, der auf instrumentaler Seite sofort überzeugt und lediglich in der Hook zu Beginn gewöhnungsbedürftig scheint. Dafür aber mit einem rasantem Megaloh wieder haufenweise Pluspunkte sammelt. Böse Zungen werde schon hier kritisch von einer verwaschenen Popversion des eigentlichen Rap sprechen und hört man sich „Endgeil“ an, darf man in der Tat von einem Schuss Mainstream sprechen, der hier jedoch durchaus gewollt ist. Produziert hat das Album zum überwiegenden Teil nämlich Kraans de Lutin, welcher wiederum bereits für Culcha Candela oder Nena gearbeitet hat.

Interessant ist die Abwechslung, die Kitty Kat während der Spielzeit mit einbringt. Auf ein „D.I.V.A.“ folgt die Lehre vom Leben im Heute („Jetzt“). Wiederum darauf eine weibliche Version von Chucky („Mörderpuppe“) und ein Gute-Laune-Lied namens „Boogie“. Immer angenehm poppig auf die Stimmung der Texte abgestimmt, finden sich dann gar Edit-Rapper Chefket als Featuregast wieder. Gemeinsam hallt es durch die Gehörgänge „Jag Ihn Hoch“, während munter House of Pain adaptiert wird. Vielleicht nichts für Freunde der gepflegten Nostalgie, sollte man sich bei aller Objektivität eingestehen, dass das am Ende verdammt unterhaltsam ist.

„Was Wäre Wenn“ behandelt die (verflossene) Liebe und die Frage, die sich wohl schon jeder einmal gestellt hat, ohne ins Tal der tiefsten Tränen abzudriften und „Hey Madame“ ist dann gar ein Weckruf an zahllose junge Frauen, die bei allem Spaß am Leben das Erwachsenwerden vernachlässigen. Der aber wohl intensivste Moment des Albums ist „Verzeih Mir“. Hier nimmt Kitty Kat Bezug auf ihr ungeborenes, abgetriebenes Kind und schafft es dabei, den Hörer tief im inneren zu berühren. Dies sind Songs, die einen zu dem Schluss kommen lassen, dass es kein Fehler war, sich diesem Album anzunehmen. Eine Erkenntnis, die bei manchem Album komplett ausbleibt.

„Pink Mafia“ ist vom Sound betrachtet urbane Popmusik, wie es so schön heißt. Etwas Rap hier, eine Portion Electro und RnB (an dieser Stelle eine kurze Erwähnung des Xavier Naidoo-Features) plus gut ins Ohr gehende Melodien. Was mit etwas handwerklicher Konsequenz zu einem allemal leicht überdurchschnittlichem Werk führt, gewinnt jedoch vor allem Dank Kitty Kat selbst. Diese tat gut daran, ihr eigentliches Wesen mehr mit einzubauen und mehr Facetten von sich preiszugeben. So entstanden 16 abwechslungsreiche Stücke, die gemeinsam ein sehr gutes Album ergeben, das so manchen positiv überraschen dürfte.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf HipHopHolic.de

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