Montag, 2. September 2013

Jai spricht: Der Laden & das Leid

Wenn Opa von seiner Kindheit erzählt und was sich seither alles verändert hat, dann schmunzelt man. Und doch ertappt man sich selbst immer wieder dabei, wie man, obwohl vom Rentenalter noch Dekaden entfernt, ähnliche Gedanken produziert. Mir ging es erst kürzlich so, beim Besuch des örtlichen Multimedia-Marktes, wo ich seit langem mal wieder die CD-Abteilung aufsuchte und Erschreckendes feststellen musste.

Beim Anblick der äußerst happigen CD-Auswahl kamen mir fast schon die Tränen. Wild durcheinander, ohne Struktur und in der Anzahl nicht einmal die Hälfte meiner Sammlung, was schon etwas heißen mag. Reduziert man nun noch alles auf Rap, kommt man auf eine Hand voll CDs, die dann auch noch horrend teuer sind. Mir sind zwei Alben aufgefallen, die sich prinzipiell gut in meiner Sammlung machen würden. Aber 18,99 € für ein Album? Natürlich, ist ja schließlich die Premium/Deluxe/Limited Edition. Klar, der Preis muss etwas höher liegen als bei einer weniger umfangreichen Standard-Edition, doch bald 20 Euro ist definitiv zu viel. Noch schlimmer sind nur die derzeit modischen Fan-Boxen mit T-Shirt in S/M, Autogrammkarte und jedweden sonstigen Stuss, den man braucht oder auch nicht und für den man offenbar gerne schnell das doppelte einer normalen CD bezahlt.

Ich verstehe nur allzu gut, dass die Auswahl geschrumpft ist, CDs nur noch sehr sporadisch im Laden gekauft werden, digital Musik erworben wird oder physisch gekauft wird - aber übers Internet. Die Preise sind schlicht zu billig. Ohne genaue Zahlen vorliegen zu haben, möchte ich meinen, dass mindestens 5 Euro Differenz zwischen Internet und Laden um die Ecke liegen. Und dennoch trauere ich um dieses eine schöne Gefühl. Das Betreten des Ladens, das feste Ziel, eine bestimmte CD zu kaufen. Nach Hause zu kommen, sie einzulegen, das Booklet zu studieren und die Musik zu genießen. Sich ärgern, wenn die CD den eigenen Erwartungen nicht gerecht wird. Sich freuen, wenn sie jeden Cent wert war. Das stolze Gefühl, wieder eine neue Platte zu haben. Ganz ehrlich, wenn ich mir eine CD übers Internet bestelle und diese dann Tage später in den Briefkasten trudelt, dann ist das gewiss auch sehr schön. Es kommt aber in keinster Weise an die besonderen Momente heran, die beim regulären Kauf zu Stande kommen.

Nun will ich freilich weder ermahnen, mehr CDs im Laden zu kaufen, noch will ich nörgeln. Ich selbst weiche seit langer Zeit schon auf Internetversandhäuser zurück, halte im Laden allenfalls nach Schnäppchen aus. Jedoch mache ich das nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ich mir die Ladenpreise schlicht nicht leisten kann. So wird mir bewusst, dass es immer weniger dieser Momente geben wird, wenn man mit einer kleinen Plastiktüte voller Melodien den Laden verlässt.

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