Dienstag, 17. April 2012

Doppel-U - U-Quadrat (Review)



Es gibt Rapper, die muss man einfach mögen, ob man ihre Musik nun feiert oder nicht. Doppel-U etwa, ein aus Jena stammendes Multitalent, das sich seit Jahren für Rap-Musik als Kulturgut stark macht und als einer von wenigen das Potential von Rap nicht nur erkennt, sondern auch nutzt. Etwa, wenn er Schülern und Studenten mit Hilfe von Rap anspruchsvolle Dichtkunst von Goethe und Schiller näher bringt und fleißig Workshops gibt. Kurz gesagt; Doppel-U entspricht so gar nicht dem klischeebefleckten Bild eines Rappers, sondern macht vor, wie es auch gehen kann — gebildet, bescheiden, sozial und bodenständig. Nun erschien mit „U-Quadrat“ ein siebzehn Stücke umfassendes Album mit klassisch geschriebenen Texten.

Dabei muss man zunächst einmal die Aufmachung loben. Ein schickes Digipack als Verpackung kommt immer gut an, besonders dann, wenn man mit dem eigentlichen Künstler (noch) nicht so viel anfangen kann. Die Musik selbst ist ebenfalls nicht ohne. Doppel-U scheint sein Handwerk als Rapper durchaus zu verstehen und wirkt im Umgang mit den Worten routinierter als manch anderer, namhafterer Kollege und verfügt darüber hinaus über eine angenehme, helle Stimme, die auch nach längerem Hören nicht unangenehm auffällt oder gar zu nerven beginnt. Zwei dicke Pluspunkte also für den Mann, der es bis ins Guinessbuch der Rekorde geschafft hat, indem er mit über 7.500 Mitmenschen „An die Freude“ von Schiller rappte.

Tatsächlich kann man Stücken wie dem dramatisch untermalten „W!“, dem träumerischen „Engel“ oder dem etwas befremdlich klingenden „Flash ‘n deckend“ einiges abgewinnen. Auch mangelt es Doppel-U nicht an Themen, wenn er etwa die seelenverschlingende Großstadt als „das Monster“ schimpft oder auf „Schicksalsschläge“ von selbigen berichtet. Das alles ist gut gemachte Rapmusik, die unaufdringlich und fast schon handzahm den Hörer erreicht. Und hier beginnt das große Problem vom „U-Quadrat“, das recht überschaubare Tempo, gepaart mit guten, aber wenig herausragenden Stücken. Mit böser Zunge gesprochen: Musik, die — allen textlichen Bemühungen zum Trotz, eher zur entspannten Hintergrundbeschallung dienlich scheint, denn zur abendfüllenden Unterhaltung.

Hier und da versucht Doppel-U aus dem Kreis der besinnlichen Klänge auszubrechen, wenn er etwa für „Eigener Wille“ die rockigere Seite einschlägt. Scheitert dann jedoch an einer verkorksten Hook gepaart mit der Einsicht, dass sich der dichtende Denker auf ruhigerer Schiene schlicht besser macht. Man erkennt; ein Teufelskreis, der sich nur durchbrechen lässt, wenn auf interessantere Beats zurückgegriffen wird, die zumindest für etwas mehr Pepp sorgen dürften, als die hier versammelten, okayen Produktionen.

Unterm Strich kann man „U-Quadrat“ im durchschnittlichen Terrain einordnen. Ein Reinhören tut zwar nicht weh, aber wirklich viel hängen bleibt leider auch nicht. Dafür zeigt sich über die Spielzeit das eigentliche Potential von Doppel-U, der – zwingendere Instrumentals und fähigere Gastbeiträge vorausgesetzt – durchaus das Zeug dazu hat, mit künftigen Veröffentlichungen dann wirklich positiv zu überraschen. Fürs Erste bleibt dies jedoch Wunschdenken und vorliegendes Album eine kurzweilige, harmlose Angelegenheit, die noch Luft nach oben lässt.




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Diese Rezension ist ebenfalls zu finden auf der Online-Präsenz der Backspin

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