Mittwoch, 13. Juni 2012

Ercandize - Uppercut (Review)



Wie kann man eine an sich recht konsumschwache Hörerschaft dieser Tage noch dazu bewegen, sich ein Album zu kaufen? Entweder man entscheidet sich für ein konsequent durchdachtes Konzeptalbum, man setzt auf allerhand namhafte Features oder man limitiert das ganze mehr oder weniger streng. Für Letzteres entschied sich Ercandize, der für sein ‘Comeback’ eine Limited Edition anbietet, die diesen Titel auch zu recht trägt und auf 1000 Exemplare beschränkt ist, während musikalisch bewusst die einfache Schiene gefahren wird, getreu dem Motto ‘in your face’. Zusätzlich zu den elf Stücken, die „Uppercut“ im Wesentlichen ausmachen, enthält die Limited Edition ein auf der Bonus-CD geparktes Mixtape, ein Booklet mit sämtlichen Texten sowie einem T-Shirt. Nicht gänzlich neu, dennoch eine schöne Sache, die jedoch nicht über die überschaubare Spielzeit der eigentlichen CD hinwegtäuschen mag, die mit Amar und Kool Savas lediglich zwei Gastauftritte beherbergt.
Geradlinig wie der Jab eines Boxers kommt Ercandize auf opulenten Instrumentalen daher und verteilt lyrische Schläge gegen alles und jeden. Kein thematischer Tiefgang, keine detaillierte Gesellschaftskritik. Stattdessen gibt es Battle-Tracks und direkte Hiebe ins Gesicht, ohne Umschückung und Verzierung, roh und ungeschnitten. Dass dabei keine Langeweile aufkommt, ist den durchweg sehr satten und energischen Soundgerüsten (u.a. von Monroe und den Beathoavenz) zu verdanken, als auch Ercs beeindruckenden Fähigkeiten in Puncto Technik und Flow. Es hat schon etwas eindrucksvolles, wenn Line für Line fast schon mühelos aneinander reimt wird und selbst mit dem stets großartig agierenden Kool Savas mitgehalten werden kann. „Uppercut“ ist bei bestem Willen kein Werk für die Ewigkeit, aber ein in seiner Machart angenehm simples, funktionierendes Stück Musik und ein konsequent qualitativ ansprechender Neustart für den „Ivan Drago des Raps“.
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Diese Rezension erschien ebenfalls auf BackSpin-Media.de

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